Notebook-Konzepte, Teil 3

Zwischen Zwergen und Riesen

Von Uli Ries

Der Markt für Geschäftskunden-Notebooks kommt in Bewegung. Dass Freizeitanforderungen im Zuge der so genannten Consumerization an Gewicht gewinnen, hat bereits Teil 2 dieser Serie aufgedeckt. Jetzt geht es darum, wer in die Lücke stößt und mit Alternativen punktet.

Großen Wirbel machen derzeit die so genannten Nettops oder Netbooks. Diese Mini-Notebooks mit maximal 10 Zoll großen Displays sind ideale Reiseschreibmaschinen und E-Mail-Werkzeuge. Prominentester Vertreter der Gattung ist der Eee PC von Asus. Inzwischen haben praktisch alle übrigen Hersteller nachgezogen und eigene Nettops im Angebot: Acer, Dell, HP, MSI, Samsung, Toshiba.

22,6 cm Bildschirmdiagonale

Das Gros der Geräte hat ein 8,9-Zoll-Display und ist sowohl preislich (die meisten Geräte kosten unter 400 Euro), als auch qualitativ eher für den Einsatz zu Hause konzipiert. Einzig HP nimmt mit seinem HP 2133 Mini-Note-PC Geschäftskunden ins Visier. Mit welchen Argumenten der 1,27 kg schwere, mit einem 8,9-Zoll-Display (WXGA-Auflösung, 1280 × 768 Pixel) ausgestattete Winzling jedoch an den Business-Kunden gebracht werden soll, ist den deutschen HP-Vertretern noch schleierhaft. Es soll jedenfalls kein Schulnotebook werden, wie es in den USA oder England der Fall ist. Angetrieben wird das 470 Euro teure HP 2133 von einem VIA C7-M ULV mit 1,2 GHz. Dass der leistungsfähigere und von fast allen Mitbewerbern verbaute Intel-Atom-Prozessor nicht zum Zug kommt, erklärt HP mit der späten Verfügbarkeit der Intel-CPU.

Sind die Minis hart genug im Nehmen?
Mini-Notebooks wie das Asus Eee sind alle­samt eher für den gelegent­lichen Ge­brauch gebaut. Wer einen Eee PC in Händen hält, stellt auch sofort die quali­tativen Unter­schiede zu einem hoch­wertigen Sub­notebook fest. Inso­fern liegt die Ver­mutung nahe, dass die Net­tops den rauen Anfor­derungen von Viel­reisenden nicht ge­wachsen sind, so dass sie beim täg­lichen Ein­satz schnel­ler den Geist auf­geben als ihre ro­busteren, aber teu­reren Ge­schwister. Was wie­derum sehr schade wäre – eignen sie sich doch auf­grund der Ab­messungen per­fekt für den mobilen Einsatz.

Ob ein derart kleines Notebook für den Einsatz im Geschäftsleben geeignet ist, muss wohl jeder für sich entscheiden. Denn es gibt keinen allgemeingültigen Ratschlag, ob die oft winzigen Tastaturen mit ihrem geringen Abstand zwischen den Tasten Hilfsmittel oder Hindernis sind. Das Gleiche gilt für die maximal 10 Zoll großen Displays. Auch hier hilft nur, sich eines der Geräte einmal in Ruhe beim Händler oder im Elektrofachmarkt anzuschauen – zumindest die Acer- und Asus-Geräte sind dort in ausreichender Stückzahl zu finden – und die gebotene Hardware gegen die eigenen Ansprüche zu stellen. Eines lässt sich aber pauschal sagen: Für Anwendungen wie Textverarbeitung, E-Mail oder das Websurfen ist die von den verschiedenen Herstellern verbaute Hardware in jedem Fall leistungsfähig genug.

Mehr Leistung, erheblich mehr Komfort, aber nur wenig mehr Gewicht bieten Subnotebooks mit 12- oder 13,3-Zoll-Display. Diese Modelle wiegen meist deutlich unter 2 kg – die leichtesten 12-Zoll-Modelle gar nur 1 kg – und ihre Tastaturen sind auch für Vielschreiber ein praktikables Werkzeug. Auf Reisen taugen die Displays durchaus, um Texte zu bearbeiten oder Präsentationen vorzubereiten. Einzig ausuferende Excel-Tabellen zeigen den Schirmen ihre Grenzen auf.

