EZB-Zinspolitik: Leitzins bleibt unverändert, Ausstieg beginnt

Auf der gestrigen Sitzung beschloss der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB), den Euro-Leitzins (Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 1,00 %, 1,75 % bzw. 0,25 % zu belassen. Allerdings sollen laut EZB-Präsident Jean-Claude Trichet die mehrmonatigen Refinanzierungskredite mit den Banken der Eurozone nach und nach eingestellt werden.Trichet ließ zwar keinen Zweifel daran aufkommen, dass die bisherige krisenbedingte Ausrichtung der Geldpolitik noch einige Monate lang beibehalten und der Leitzins damit höchst wahrscheinlich bei 1 % bleiben werde, aber er machte gleichzeitig deutlich, dass der Anfang eines Ausstiegs ebenfalls eingeläutet sei.

So wird die EZB die krisenbedingt eingeführten langfristigen Tender in der jetzigen Form auslaufen lassen. Diese sogenannten Tender erlaubten den Banken sich für einen definierten Zeitraum (1, 6 oder 12 Monate) bei der EZB in unbegrenzter Höhe aber zu einem fixen niedrigen Zinssatz von 1,0 % zu refinanzieren.

Trichet kündigte gestern an, der letzte Sechsmonatstender mit voller Zuteilung werde am 31. März 2010 kommen und wieder an einen fixen Zinssatz von 1,0 % gebunden sein. Der dritte Zwölfmonatstender werde Mitte Dezember starten, jedoch keinem fixen Zinssatz mehr unterliegen und der letzte Tender mit zwölf Monaten Laufzeit sein.

Diese Form des langsamen und schrittweisen Rückzugs der EZB aus der expansiven Geldpolitik der letzten Monate wird von Experten mehrheitlich positiv beurteilt. Sie verschaffe der EZB einerseits mehr Spielraum für ihre Zinspolitik, vermeide aber andererseits Unruhe an den Finanzmärkten.

(ml)