Bitkom e.V.: Datenschutz­verantwortliche zeigen sich selbstkritisch

Der Bitkom e.V. hat gestern die Ergebnisse einer sonderbaren Umfrage veröffentlicht, bei der sich 504 Datenschutz­verantwortliche u.a. zur DSGVO-Umsetzung geäußert haben. Die Situation dürfte besser sein, als sie der Bitkom deutet.

Wenig überraschend ist zunächst, dass die Umsetzung der europäischen Datenschutz-Grund­verordnung in den meisten Unter­nehmen noch keines­wegs abge­schlossen ist. Dass dies ein iterativer Prozess ist, der nicht zuletzt deshalb das dauernde Engagement von Datenschutz­beauftragten erfordert, sollte längst klar sein. Gleichwohl irritiert auf den ersten Blick, dass nur 20 % der Befragten angeben, das eigene Unter­nehmen habe die DSGVO voll­ständig umgesetzt; hinzu kommen 37 %, die berichten, die DSGVO-Vorgaben größten­teils umgesetzt zu haben, und 35 % mit teil­weiser Umsetzung. Dem­gegenüber haben 6 % gerade erst mit der Um­setzung begonnen. Ent­sprechend hält Susanne Dehmel, die in der Bitkom-Leitung den Geschäfts­bereich Recht & Sicherheit innehat, es für praktisch unmöglich, den DSGVO-Vorgaben gerecht zu werden:

„Durch unklare Vorschriften und zusätzliche Anforderungen der Datenschutz­behörden ist aus der DS-GVO ein Fass ohne Boden geworden.“

Tatsächlich dürfte die Situation nicht ganz so tragisch sein; die Zahlen lassen auch eine freundliche Deutung zu: dass nämlich die Datenschutz­beauftragten ganz sorgfältige Arbeit leisten. Befragt waren ja eben die Umsetzungs­verantwortlichen – und die wissen sehr gut und genau (sicher genauer als alle übrigen im Unter­nehmen), was alles noch zu tun bleibt. Interessant wäre hier der Abgleich mit dem Management. „Daten­schutz läuft gut, nur der DSB jammert immer noch“ könnte komplementär die dortige Wahrnehmung sein.

Dass außerdem bei 56 % der Unternehmen „neue, innovative Projekte aufgrund der DS-GVO gescheitert [sind] – entweder wegen direkter Vorgaben oder wegen Unklar­heiten in der Auslegung der DS-GVO“, macht vor allem neugierig auf die zugehörige Frage. „Jedes 2. Unternehmen verzichtet aus Datenschutz­gründen auf Innovationen“, fasst der Bitkom das Ergebnis stattdessen als Schlag­zeile. Falls damit gemeint ist, dass wir uns doch nicht getraut haben, die Teamtreffen per Skype abzuhalten, geht auch das in Ordnung. Ansonsten müssten wir wissen, was mit „innovativ“ gemeint war. Wir tun das bis dahin zur Liste der verhinderten Unfälle und anderer Dinge, deren Nicht­zustande­kommen nicht zu belegen ist.