Coaching im Mittelstand, Teil 1

Die Chemie muss stimmen

Von Dr. rer. nat. Jürgen Kaack, STZ-Consulting Group

Coaching ist kein überflüssiger Luxus, den sich nur Konzerne leisten können. Auch dient eine solche Unterstützung keineswegs nur dem entscheidungsschwachen Manager. Mit qualifiziertem Unternehmercoaching lassen sich auch im Mittelstand Entscheidungen fundiert absichern und in Situationen, die nicht dem täglichen Geschäftsablauf entsprechen, die richtigen Wege finden. In etlichen Situationen wird Coaching sogar öffentlich gefördert.

Im Gegensatz zur klassischen Beratung wird Unternehmer- oder Strategiecoaching normalerweise nicht mit dem Ziel einer inhaltlichen Konzepterarbeitung oder der Umsetzung einzelner Maßnahmen verbunden. Vielmehr dient Coaching der Optimierung der internen Abläufe im Unternehmen. Es hilft dem Unternehmer bei der Vorbereitung und Absicherung von solchen Entscheidungen, die entweder selten oder sogar nur einmal in der Entwicklung eines Unternehmens anfallen. Sinnvoll ist es auch in solchen Fragen, bei denen der Unternehmer im eigenen Unternehmen oder in seinem Umfeld keinen Ansprechpartner findet.

Unternehmercoaching ist daher meist längerfristig angelegt und setzt eine gewisse Vertrauensbasis voraus, damit der Unternehmer über seine Entscheidungsoptionen offen diskutieren kann. Der Coach übernimmt die Rolle des kompetenten und kritischen Ansprechpartners, der scheinbar Offensichtliches hinterfragt und neue Anregungen gibt. Bei schwierigen Entscheidungen kann es von großem Vorteil sein, wenn der Coach sonst nicht mit dem Unternehmen verbunden ist – unter Umständen muss er noch nicht mal Insider in der Branche sein. So werden Betriebsblindheit und Voreingenommenheit („Das haben wir schon immer so gemacht“) vermieden.

Wirkliche geheime Räte
In seiner Beratungs­funktion steht der Coach häufig neben dem Steuer­berater oder Wirtschafts­prüfer und dem Rechts­anwalt. Jede dieser Vertrauens­personen nimmt ihre spezielle Rolle ein. Fall­weise kann es auch zu einer engen Zusammen­arbeit der ex­ternen Berater kommen.

Einsatzfelder

Grundsätzlich lassen sich zwei große Einsatzfelder unterscheiden: Ein Bereich sind Ereignisse und Entscheidungen, vor denen ein Unternehmer im Leben meist nur ein einziges Mal steht; der andere betrifft die laufende Entscheidungsfindung.

Einzelereignisse und Zäsuren

Zu den Ausnahmesituationen und singulären Ereignissen in der Entwicklungsgeschichte eines Unternehmens gehören z.B.

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Den richtigen Nachfolger finden: Moderatorin Birte Karalus im Gespräch mit Thomas Jannot, Heraus­geber des Mittelstands­Wiki, zum Thema „Den richtigen Nach­folger finden“ (auf Mittel­stand – die Macher).

Diese Vorhaben liegen normalerweise nicht im Kerngeschäft und sie erfolgen – wenn überhaupt – nur in großen zeitlichen Abständen. Dergleichen sollte meist auch nicht zu früh innerhalb des Unternehmens oder bei Geschäftspartnern bekannt werden. Daher sind der Coach und die anderen externen Partner über eine ganze Zeit hinweg unter Umständen die einzigen Ansprechpartner für den Unternehmer. Vielleicht ist das Projekt aus dem einen oder anderen Grund am Ende gar nicht umsetzbar – dann entsteht dem Unternehmen kein Schaden, weil ja nichts voreilig publik wird.

Serie: Coaching im Mittelstand
Teil 1 beginnt mit einer Systematik der Einsatzszenarien. Teil 2 sieht sich an, wann Coach und Unternehmer am besten miteinander können.

Insbesondere die Unternehmernachfolge stellt einen erheblichen Einschnitt dar. Gerade emotionale Einflussfaktoren stellen einen häufigen Anlass für eine Coaching-Unterstützung dar.

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Schwarz auf Weiß
Eine ausführliche Dar­stellung zu Führungs­instrumenten für den Mittel­stand gibt Dr. Jürgen Kaack im Rat­geber „Coaching und Team­building – moderne Führungs­instrumente für den Mittel­stand“, den Sie frei zugänglich im Presse­zentrum des MittelstandsWiki bekommen.

Alle diese Vorgänge zeichnen sich dadurch aus, dass die Vorbereitung und Umsetzung langfristig zu betrachten ist. Hierbei sind Zeiträume von neun Monaten bis zu über einem Jahr zu veranschlagen. Allerdings ist die „Intensität“ der Beratungsleistung im Durchschnitt eher mit unter einem Tag pro Woche anzusetzen.

Laufende Entscheidungsfindung

Ansonsten macht ein Unternehmercoaching auch im laufenden Geschäft durchaus Sinn. Dabei ist zu beachten, dass es nicht in die laufende Entscheidungsfindung im Tagesgeschäft eingreifen sollte. Hierfür müsste der Coach selber Branchenexperte und intimer Kenner des Unternehmens sein. Das heißt einerseits, dass der Coach nicht der „Ersatz“ für den Unternehmer sein kann. Auf der anderen Seite fehlt diesem häufig jemand, der Rat geben könnte, ohne selber betroffen zu sein. Hier ist der Unternehmercoach natürlich im Vorteil.

Zu den Themen, die hier besonders in Betracht kommen, gehören z.B.

Wie die Zusammenarbeit konkret aussieht und was es zu beachten gilt, schildert Teil 2 dieser Serie.

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