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Unternehmensgründungen: Mehr Gründergeist in grauen Köpfen

In den kommenden Jahren werden vermehrt Menschen der Generation 50+ neue Unternehmen gründen. Dagegen wird in den jüngeren, geburtenschwachen Jahrgängen der Anteil unternehmerisch aktiver Personen eher sinken. Das besagt eine aktuelle Studie, die den Einfluss von Veränderungen der Altersstruktur auf das unternehmerische Potenzial von Regionen unter die Lupe nimmt. Das Fazit: Je dichter das soziale Netzwerk einer Altersgruppe ist, desto mehr Ressourcen und damit Mut, ein Unternehmen zu gründen, sind vorhanden.Aus ökonomischer Sicht wurde der demografische Wandel bislang vor allem hinsichtlich seiner Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme betrachtet. Mit ihrer Studie versuchten die drei Wissenschaftler Stephan Heblich vom Jenaer Max-Planck-Institut für Ökonomik, Werner Bönte von der Universität Wuppertal und Oliver Falck vom Münchner ifo In­sti­tut nun zu klären, welchen Einfluss die Veränderung der Altersstruktur auf das unternehmerische Potenzial von Regionen hat. Ihre Erkenntnisse deuten in zwei Richtungen: Einerseits zeichnet sich ab, dass immer mehr ältere Menschen ihre eigene Firma gründen, wohingegen der Gründergeist der jüngeren abnimmt. „Angesichts der Tatsache, dass Neugründungen einen wichtigen Beitrag zur Innovationskraft und allgemein dem wirtschaftlichen Potenzial von Regionen leisten, weisen diese Ergebnisse auf zukünftigen Handlungsbedarf hin“, mahnt nun Mitautor Stephan Heblich.

Für ihre Studie haben die Ökonomen die Daten von insgesamt 31 Regionen betrachtet, die das Gebiet der ehemaligen Bundesrepublik sowie Berlins umfassen. Ein Gebiet, auf dem der demografische Wandel bereits vergleichsweise weit fortgeschritten ist und das daher, so die Autoren, Modellcharakter für andere europäische Regionen haben dürfte.

Datengrundlage der Analyse sind die Eurostat-Bevölkerungsdaten sowie Daten über die Zahl der Firmenneugründungen aus der Sozialversicherungsstatistik. Betrachtet wurde der Zeitraum von 1987 bis 2000.

Die Auswertung ihrer Daten bestätigt zunächst den seit längerem belegten Zusammenhang zwischen Lebensalter und Gründungswahrscheinlichkeit: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person unternehmerisch aktiv wird, steigt mit zunehmendem Alter zunächst an, erreicht im Alter von etwa 40 Jahren ihren maximalen Wert und nimmt danach wieder ab. „Darüber hinaus haben wir einen zweiten Scheitelpunkt bei den Gründungsaktivitäten der geburtenstarken Jahrgänge gefunden“, erläutert Heblich die neuen Daten. „Für den gesamten Untersuchungszeitraum zeigt sich bei den Angehörigen der geburtenstarken Jahrgänge eine erhöhte Gründungswahrscheinlichkeit.“

Die Ergebnisse der Studie untermauern damit zugleich die Annahme, dass die Gruppe der Gleichaltrigen (Peer Group) einen Einfluss auf die Gründungswahrscheinlichkeit der Gruppenmitglieder hat. Gründer haben außerdem einen starken regionalen Bezug: Sie gründen dort, wo ihnen ihr soziales Netzwerk zusätzliche Ressourcen erschließt. Soziale Netzwerke wiederum werden vorrangig zwischen Personen einer Altersgruppe geknüpft, weshalb größere Alterskohorten die Schaffung sozialer Netzwerke erleichtern.

Deshalb ist die Annahme plausibel, dass in größeren Gruppen Gleichaltriger prozentual mehr Menschen unternehmerisch aktiv werden, als in kleineren. Der beobachtete Anstieg der Gründungswahrscheinlichkeit bei den geburtenstarken Jahrgängen kann nach Meinung der drei Wissenschaftler als ein Beleg für diese Theorie gesehen werden. Leider lassen die Studienergebnisse im Umkehrschluss befürchten, dass kleiner werdende Alterskohorten zu einem überproportionalen Rückgang der Gründungsaktivitäten in den betroffenen Regionen führen werden.

(idw/ml)