Bewertung von Vorräten

Verfahren nach Branche und Standard

Von Barbara Schweighofer

Gewogener Durchschnitt

Gemäß Handelsgesetzbuch (HGB) hat die Bewertung des Warenlagers zum Jahresabschluss nach dem gewogenen Durchschnittswert zu erfolgen. Dabei können „[g]leichartige Vermögensgegenstände des Vorratsvermögens sowie andere gleichartige oder annähernd gleichwertige bewegliche Vermögensgegenstände […] jeweils zu einer Gruppe zusammengefaßt“ (§ 240 (4) HGB) werden.

Für einen Computerfachhändler bedeutet dies z.B., dass alle Memory Sticks einer Marke mit identischer Speicherkapazität und identischen Qualitätsmerkmalen als „gleichartig“ gelten dürfen. Aus den gesamten Einkäufen des abgelaufenen Wirtschaftsjahres, berichtigt um die Warenverkäufe, wird dann für den mengenmäßig erfassten Endbestand ein Durchschnittswert ermittelt.

Wichtig: Diese Übersicht dient lediglich der Orientierung und ersetzt keinesfalls die fach­männische Beratung durch Rechts­experten. Die Inhalte wurden sorg­fältig recherchiert, dennoch sind Ab­weichungen vom tat­sächlichen Sach­verhalt nicht auszuschließen.

Festwertverfahren

Vermögensgegenstände des Sachanlagevermögens sowie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe können, wenn sie regelmäßig ersetzt werden und ihr Gesamtwert für das Unternehmen von nachrangiger Bedeutung ist, mit einer gleich bleibenden Menge und einem gleich bleibenden Wert angesetzt werden, sofern ihr Bestand in seiner Größe, seinem Wert und seiner Zusammensetzung nur geringen Veränderungen unterliegt. Jedoch ist in der Regel in Deutschland alle drei Jahre (in Österreich alle fünf Jahre) eine körperliche Bestandsaufnahme durchzuführen.

Beispiele hierfür wären Besteck und Teller im Restaurant, Bettwäsche im Hotel oder Vasen, die der Zurschaustellung von Blumen in der Blumenhandlung dienen (nicht aber Vasen in der Blumenhandlung, die dem Verkauf dienen).

Bewertungsvereinfachung

Eine Bewertungsvereinfachung ist gemäß § 256 HGB zulässig, soweit diese den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung entspricht. Es kann für den Wertansatz gleichartiger Vermögensgegenstände des Vorratsvermögens unterstellt werden, dass die zuerst (FIFO) oder dass die zuletzt (LIFO) angeschafften oder hergestellten Vermögensgegenstände zuerst oder in einer sonstigen bestimmten Folge verbraucht oder veräußert worden sind.

Identitätspreisverfahren

Eine Bewertung nach der LIFO-Methode entspricht nach der Erkenntnis des Bundesfinanzhofs vom 20. Juni 2000 (Az.: VIII R 32/98) nicht den handelsrechtlichen Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung und ist deshalb auch steuerrechtlich ausgeschlossen, wenn Vorräte mit – absolut betrachtet – hohen Erwerbsaufwendungen in Frage stehen, die Anschaffungskosten ohne weiteres identifiziert und den einzelnen Vermögensgegenständen angesichts deren individueller Merkmale ohne Schwierigkeiten zugeordnet werden können. (VIII R 32/98 betraf den Verkauf bestimmter Pkw, die ja durch Motornummern etc. eindeutig identifizierbar sind.)

IAS/IFRS

Entsprechend IFRS (IAS 2) sind die Anschaffungs- oder Herstellungskosten von Vorräten, die nicht einer Einzelbewertung unterliegen, nach dem FIFO-Verfahren oder nach der Durchschnittsmethode zu ermitteln.

Wertansatz in der Preiskalkulation

Zweck der Preiskalkulation ist es, den Werteinsatz der zum Verkauf bestimmten Waren und Leistungen zu ermitteln. Unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten ist dafür Sorge zu tragen, dass der Fortbestand des Unternehmens gesichert ist. Laufende Preissteigerungen auf der Beschaffungsseite bedingen daher, dass in der Preiskalkulation für den einzelnen Rohstoff nicht die historischen Anschaffungswerte, sondern die Wiederbeschaffungswerte bzw. die Ersatzbeschaffungswerte angesetzt werden.

Ein Tischler wird daher z.B. zur Kalkulation des Preises eines Bilderrahmens nicht den seinerzeitigen Anschaffungswert der Holzleisten ansetzen, sondern jenen Preis, den er heute für diese Holzleiste entrichten müsste. Um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern, sollte der Tischler für die Holzleisten sogar den Wert ansetzen, den er bei Lieferung zu entrichten haben wird, wenn er im Zuge der nächsten Bestellung diese Holzleisten nachbestellen wird. Im Amerikanischen wird dieser Wert auch als NIFO (Next In, First Out) bezeichnet.

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