RehaCare 2015: Wie Querschnittgelähmte aus der Hüfte kommen

Jeder von uns beobachtet von Zeit zu Zeit Rollstuhlfahrer. Dennoch können wir uns sicher kein Bild davon machen, wie das tägliche Leben funktioniert, wenn eine Lähmung alles verändert hat. Im Internet ist viel darüber zu lesen – auf der Rehacare, der Fachmesse für Rehabilitation und Hilfsmittel aller Art, bekommt man einen Eindruck, was Technik ausgleichen kann.

Im Rollstuhl ist alles anders. Je nach Ursache sitzt der Rollstuhlfahrer nicht nur, meistens hat er weitere körperliche Einschränkungen, dazu kommen oft psychische Probleme. Einige Firmen haben sich zum Ziel gesetzt, nicht die Ursache zu heilen, sondern das Symptom zu kompensieren: Mit Exoskeletten können gelähmte Menschen wieder aufstehen und laufen.

Wie z.B. Christine Burger. Sie lernt langsam wieder laufen. Sie schwebt eigentlich – denn ihre Beine spürt die seit 1997 brustabwärts komplett gelähmte Frau nicht mehr. Und doch geht sie. Das Exoskelett ReWalk erlaubt es ihr wieder, aufzustehen und die Welt aufrecht zu durchschreiten.

Zusammen mit Physiotherapeuten tasten sich ReWalker inzwischen vielerorts wieder ans Laufen heran. Aber nicht nur psychisch hilft ReWalk den Patienten. Auch körperlich verbessert sich vieles, wie der ReWalker Michael Steinmetz bestätigen kann:

„Die körperliche Verfassung ist wesentlich besser. Weniger Medikamente, weniger Arztbesuche. Gesundheitlich geht’s mir wesentlich besser. Viele, viele Schmerzen sind weg, durch die Bewegung.“

Das Exoskelett von Ekso Bionics setzt Physiotherapeut Dennis Veit therapeutisch ein. YOUwalk heißt seine Firma. Mit seinem Programm und einem Eksoskelett hilft er monatsweise vielerorts in Deutschland. Eine andere Form der technisch herbeigeführten Freiheit ist der F2 von Freee. Er wurde auf Segway-Basis umgebaut und schafft 20 km/h – außerdem fast jedes Gelände, schwärmt Andreas Incorvaia. Er kann damit Strände, Kopfsteinpflaster, Wald- und Schotterwege fahren. Radtouren können mitgemacht und Steigungen bis zu 20 % bewältigt werden. Die Reichweite beträgt 30 km, die seinen Erfahrungen nach „wirklich realitätsnah sind“.

Selbstständig und selbstbewusst durchs Leben, egal mit welcher Einschränkung. Das ist das Ziel vieler Aussteller auf der Rehacare. Und das können auch so kleine Lösungen sein, wie die Lupe Zoom & Read. Sie kann im Supermarkt das Kleingedruckte vorlesen oder das weit entfernte Straßenschild. (Quelle: m4-tv.com/MTX).