Investorenstrategien: Privataktionäre für mehr Beständigkeit gesucht

Die börsennotierten Gesellschaften im deutschsprachigen Raum sind positiv gestimmt und sehen für die nächsten sechs Monate ein steigendes Konjunkturbarometer. Um die Aktienvolatilität zu verringern und die Investorenstruktur langfristig auszurichten, plant die Mehrzahl von ihnen, zukünftig den Anteil der Privataktionäre am Grundkapital zu erhöhen oder stabil zu halten. Das ergab eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) für das aktuelle DIRK-Stimmungsbarometer unter Investor Relations-Manager in Deutschland, Österreich und der Schweiz.Zwei von drei Unternehmen in Deutschland planen demnach, den Anteil der Privataktionäre am Grundkapital des eigenen Unternehmens in den nächsten zwölf Monaten stabil zu halten. Jede fünfte börsennotierte Gesellschaft möchte den Anteil sogar erhöhen. Als Hauptgrund für eine Anteilserhöhung gaben die Befragten an, dass Privataktionäre dazu beitragen, die Aktienvolatilität zu verringern. Außerdem sind Privataktionäre aus ihrer Sicht langfristiger anlageorientiert als institutionelle Aktionäre und dienen dem Unternehmen als Multiplikatoren.

Um eine Anteilserhöhung zu erreichen, planen die Befragten eine Reihe von Informationsinstrumenten für potenzielle Anleger verstärkt zu nutzen:

  • Investor Relations-Website (64 %)
  • Privataktionärsveranstaltungen mit Aktionärsvereinigungen, Banken und/oder Börsen (57 %)
  • Informationen für die Presse (50 %)
  • Individuelle Antworten auf Anfragen von Privataktionären (39 %)

Interessanterweise spielen laut Befragung Investor-Tage, wie zum Beispiel ein Tag der offenen Tür sowie Werbung und die Nutzung eines Online-Chats bei der intensiveren Ansprache keine Rolle.

Wie die Studie weiter ergab, liegt der Anteil der Privataktionäre am Grundkapital bei 40 % der befragten Unternehmen im Bereich von bis zu 10 %. Bei 24 % der Unternehmen liegt der Anteil der Privataktionäre zwischen 10 und 20 %. Bei 27 % der Unternehmen halten 20 bis 50 % der Aktien Privataktionäre. In 7 % der Unternehmen haben Privataktionäre mit 50 % und mehr Anteil das Sagen.

Die Schweizer Unternehmen teilen laut Befragungsergebnis die Meinung der deutschen Kollegen: 70 % möchten den Anteil der Privataktionäre am Grundkapital des eigenen Unternehmens in den nächsten zwölf Monaten stabil halten, 22 % möchten ihn erhöhen.

Die Unternehmen in Österreich halten noch stärker am Status quo fest als ihre Nachbarländer: 93 % möchten den Anteil stabil halten und kein österreichisches Unternehmen strebt eine Anteilserhöhung an.

In beiden Ländern ist wie in Deutschland die Investor Relations-Website der wichtigste Informations- und Kommunikationskanal, um diese Ziele zu erreichen.

Auf die Frage, welche Informationen aktuell im Vergleich zu vor zwölf Monaten von Privataktionären stärker nachgefragt werden, ergibt sich aus Sicht der befragten Unternehmen in Deutschland folgende Top-5-Rangliste:

  1. Wirtschaftslage allgemein, Unternehmensentwicklung (Finanzen) und Unternehmensentwicklung (operatives Geschäft) mit jeweils 47 %.
  2. Dividendenpolitik und Aktienkursentwicklung mit jeweils 39 %.
  3. Vor allem Unternehmen aus der Automobil- und Technologie-Branche werden derzeit stärker zur Unternehmensentwicklung (Finanzen) befragt als vor einem Jahr.
  4. Überdurchschnittlich viel Unternehmen aus der Finanz-, Technologie- und Pharma-Branche erhalten mehr Anfragen zur Aktienkursentwicklung als vorher.
  5. Drei von zehn Unternehmen geben an, häufiger zur Strategie und zum Wettbewerbsumfeld gefragt zu werden.

Die Themen Nachhaltigkeit und Corporate Responsibility sowie soziale Verantwortung gegenüber Mitarbeitern spielen hingegen keine Rolle. Sie werden unverändert, weniger oder gar nicht nachgefragt. Allerdings gilt auch: Die genannten „Soft Facts“ werden bei DAX- und MDAX-Unternehmen deutlich stärker nachgefragt als bei TecDAX- und SDAX-Unternehmen. Die Meinungen in Österreich und der Schweiz sind vergleichbar.

(ots/ml)

Zur Studie

Die Studie „DIRK-Stimmungsbarometer“ wird vom Deutschen Investor Relations Verband (DIRK) zusammen mit der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zweimal pro Jahr herausgegeben. Sie basiert auf einer halbjährlichen Befragung (Frühjahr und Herbst) von 400 IR-Abteilungen deutscher, österreichischer und Schweizer Unternehmen.

Der Deutsche Investor Relations Verband (DIRK) ist der deutsche Berufsverband für Investor Relations (IR).