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Schwarz auf Weiß
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Standfest, zum Einklappen

Das andere Ende der Skala sind die so genannten Desktop-Ersatz-Notebooks, englisch „Desktop Replacement Computers“ (DTR). Mit Display-Diagonalen von 17 Zoll und mehr sowie brachial schnellen Prozessoren und Grafikchips wollen sie den herkömmlichen Desktop-PC endgültig verdrängen. Solche Notebooks sind in der Tat nur dann zu empfehlen, wenn sie so gut wie nie transportiert werden müssen und stets eine Steckdose in der Nähe ist. Denn unter 4 kg sind diese Geräte nicht zu bekommen (oft wiegt das Netzteil dann noch mal ein Kilo) und aufgrund der großen Displays ist eine Akkuladung meist schon nach weniger als 60 Minuten ausgesaugt. Dafür punkten die Boliden mit einer Leistung, die durchschnittlichen PCs in nichts nachsteht. Und auch die Ergonomie ist aufgrund der normal großen Tastaturen und der großen Displays einwandfrei.

Auf Apfel umgewöhnt

Apple-Notebooks sind nach wie vor die Exoten. Dabei kann es inzwischen nur noch an der geringen Marktdurchdringung liegen, denn die Hardware ist weitgehend identisch mit herkömmlichen Windows-Notebooks. Alle MacBook- und MacBook-Pro-Modelle basieren auf den gleichen Intel-Komponenten wie die Geräte von Acer, Asus, Dell & Co. Dank einer von Apple mitgelieferten Software namens Boot Camp lässt sich sogar ein herkömmliches Windows XP oder Vista auf den Apfel-Maschinen installieren. Die Performance einer solchen Installation ist im Vergleich zu einem reinen Windows-Gerät nur minimal schlechter, der Komfortgewinn durch die Dual-Boot-Konfiguration dagegen maximal.

Die Preise für die Mobil-Macs erscheinen auf den ersten Blick sehr hoch. Schaut man sich jedoch die Konfiguration im Detail an, sind sie durchaus konkurrenzfähig. Schließlich bietet Apple pfiffige Funktionen wie eine von unten beleuchtete Tastatur, einen per Magnet befestigten Netzteilstecker und eine in den Display-Deckel integrierte Webcam. Diese z.T. einmaligen Funktionen lässt sich der Hersteller natürlich bezahlen.

Serie: Notebook-Konzepte
Teil 1 haut auf den Tisch. Ein Business-Note­book muss das aus­halten. Teil 2 wid­met sich prak­tischen Hel­fern und ver­rät, warum ver­gnüg­liche Extras kein Luxus mehr sind. Teil 3 wirft einen Blick über den Teller­rand: auf Mac­Books und an­dere Exoten.

In technischer Hinsicht spricht nichts gegen den Einsatz von MacBooks in Windows-Netzwerken. Einzig die mangelnde Plattformstabilität – Apple garantiert keine Laufzeit der Plattform – und der Mangel an stark benötigten Funktionen wie einem Docking-Connector sprechen eventuell gegen die schicken Mobil-Macs.

Fazit: Was für den Einsatz passt

Die Auswahl an Notebooks scheint unendlich groß. Lässt man jedoch die für Business-Kunden ungeeigneten Consumer-Geräte außer Acht, wird das Angebot schon übersichtlicher. Welches Gerät nun das beste ist – ob Mini-Notebook, kraftvoller Desktop-Ersatz oder ein Exote von Apple – muss jeder nach seinen Anforderungen selbst entscheiden. Es gibt zu viele Einsatzszenarien, als dass ein allgemeiner Ratschlag möglich wäre.

Wer jedoch viel auf Reisen ist und unterwegs nicht nur gelegentlich eine E-Mail schreibt, kauft am besten ein Subnotebook und erweitert es am Büroarbeitsplatz um eine Docking-Station, an die Maus, Tastatur und externes TFT-Display angeschlossen werden. Er bekommt damit die ideale Mischung aus Komfort und Ergonomie.

Verlässt der Mobil-PC jedoch nie Haus oder Büro, wird ein maximal großes Display wichtig. Auf diese Weise spart man sich die Anschaffung eines zusätzlichen Schirms, der nur für unnötig viele Kabel sorgt und sich zudem nicht so elegant verstecken lässt wie ein zugeklapptes Notebook.

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Uli Ries ist freier Journalist und Autor mit abgeschlossene journalistischer Ausbildung und langjähriger Erfahrung (u.a. bei CHIP, PC Professionell und www.notebookjournal.de). Seine Spezialgebiete sind Mobilität, IT-Sicherheit und Kommunikation – zu diesen Themen tritt er immer wieder auch als Moderator und Fachreferent auf.


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