Creditreform-Analyse: Mittelstand erholt sich, Aufschwung bleibt kraftlos

In einer Umfrage der Kreditauskunftei Creditreform im März unter mehr als 4100 kleinen und mittleren deutschen Unternehmen antwortete gut ein Drittel (34,3 %), ihre Geschäftslage sei sehr gut oder gut. Im Vorjahr waren nur 33,0 % dieser Ansicht. Entsprechend wurden die Noten mangelhaft oder ungenügend seltener vergeben als 2009. Allerdings sind noch immer 10,8 % der Unternehmen mit der Geschäftslage unzufrieden (Vorjahr: 13,8 %). Der Saldo aus positiven und negativen Bewertungen erreichte im Frühjahr dieses Jahres 23,5 Punkte (2009: 19,2 Punkte; 2008: 42,0 Punkte). Die Einschätzungen der Geschäftslage in den einzelnen Wirt­schafts­be­rei­chen sind jedoch recht uneinheitlich.Eine bessere Geschäftslage als vor einem Jahr melden mittelständische Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes (Saldo aus positiven und negativen Bewertungen: 16,2 Punkte; 2009: 10,2 Punkte) und Dienstleister (32,1 Punkte; 2009: 21,6 Punkte). Schlechter als 2009 sind die Bewertungen im Handel (15,0 Punkte; Vorjahr 2009 16,6 Punkte) und im Baugewerbe (26,7 Punkte; 2009: 29,3 Punkte).

Die Auftrags- und Umsatzlage des Mittelstandes bessert sich: 22,0 % der Unternehmen konnten steigende Auftragseingänge verbuchen – doppelt so viele wie im vergangenen Jahr (11,6 %). Bei jedem dritten Befragten (33,1 %) gingen die Aufträge zurück (2009: 47,3 %). Steigende Auftragseingänge melden per saldo die Firmen des Kredit- und Versicherungsgewerbes, der Elektrotechnik, der Informations- und Kommunikationstechnik, der Chemiebranche sowie des Grundstücks- und Wohnungswesens. Ein überdurchschnittliches Minus verzeichnen Einzelhandel, Ausbaugewerbe, Verkehr/Logistik sowie Nahrungs- und Genussmittelhersteller.

Die Hälfte des starken Umsatzeinbruchs im vergangenen Frühjahr konnte 2010 wieder wettgemacht werden. Jedes fünfte Unternehmen (19,4 %) verbuchte einen Umsatzanstieg; 37,7 % der Befragten berichten von Umsatzrückgängen. Im Vorjahr musste jeder Zweite (49,1 %) ein Umsatzminus hinnehmen, lediglich 10,7 % der Unternehmen konnten damals einen Zuwachs melden. Der Saldo aus Umsatzzuwächsen und -rückgängen notiert mit -18,3 Punkten im Bereich des langjährigen Durchschnitts.

Der Mittelstand sorgt für Stabilität auf dem Arbeitsmarkt: Fast zwei Drittel der Unternehmen (63,7 %) hat die Mitarbeiterzahl im Verlauf der vergangenen sechs Monate unverändert gelassen. 15,0 % (2009: 11,1 %) der Mittelständler haben zusätzliches Personal eingestellt, 20,9 % waren zu Entlassungen gezwungen. Bei ihren Neueinstellungen setzen die Unternehmen verstärkt auf flexiblere Beschäftigungsverhältnisse: 15,6 % der Betriebe stellten Mitarbeiter auf Teilzeitbasis ein, jeder Zehnte (10,2 %) schuf 400-Euro-Jobs. Drei Viertel der Unternehmen (74,2 %; 2009: 78,8 %), die aufgestockt haben, stellten Vollzeitkräfte ein.

