Automobilbau: In Hürth-Knapsack steht die welt­größte Anlage für Leicht­kunststoffe

Kunststoff ist aus unserer Welt nur noch sehr schwer weg­zu­denken. Besonders die Auto­mobil­industrie setzt auf Spezial­kunst­stoffe, denn sie sind leicht, nahe­zu beliebig form­bar und lassen sich an viele An­sprüche an­passen. Die größte Poly­propylen-Com­pound-Pro­duktions­anlage der Welt in Hürth-Knap­sack ist im September 2019 offi­ziell in Be­trieb ge­nom­men worden.

Polypropylen-Compounds sind kleine Plastikkugeln, die durch Zusatzstoffe angereichert werden. Sie bieten besonders viel Flexibilität. Im LyondellBasell-Werk im Chemiepark Knapsack, das eine Jahreskapazität von 200.000 t hat, werden aus Rohstoffgranulat im Doppelschnecken-Extruder Spezialkunststoffe für eine Vielzahl von Anwendungen hergestellt. In großen Mischanlagen entstehen perfekt an den Kundenwunsch angepasste Granulate. Teils grammgenau zugefügte Additive wie Glasfasern, Talkum oder Pigmente verleihen ihnen die gewünschten Eigenschaften. Es ist „alles ‚tailor-made‘“, wie Martin Lloréns Rilk, Production Engineer Advanced Polyolefins beim drittgrößten europäischen Chemieunternehmen LyondellBasell, erklärt: „Der Kunde spezifiziert ein Produkt, was er gerne hätte, und das kann eine bestimmte Festigkeit sein oder eine bestimmte Haptik, das es sich besonders soft anfühlt oder gummiartig.“

Ob Haushaltsgeräte oder Automobil-Innenräume – die Ansprüche sind hoch. Die Qualität jedes Granulats wird darum alle zwei Stunden kontrolliert. Das Material soll einerseits hochfest sein, andererseits nicht spröde, langlebig, aber recycling-fähig. Automobilhersteller kämpfen derzeit um jedes Gramm beim Bauteil – Abstriche bei der Qualität akzeptieren sie nicht. Martin Lloréns Rilk ist überzeugt, dass die Arbeit im Chemiepark nicht ausgeht:

„Jetzt beim Wechsel von konventionellen Kraftstoffen auf zukünftig Elektromobilität muss nach wie vor Gewicht eingespart werden, und das geht halt nur über den erhöhten Kunststoffeinsatz: Die Autos müssen leichter werden.“

Die weitere Zukunft des Automobils ist kaum vorhersagbar. Aber egal, wie wir künftig unterwegs sein werden – Leichtbau mit Kunststoff wird bei der Fahrzeugherstellung noch lange eine Rolle spielen.