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Brennstoff Holz: Wie Holz in die Heizung kommt

Die meisten Menschen finden einen offenen Kamin mit brennenden, leise knisternden Holzscheiten hochromantisch. Aber sie finden Holz unpraktisch, wenn damit regelmäßig geheizt werden soll. Zu Unrecht. Denn der Brennstoff Holz hat viele Gesichter und – je nach Form – auch unterschiedliche Vorteile.

Ein Klassiker kehrt zurück

Von Michael J. M. Lang

Neben Scheitholz und Brennreisig sind im Handel Hackschnitzel, Pellets und Holzbriketts erhältlich. Allen gemeinsam ist die Nachhaltigkeit, denn Bäume wachsen wieder nach. Außerdem erzeugt jeder Baum, dessen Holz verfeuert wird, nur so viel CO₂, wie er während seines Wachstums aufgenommen hat. Holz gilt deshalb als weitgehend klimaneutral.

Noch eine weitere Eigenschaft macht Holz besonders klimafreundlich: Holz ist bereits in seiner Urform ein Energieträger, der ohne einen speziellen Umwandlungsprozess direkt verfeuert und in Wärme umgewandelt werden kann. Nahezu alle anderen nachhaltigen biologischen Rohstoffe für die Energiegewinnung, z.B. agrarisch angebaute Energiepflanzen, müssen erst in aufwändigen Prozessen und oft unter Einsatz von viel Energie in alltagstaugliche Brennstoffe umgewandelt werden.

Feinstaub vor dem Ofen

Allerdings hat auch Holz als Brennstoff eine Schattenseite: Bei der Verbrennung entsteht Feinstaub, der im Verdacht steht, der Gesundheit zu schaden. Eine Studie des Leipziger Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (IfT) aus dem Jahr 2008 untersuchte die Feinstaubemission von Holz und kam zu dem Ergebnis, dass bereits 2008 die damals über 15 Mio. holzbefeuerten Öfen und Kamine in Deutschland mehr Feinstaub ausstießen als der gesamte Straßenverkehr.

Wer allerdings einige Regeln für den Umgang mit dem Brennstoff Holz einhält und einen modernen, gut gewarteten Ofen oder Kamin einsetzt, kann die Emission stark reduzieren. Ein Abschlussbericht zu den Forschungsergebnissen steht für Interessenten auf der Website der Sächsischen Staatskanzlei als kostenloses PDF-Dokument zur Verfügung.

Waldrand als Standortvorteil

Aber auch wer sich über Feinstaub keinen Kopf zerbricht, hat oft Bedenken, auf Holz umzustellen, denn eine Holzfeuerung – so glauben noch immer viele – ist eine mühsame Angelegenheit. Tatsache ist: Wer es früher trotz Holzofen durchgehend warm haben wollte, musste zuerst Holz hacken, es dann in den Ofen schichten und entzünden, schließlich ständig nachlegen und die Luftzufuhr regeln. Am Ende galt es auch noch, die Asche zu beseitigen.

Mittlerweile gibt es den Brennstoff Holz aber in vielen unterschiedlichen Formen. In der Tabelle sind Vor- und Nachteile der gängigsten Produkte aufgeführt. Generell gilt: Wer auf dem Land wohnt und körperliche Arbeit nicht scheut (Holz transportieren und selbst zerkleinern), kommt in der Regel mit Holzabfall aus der örtlichen Forstwirtschaft ganz besonders günstig weg.

Die Vor- und Nachteile verschiedener Holzbrennstoffe
Art Bestandteile Vorteile/Eignung Nachteile/keine Eignung
Scheitholz, Stück­holz, Brenn­reisig Waldholz, Flur- und Schwemm­holz Auf dem Land (v.a. in Ge­mein­den mit eige­nem Wald­bestand) be­son­ders preis­wert, gibt schönes Kamin­feuer. Für private Haus­halte, auch sol­che ohne Zen­tral­heizung, geeignet. Kostet viel Auf­merk­sam­keit, muss hän­disch be­füllt wer­den. Brennt un­regelmäßig.
Hackschnitzel (ge­schnitten, ge­spant) Waldholz, Säge­neben­produkte, Industrie­rest­holz, Flur- und Schwemm­holz, Ab­bruch­holz, Möbel, Kurz­umtriebs­kulturen Preiswert, leicht zu trans­portieren und zu be­füllen. Für mitt­lere und große Zentral­heizungen sowie Kraft­werke. Für private Zwecke noch nicht über­all er­hält­lich, muss hän­disch nach­gefüllt werden. Für Kamin­feuer nicht geeignet.
Schredderholz (stumpf ge­brochen) Altholz (Ab­bruch­holz, Möbel) Preiswert, leicht zu trans­portieren und zu be­füllen. Für mitt­lere und große Zentral­heizungen sowie Kraft­werke. Kann Ver­unreinigungen ent­halten.
Pellets (sog. Press­linge, weil aus Fasern ge­presst) Säge­nebenprodukte, Industrie­rest­holz Nachfüllung auto­matisier­bar. Auch für kleine Zentral­heizungen gut ge­eignet Durch steigende Nach­frage nicht mehr ganz billig. Für offenes Kamin­feuer nicht geeignet.
Briketts Säge­nebenprodukte und Industrie­restholz Gleichmäßiger Brand, hoher Heiz­wert, Brand­optik be­dingt für of­fene Kamine ge­eignet. Für private Haus­halte gut geeignet. Ofen-/Kamin­befüllung nur hän­disch.