Die Umsatzerwartungen für die kommenden sechs Monate haben sich deutlich aufgehellt. Knapp ein Drittel der Unternehmen (31,0 %) rechnet mit einem Umsatzanstieg – im vergangenen Jahr waren nur 17,2 % der Befragten optimistisch. Der Anteil der Firmen, die Umsatzrückgänge befürchten, sinkt von 38,2 % im Frühjahr 2009 auf aktuell nur noch 17,5 %. Der Saldo liegt damit wieder im positiven Bereich bei 13,5 Punkten.

Die mittelständischen Unternehmen werden in den kommenden Monaten mehr Neueinstellungen vornehmen: 18,2 % der befragten Unternehmen (2009: 10,5 %) planen, die Beschäftigtenzahl aufzustocken – einen Stellenabbau sehen 10,4 % der Mittelständler vor (2009: 17,2 %). Der Saldo der Personalplanungen liegt entsprechend bei 7,8 Punkten (2009: -6,7 Punkte). Dabei dürften sich die Dienstleister als Jobmotor der Zukunft erweisen (Saldo: plus 15,4 Punkte).

Der Anteil der investitionsbereiten Unternehmen im Mittelstand steigt auf 44,3 % (2009: 41,4 %). Anders als im vergangenen Jahr planen die Unternehmen im Frühjahr 2010 wieder mehr Erweiterungsinvestitionen. 50,3 % der Befragten wollen zusätzliche Fertigungskapazitäten schaffen.

Obwohl sich erste positive Signale in der Ertragsentwicklung des deutschen Mittelstandes abzeichnen, bleibt die Lage angespannt. Im Frühjahr 2010 berichtet jedes siebte Unternehmen (14,9 %) von Ertragszuwächsen. Vor einem Jahr meldeten nur 9,2 Prozent der Befragten einen Gewinnanstieg. Gleichwohl ist der Anteil der Unternehmen, die über Ertragsrückgänge klagen, mit 42,5 % (2009: 51,6 %) weiterhin sehr hoch. In den kommenden Monaten dürften die mittelständischen Unternehmen wieder häufiger Ertragssteigerungen melden: Jeder Vierte (24,8 %) ist zuversichtlich, einen höheren Gewinn zu erzielen, während 26,8 % der Befragten ein Minus erwarten. Einzig im Dienstleistungssektor rechnen die Betriebe per saldo mit Ertragszuwächsen.

Dennoch wird 2010 mit steigenden Insolvenzzahlen zu rechnen sein. Immer noch haben drei von zehn Unternehmen (28,7 %) eine Eigenkapitalquote, die weniger als zehn Prozent der Bilanzsumme ausmacht. Vor allem kleine Unternehmen haben in dieser Hinsicht Nachholbedarf.

Für den Mittelstand ist es zudem schwieriger geworden, Kredite zu bekommen. Jedes sechste Unternehmen (16,7 %), das Verschärfungen beim Kreditzugang erlebte, berichtet im Frühjahr 2010 von einer Ablehnung des Kreditgesuchs. Hiervon überdurchschnittlich betroffen sind Bauunternehmen (19,6 %) sowie junge Firmen. Fast 30 % der 2008 und 2009 gegründeten Betriebe wurde der Kredit verweigert. Etablierte Unternehmen, mit mehr als zehnjähriger Marktzugehörigkeit, trifft es weniger (13,3 %).

Ohne hohe Sicherheiten gibt es keinen Kredit – 84,4 % der Unternehmen nennen die gestiegenen Anforderungen der Banken bezüglich der zu stellenden Sicherheiten als problematisch. 35,3 % mussten höhere Risikoaufschläge in Kauf nehmen. Eine grundlegende Entspannung der Finanzierungssituation zeichnet sich aus Sicht der befragten Unternehmen nicht ab. 91,4 % der Mittelständler rechnen bei der künftigen Kapitalaufnahme mit Schwierigkeiten. Vor einem Jahr waren erst 84,6 % der Befragten skeptisch.

Der aktuelle Bericht zur Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand, Frühjahr 2010 steht als kostenloser Download im Internet bereit.

(Creditreform/ml)