Institute für Mittelstandsforschung

Akademische Studien schürfen Praxisdaten

Von Barbara Wenz/Jutta Gröschl, IfM Bonn

„Für insgesamt rund 135.000 Unternehmen wird nach Schätzungen des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn in den kommenden fünf Jahren ein Nachfolger gesucht, weil die Eigentümer aufgrund von Alter, Krankheit oder Tod aus der Geschäftsführung ausscheiden. Davon werden pro Jahr durchschnittlich 400.000 Beschäftigte betroffen sein.“ – So oder ähnlich begegnet man auf Presseportalen und in Pressemitteilungen den Instituten für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn oder Mannheim. Doch wer steckt hinter diesen öffentlichen Einrichtungen?

Ein Blick auf die Tätigkeit dieser Institute lohnt sich – schließlich bieten sie den zuständigen Wirtschaftspolitikern im Bund und in den Ländern sowie kleinen und mittleren Unternehmen im Mittelstand, Verbänden und Journalisten handfeste Erkenntnisse und praktische Hilfestellungen.

Schwerpunkte und Services

Ein wichtiges Element der Institutsarbeit in Bonn und Mannheim ist die Datenerhebung durch Umfragen im Mittelstand – die bekanntesten sind die mehrmals im Jahr durchgeführten Konjunkturumfragen –, und deren Auswertung nach wirtschaftswissenschaftlichen Kriterien unter Hinzuziehung von Statistiken und Kennzahlen. So stellen die Institute eigenes, aufbereitetes Zahlenmaterial vor, mit dem Ziel, die Datenbasis zum Mittelstand ständig zu verbessern und zu erweitern, halten Vortragsreihen zu relevanten Themen und publizieren laufend die aktuellen Forschungsergebnisse in Schriftenreihen sowie auf ihren Internetseiten.

Mittelstandsforschung in Deutschland

Während das IfM Bonn als Stiftung des privaten Rechts von der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Nordrhein-Westfalen gegründet wurde, handelt es sich bei den Instituten in Mannheim, Lüneburg und Witten/Herdecke sowie beim Fachbereich Internationale Innovations- und Mittelstandsforschung Berlin um zentrale Forschungseinrichtungen von Universitäten bzw. der Fachhochschule. Der Mitarbeiterstab setzt sich zusammen aus ordentlichen Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitern und Forschungsassistenten.

Darüber hinaus laufen an den Hochschulen etliche KMU-orientierte Forschungsprojekte (z.B. an der Bundeswehruni Hamburg), und einige Universitäten haben feste Lehrstühle eingerichtet, die auf Themen des Mittelstands ausgerichtet sind, z. B. in Bremen (unterstützt vom Förderverein für Mittelstandsforschung e.V.) oder in Göttingen. Außerdem widmen sich natürlich auch weniger spezialisierte Einrichtungen dem Mittelstand, etwa das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung Berlin oder das ifo Institut für Wirtschaftsforschung e.V. an der Universität München. Noch spezialisierter gefasst ist dagegen das Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU), das jedoch z.T. interessante Ergebnisse vorstellen kann.

Dass die Tätigkeit der Institute nicht nur einen wirtschaftswissenschaftlichen und rein akademischen Wert besitzt, zeigt ein Blick auf die Eckdaten der Mittelstandsstatistik des ifm Mannheim ebenso wie auf das Zahlenmaterial, das das IfM Bonn auf seiner Website unter Statistiken zur Verfügung stellt:

  • Wer gehört überhaupt zum Mittelstand?
  • Wie viele Gründungen, Insolvenzen und Liquidationen gab es im vergangenen Jahr in Deutschland?
  • Welches sind die erfolgreichsten 500 Familienunternehmen in Deutschland und welchen Branchen gehören sie an?
  • Problemfall Unternehmensnachfolge: Wie viele Betriebe sind betroffen und was bedeutet das für den Arbeitsplatzerhalt im Mittelstand?

Bei der Durchsicht der Statistiken zeichnen sich gut die Kernfragen ab, mit denen sich KMU in ihrer unternehmerischen Praxis konfrontiert sehen. Deshalb bieten darüber hinaus die Einrichtungen in Bonn und Mannheim Vorträge zu den Themen Existenzgründung, zum Strukturwandel im Mittelstand und zur Unternehmensnachfolge an.

Das Kompetenzzentrum Internationale Innovations- und Mittelstandsforschung an der FH Berlin widmet sich in seiner praktischen Arbeit der Konzeption und Bereitstellung von betrieblichen Steuerinstrumenten im Rahmen von Basel II und deren Alternativen. Besonders für mittelständische Unternehmen, die eine Expansion nach Mittel- und Osteuropa sowie Asien planen, bietet das Institut Beratung und Unterstützung in Sachen Strategie, Personalmanagement und Finanzierung an. Ausdrücklich möchten die Berliner Forscher so genannte „Mittelstandstugenden“ wie z.B. hohe Flexibilität und strikte Kundenorientierung fördern und weiterentwickeln. Ein Augenmerk liegt dabei auf den Herausforderungen der Internationalisierung, auch im Hinblick auf [[Patent]- und Wettbewerbsrecht.

Offensive Mittelstand

Das Projekt Offensive Mittelstand wurde im Jahre 2006 mit dem Ziel initiiert, den mittelständischen Unternehmenslenkern kostenlose Informationen und praktische Unterstützung zukommen zu lassen, damit sie ihre Unternehmensprozesse stetig verbessern können. Neben dem Bonner Institut für Mittelstandsforschung gehören dem Vorhaben inzwischen rund 150 Partner aus der Wirtschaft, der Wissenschaft, von Verbänden sowie aus verschiedenen Bundes- und Länderbehörden an.

Den mittelständischen Unternehmenslenkern stehen aktuell drei Praxishilfen zur Verfügung, die von den Netzwerkpartnern kontinuierlich up to date gehalten werden:

  • Der Leitfaden „Guter Mittelstand“ stellt kurz, aber prägnant Maßnahmen zur erfolgreichen Unternehmensführung dar.
  • Der INQA-Unternehmenscheck „Guter Mittelstand“ zeigt auf, in welchen Bereichen Arbeits- und Organisationsprozesse noch verbessert werden können.
  • Im INQA-Check „Personalführung“ werden sowohl klassische Themen wie Personalplanung, -gewinnung, -entwicklung als auch z.B. motivierende Personalmaßnahmen, die Wege interner Kommunikation oder der Umgang mit den Stärken und Schwächen bei Führungskräften thematisiert.

Daneben sind die Netzwerkpartner auch regional mit Vorträgen aktiv und unterstützen die mittelständischen Unternehmenslenker bei konkreten Problemen.

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