Sowohl Hackschnitzel als auch Pellets und Briketts bestehen aus zerkleinertem Holz. Dieses kann aus ganz unterschiedlichen Quellen stammen (siehe Tabelle), z.B. aus Forstabfällen, aus Abfall aus Sägewerken, aus Flur- und Schwemmholz oder aus Holzpaletten und anderem Altholz. Der Vorteil dieser drei Formen: kein Zerkleinern und gleichmäßigere Brenneigenschaften. Soweit bereits anderweitig genutztes Altholz enthalten ist, können allerdings Verunreinigungen – z.B. Imprägnierstoffe und Lackreste – enthalten sein.

Trocken schafft Heizwert

Der Heizwert von Holz kann – anders als bei Gas und Öl – stark schwanken. Der Grund dafür ist in erster Linie das im Holz als Feuchtigkeit enthaltene Wasser. Es vermindert die Energieausbeute pro Kilogramm Holz gleich auf zweierlei Weise: Erstens wird das Wasser im Holz beim Verbrennen auf Kosten eines Teils der erzeugten Energie verdampft, um gleich darauf durch den Schornstein zu entweichen. Zweitens macht das Wasser einen erheblichen Teil des Holzgewichts aus, ohne zur Verbrennung etwas beizutragen. Deshalb ist es übrigens ratsam, Holz nach Raummaß zu kaufen und nicht nach Gewicht!

Wie stark die Feuchtigkeit ins Gewicht fällt, zeigen folgende Beispiele: 1 kg völlig trockenes Holz (nur durch künstliche Trocknung erreichbar) liefert rund 5,5 kWh Energie, Holz mit 20% Wasseranteil immerhin noch 4 kWh. Frisches Holz (mit rund 40% Wasseranteil) wärmt aber nur noch mit rund 2,8 kWh. Damit verglichen ist der Heizwertunterschied zwischen Nadel- und Laubholz vernachlässigbar klein.

Deshalb ist es wichtig, möglichst trockenes Holz zu verfeuern. Frisch geschlagenes Holz und frische Hackschnitzel sollten erst einige Zeit trocken lagern, bevor sie verheizt werden. Dadurch sinkt der Anteil des Wassers im Holz auf bis zu 15%. Für frisches Scheitholz ist allerdings ein Jahr Lagerzeit anzusetzen. Pellets und Briketts werden normalerweise ausreichend trocken geliefert.

Am besten gut gelagert

Nicht übersehen werden darf, dass der Brennstoff Holz in allen handelsüblichen Formen, anders als Heizöl und Gas, für die Lagerung eine Menge Platz braucht. Zwar kann man theoretisch jederzeit nachkaufen, aber gerade heimische Holzabfälle sind saisonabhängige Produkte. Der Lagerplatz sollte deshalb idealerweise einen ganzen Jahresvorrat aufnehmen können.

Zum Austrocknen und Lagern von Scheitholz ist eine regen- und schneefest überdachte Ecke am Haus der beste Platz, da der Wind zur Trocknung beiträgt. Scheitholz in geschlossenen Räumen würde nicht nur kaum trocknen, sondern auch zu Schimmel führen. Trockene Holzprodukte wie Briketts, Pelletts und Schnitzel ziehen im Freien hingegen neue Feuchtigkeit und sollten deshalb in gut belüfteten, aber geschlossenen Räumen gelagert werden.

Hier zeigt sich übrigens ein weiterer Vorteil von Holz: Es kann bei falscher Lagerung weder das Grundwasser verseuchen wie Heizöl, noch explodieren und vergiften wie Gas.

Fazit: Global denken, lokal handeln

Wer weder der Kaminromantik von Holz, noch den Klimavorteilen etwas abgewinnen kann, der sollte sich zumindest vom wirtschaftlichen Aspekt überzeugen lassen: Der Brennstoff Holz ist zum größten Teil ein einheimischer Rohstoff und muss nicht wie Öl oder Gas importiert werden. Wer mit Holz heizt, dessen Geld bleibt im Land und schafft hier zudem noch Arbeitsplätze.

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