RFID in der Praxis

Clevere KMU entdecken Smart Labels

Von Christine Lendt

Die wirtschaftlichen Chancen der „schlauen“ Funketiketten werden heiß diskutiert. Über den Erfolg sind sich Experten schon einig: Der Einsatz von RFID-Technologie soll mittelfristig für starke Umsatzzuwächse sorgen – ein Kuchen, von dem sich auch KMU ein Stück abschneiden können. Die Potenziale decken ein breites Spektrum ab. Kleine und mittlere Unternehmen können interne Abläufe erleichtern. Das zeigen zahlreiche Pilotprojekte.

Warenbewegungen dokumentieren

Der Sprudelhersteller Gerolsteiner macht vor, wie es im Track Tracing laufen kann. Wie alle Food-Produzenten muss er die Warenbewegungen jetzt dokumentieren. So will es die EU-Verordnung 178/2002. Es muss also nachweisbar sein, welche Fracht auf welchem Transporter gelandet ist. Bei großen Lagermengen ist das eine Herausforderung, zumal sich die Prozesse dadurch ja nicht verlangsamen sollten. Gerolsteiner hat kurzerhand 2500 RFID-Transponder in den Boden der Lagerhalle eingelassen – wo genau, wurde in der ID des jeweiligen Chips gespeichert. Über eine am Gabelstapler befestigte Antenne und Wireless LAN werden alle Positionen des Staplers dokumentiert. Außerdem wurden die Gabelstapler mit Scannern ausgestattet, die beim Transport die Nummer der Versandeinheit auslesen. Der Fahrer gibt dann über ein Touchscreen in seinem Cockpit an, was er mit der Palette macht. Zum Beispiel, dass er sie gerade aufnimmt oder absetzt. Mit diesem System kann also genau festgestellt werden, welcher Gabelstapler welchem Lkw was genau geladen hat. Und die lückenlose Dokumentation ist gewährleistet. (Die Fallstudie hierzu gibt es beim RFID-Atlas als PDF zum Download.)

Ordnung in die Akten bringen

Wo viele Personen aus vielen Abteilungen auf dieselben Dokumente zugreifen müssen, wird es kompliziert. Zum Beispiel bei Aktenbergen, wie sie in einer Anwaltskanzlei anfallen. Aufwändige Suchprozesse blockieren die Arbeit, selbst wenn alles perfekt organisiert ist. Die Sucharbeit zu delegieren, ist meist auch keine Lösung, entstehen dadurch doch beträchtliche Personalkosten. Um derlei Vorgänge zu vereinfachen, hat die Großkanzlei Epping-Hermann-Fischer sämtliche ihrer 40.000 Akten mit hochfrequenten Vicinity Smartcards nach ISO 15693 ausgestattet. Auch alle Umläufe sowie die Fachliteratur der beiden internen Bibliotheken wurden mit Tags versehen. In den relevanten Räumen sind nun Lesegeräte platziert. Das Ergebnis: Sobald eine der „markierten“ Akten einen Reader passiert, wird sie automatisch lokalisiert, so dass jeder Mitarbeiter der Kanzlei von seinem PC aus abrufen kann, wo sie sich gerade befindet. (Die entsprechende Fallstudie hierzu gibt es ebenfalls beim RFID-Atlas als PDF zum Download.)

RFID trifft den Mittelstand

Zahlreiche Konzerne setzten RFID bereits erfolgreich ein. Für die meisten KMU ist die Technologie dagegen noch Neuland. Gerade sie will das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie daher über die Chancen informieren, die hier liegen und entscheidend zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit beitragen können. Das vom BMWi geförderte Netzwerk Elektronischer Geschäftsverkehr (NEG) hat daher für 2007 eine Veranstaltungsreihe zum Thema gestartet. Unter dem Titel „RFID – eine Zukunftstechnologie für kleine und mittlere Unternehmen“ sind bis zu 22 Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet geplant. Sie informieren über praktische Anwendungen in den verschiedenen Regionen:

Verbundveranstaltungen 2007

Die Veranstaltungen sind Teil des Verbundprojektes „RFID für kleine und mittlere Unternehmen“. Für die Durchführung im NEG sind die beiden regionalen Zentren ECC Stuttgart-Heilbronn und EC-Ruhr zuständig. Weitere Partner sind das Informationsforum RFID e.V., die Oracle Deutschland GmbH, das Steinbeis-Transferzentrum My eBusiness, die IHK Region Stuttgart und die Universität Stuttgart mit dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) und dem Institut für Fördertechnik und Logistik (IFT). Das Projekt informiert KMU über die praktischen Einsatzmöglichkeiten und den Entwicklungsstand der innovativen Technologie.

Atlas für Pioniere

Die Informationsplattform RFID-Atlas des NEG gibt konkret Auskunft über Anwendungsmöglichkeiten. Ständig aktualisierte Fallbeispiele liefern einen Überblick über RFID-Projekte, die verwendete Hard- und Software sowie technische Informationen und Kontaktdaten der beteiligten Unternehmen. Daneben gibt es zahlreiche Infos, etwa zum Thema Datensicherheit und -schutz, sowie einen großen Downloadbereich.

Fazit: RFID gibt Vollgas

Wer vorne dran sein will, sollte sich bald schlau machen, was RFID für die eigenen Unternehmenszwecke bringt. Zwar darf nicht vergessen werden, dass es hier um eine neue Technologie geht, die noch ausgebaut werden muss, und ein gewichtiges Thema in dieser Sache bleibt natürlich der Datenschutz. Doch die Zahl der Projekte und Partner wächst laufend, und dazu zählen längst nicht mehr nur die ganz Großen. Gerade der Mittelstand steht hier offenbar noch am Anfang (fast) grenzenloser Möglichkeiten.

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