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Restrukturierung: Wann eine komplette Restrukturierung fällig ist

Im Laufe der „Lebensgeschichte“ eines Unternehmens können sich externe und interne Randbedingungen ändern, manchmal über Nacht, manchmal schleichend. Dann hängt die Widerstandskraft eines Unternehmens von seiner wirtschaftlichen Stärke und seiner Flexibilität zur schnellen Anpassung ab.

Umgestaltung erfordert Entschlossenheit

Von Dr. rer. nat. Jürgen Kaack, STZ-Consulting Group

Im Laufe der „Lebensgeschichte“ eines Unternehmens können sich externe und interne Randbedingungen ändern. In vielen Fällen treten die Veränderungen allerdings langsam und stetig ein. Sie werden dann erst spät wahrgenommen – vielleicht zu spät. Andere Ereignisse treten schlagartig ein. In beiden Fällen hängt die Widerstandskraft eines Unternehmens von seiner wirtschaftlichen Stärke und seiner Flexibilität zur schnellen Anpassung ab. Schwache Wirtschaftskraft, fehlende Rücklagen und eine starre Organisation können dann schnell das Aus bedeuten.

Wandel kann grundsätzlich sowohl positive und als auch negative Auswirkungen haben. Positive Änderungen schaffen zusätzliche Chancen durch steigende Nachfrage, höhere Effizienz oder eine erleichterte Vermarktung. Negative Ereignisse bedrohen die Wirtschaftlichkeit und im schlimmsten Fall die Existenzfähigkeit eines Unternehmens. Es gibt eine Reihe von möglichen Ursachen hierfür, und in vielen Fällen sind Risiken und Gefährdungen für ein Unternehmen eine Chance für andere.

Indikatoren für Restrukturierungsbedarf

Eine Auflistung von Krisenauslösern muss notwendig unvollständig bleiben. Zu den häufigen Ursachen gehören

  • technologische Neuerungen,
  • politische Einflüsse auf Produktionsmethoden,
  • Marktbeschränkungen in bisher bedienten Märkten,
  • neue Wettbewerber,
  • sinkende Kaufkraft,
  • Verlust wesentlicher Kunden,
  • steigende Kosten für Zukaufteile,
  • Preisdruck durch den Wettbewerb,
  • Subventionen für Produkte und Dienstleistungen,
  • Verzögerungen/Kostensteigerungen bei Innovationsvorhaben,
  • steigende Finanzierungskosten,
  • unterschiedliche Auffassungen im Gesellschafterkreis oder
  • fehlendes Eigenkapital.

Grundsätzlich sollte jeder Unternehmer Vorsorge treffen, z.B. durch konsequente Identifikation, Bewertung und Beobachtung von Risikobereichen mithilfe eines effizienten Risikomanagementprozesses. Dann können Krisen schon in der Entstehungsphase erkannt werden.

Wenn ein Unternehmen existenzbedrohende Risiken nicht mehr aus eigener Kraft umgehen kann, Risiken zu spät erkannt oder unwirksame Gegenmaßnahmen eingeleitet worden sind, dann kann die Fortführung des Unternehmens gefährdet sein. In einer solchen Lage ist die Reaktion durch kleine Anpassungen nicht mehr genug – es werden radikale Einschnitte zur Rettung des Unternehmens erforderlich. Diese Aktion bezeichnet man dann als Restrukturierung, d.h. als neue Ausrichtung des Unternehmens unter den veränderten Bedingungen.

Analyse und Systematik

Welche Maßnahmen im Einzelfall erforderlich sind und wie tief greifend die Änderungen sein müssen, hängt von einer nüchternen und distanzierten Analyse der jeweiligen Situation ab. Hierfür reicht die Innenbetrachtung nur in den seltensten Fällen aus. Veränderte Marktstrukturen bei Lieferanten, Abnehmern, Vertriebspartnern und Wettbewerbern sind zu berücksichtigen, damit eine Lösung tatsächlich zu nachhaltigen Verbesserungen führt. Der Analyse gebührt besondere Aufmerksamkeit, da die Abläufe und Zusammenhänge oft sehr komplex sind. Symptome wie z.B. sinkende Margen haben zumeist eine ganze Palette von miteinander verknüpften Ursachen. Diese Ursachen und ihre Wechselwirkung gilt es zu analysieren und zu bewerten. Ein typisches Restrukturierungsprojekt verläuft in mehreren Phasen:

  • Analyse der internen und externen Situation,
  • Erarbeitung von Lösungsalternativen,
  • Bewertung der Alternativen im Hinblick auf Machbarkeit und Auswirkung,
  • Umsetzung der ausgewählten Lösungsalternative sowie
  • Implementierung eines Frühwarnsystems zur vorbeugenden Risikobeobachtung.

Oft muss in der Folge das Geschäftsmodell grundsätzlich verändert werden, neue Partnerschaften und Kooperationen müssen gesucht, bislang selbst erbrachte Leistungen zugekauft bzw. nach außen verlagert oder Produktlinien ganz eingestellt werden. Wirkungsvolle Lösungsalternativen sind selten reibungslos umsetzbar. Die Beendigung ganzer Produktlinien und der Verkauf oder die Schließung von Werksteilen können zu den einschneidenden Maßnahmen gehören.

Auswirkungen im Unternehmen

In vielen Fällen sind dabei auch Arbeitsplätze betroffen, so dass eine Restrukturierung für alle Beteiligten hart und mit erheblichen Auswirkungen verbunden sein kann, auch wenn bei einer Betriebsumstrukturierung z.B. Transferkurzarbeitergeld beantragt werden kann. Oft ist die Unternehmensführung selber mit der Planung und Durchführung von Restrukturierungen überfordert. Dies beginnt mit der schonungslosen Analyse, da hierbei die bisherige Arbeitsweise in Frage gestellt werden muss. So ist es nicht selten, dass Restrukturierungen nicht nur die Mitarbeiter treffen, sondern auch das Management und unter Umständen auch die Gesellschafter.

Fazit: Rasch und beherzt eingreifen

Auf jeden Fall erfordert die Restrukturierung schnelle und klare Entscheidungen. Dabei kommt es freilich vor, dass auch Fehlentscheidungen getroffen werden, aber im Gegensatz zur Planung vor einer Unternehmensgründung fehlt bei der Restrukturierung in den meisten Fällen die Zeit für langwierige Szenarienanalysen. Gerade bei einer Restrukturierung braucht ein Unternehmen eine klare Führung, wobei der verantwortliche Manager Entscheidungen treffen und umsetzen kann. Aus dem Gesellschafterkreis dürfen keine divergierenden Interessen in das Unternehmen herein getragen werden.

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