Notebook-Konzepte, Teil 2

Praxistauglich heißt anwenderfreundlich

Von Uli Ries

Dass Mobil-PCs für die Arbeit sehr viel härter im Nehmen sind als die Verbrauchermodelle aus dem Elektronikmarkt hat Teil 1 dieser Serie gezeigt. Dennoch nähern sich beide Sparten einander an: Business-Modelle werden vergnügungstauglich.

Denn für eine Generation, die mit Internet und DVD aufgewachsen ist, verschleifen sich die Grenzen zwischen Geschäft und Unterhaltung immer mehr. Vor dem Grafikchip geht es aber noch um intelligente Schutzkonzepte und praktische Kompatibilität.

Profisoftware fürs Geschäft

Die Hersteller der Business-Notebooks optimieren nicht nur die Gehäuse ihrer Geräte. Sie packen zudem oft praktische Anwendungen dazu, die das Arbeitsleben erleichtern. Klassenprimus ist einmal mehr Lenovo, wo man den Thinkpads mit den ThinkVantage-Tools reichlich Software mit auf den Weg gibt. Die auf jedem Thinkpad vorinstallierte Backup-Software Rescue & Recovery kann es hinsichtlich Funktionsumfang und Zuverlässigkeit ohne weiteres mit ihren kostenpflichtigen Geschwistern aufnehmen und ist mehr als eine Dreingabe. Im Fall der SL-Notebooks hat Lenovo den Umfang der vorinstallierten ThinkVantage Tools allerdings eingedampft und z.B. den System Migration Assistant eingespart, da dieser an den Bedürfnissen der Mittelständler vorbeizielt. Die fehlenden Komponenten können vom Kunden aber heruntergeladen und nachinstalliert werden (allerdings ohne den Segen des Herstellers).

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Schwarz auf Weiß
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Andere Hilfsmittel sind z.B. Passwort-Manager, Programme zur Festplattenverschlüsselung oder Anwendungen, mit denen sich Display- und Netzwerkprofile verwalten lassen. Toshibas EasyGuard-Konzept umfasst eine Auswahl solcher Anwendungen, HP nennt sein Paket Professional Innovations und liefert ebenfalls diverse Helferlein mit. Auch Dell peppt seine Business-Notebooks der Latitude-E-Familie mit neuen und nützlichen Funktionen abseits des Gewohnten auf.

Serie: Notebook-Konzepte
Teil 1 haut auf den Tisch. Ein Business-Note­book muss das aus­halten. Teil 2 wid­met sich prak­tischen Hel­fern und ver­rät, warum ver­gnüg­liche Extras kein Luxus mehr sind. Teil 3 wirft einen Blick über den Teller­rand: auf Mac­Books und an­dere Exoten.

So bringen die Amerikaner mit der Latitude Instant On genannten Schnellstartfunktion eine Funktion in die Business-Welt, die bislang nur bei Consumer-Notebooks angeboten wurde: Nach Druck auf eine spezielle Taste bootet das Gerät eine eigens angepasste Linux-Version anstatt der üblichen Windows-Installation. Da das abgespeckte Linux von einem eigenen Flash-Speicher gestartet wird, soll die Bootzeit bei nur wenigen Sekunden liegen. Ist das Mini-Linux gestartet, kann der Anwender per Microsoft Exchange, POP3 oder IMAP4 rasch seinen Posteingang überprüfen, den Kalender einsehen oder in seinen Kontakten suchen. Auch einen Webbrowser hat Dell integriert. Der Netzwerkzugriff geschieht über eine der ins Gerät eingebauten Breitbandtechniken: WLAN, Ethernet, WiMAX (vorerst nur in den USA) oder UMTS.

Andocken und abheben

So sehr sich Business-Notebooks von Hersteller zu Hersteller unterscheiden – eines haben sie alle gemeinsam: einen Anschluss für Docking-Stationen. Dieser Anschluss fehlt so gut wie allen Consumer-Notebooks. Er ist aber ein echter Segen, wenn der Anwender das Gerät sowohl stationär am Schreibtisch als auch in freier Wildbahn nutzt. Denn die Docking-Station bzw. der Port-Replikator vermeidet das lästige An- und Abstecken der Kabel für Tastatur, Maus, Monitor, Netzwerk und Energieversorgung.

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Docking-Stationen ersparen das An- und Abstecken von Kabeln. Sobald das Notebook mit auf Reisen soll, genügt ein Handgriff und der Mobil-PC ist wieder frei. (Bild: Dell)

Kennzeichen bekannter Business-Notebooks ist die lange Zeit unveränderte Ausführung des Docking-Ports. Oft bleibt der Anschluss über viele Jahre identisch, so dass sich vorhandene Sockel auch mit neueren Geräten nutzen lassen. Im Fall der Tecra-Modelle von Toshiba können die Erweiterungen sogar familienübergreifend genutzt werden: Das Zubehör des 12-Zoll-Tablet-PCs arbeitet auch mit dem 15,4-Zoll-Notebook zusammen. Ähnlich wichtig ist die Kompatibilität der Netzteilstecker. Auch hier versuchen die großen Hersteller, möglichst lange ohne Änderung auszukommen, damit ihre Kunden nicht einen Zoo an Netzteiltypen vorhalten müssen, wenn sie im Schadensfall schnell eine funktionierende Energieversorgung aushändigen wollen.

Dieser Fokus auf möglichst lange Laufzeiten von Zubehör fehlt bei den günstigeren Consumer-Geräten in aller Regel. Nachdem es in Privathaushalten selten derart viele Notebooks gibt, dass variierende Anschlüsse ein Problem wären, müssen sich die Hersteller darüber auch keine Gedanken machen. Im Business-Umfeld haben inkompatible Buchsen und Stecker jedoch nichts verloren. Von hier aus ist klar: Den Kauf eines Endkundennotebooks sollte man den privaten Käufern überlassen.

Keine Angst vor Multimedia

Dass Business-Notebooks unbedingt langweilig aussehen müssen, stimmt so nicht mehr. Insbesondere Dell und HP wagen sich an auffälligere Designs. Sprecher großer Notebook-Hersteller bestätigen, dass Kunden vor fünf Jahren noch nach möglichst gleichartigen Geräten fragten, damit in den Firmen unter den Anwendern kein Neid aufkommt. Genau diese Kunden erkundigen sich nun verstärkt nach mehr Abwechslung vom Einheitsgrau.

Der Grund dafür ist die so genannte Consumerization, ein Trend, der die erlaubte Privatnutzung der Firmennotebooks bewusst zum Attraktivitätskonzept gestaltet. Mit den grauen Kisten bisheriger Machart, die zudem über keinerlei Multimediatalent verfügten, ist allerdings kein Blumentopf zu gewinnen. Damit moderne Mitarbeiter den Rechner für ihre Feierabendzwecke einsetzen können (meist Bild- und Videobearbeitung, DVD-Wiedergabe oder Spiele), müssen die Maschinen die bislang verpönten Multimediafähigkeiten mitbringen. Ohne leistungsfähigen Grafikchip sieht es hier aber duster aus.

Die Chipgiganten AMD und Intel haben diesen Trend rechtzeitig erkannt und ihre Notebook-Produkte entsprechend optimiert. Beide Hersteller werben damit, dass ihre neuen Chipsätze (AMD-Puma-Plattform, Intel Centrino 2) auch hochauflösende Blu-ray-Filme ruckfrei wiedergeben können. AMD begründet die Multimediaverbesserungen damit, dass der Markt der 13- bis 15-Zoll-Notebooks über 70 % aller verkauften Notebooks umfasst, wenn man das Endkunden- und das KMU-Segment summiert. Genau diese Zielgruppen legen etlichen Studien zufolge gesteigerten Wert auf Multimedia.

Mit welchen Konzepten neuerdings Exoten in diesen veränderten Markt stoßen, schildert Teil 3 dieser Serie.
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Uli Ries ist freier Journalist und Autor mit abgeschlossene journalistischer Ausbildung und langjähriger Erfahrung (u.a. bei CHIP, PC Professionell und www.notebookjournal.de). Seine Spezialgebiete sind Mobilität, IT-Sicherheit und Kommunikation – zu diesen Themen tritt er immer wieder auch als Moderator und Fachreferent auf.


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