Gaming-Hardware 2022: Was die Gamescom an Hardware zu bieten hat

Sekundenbruchteile entscheiden über Sieg oder Niederlage. Wer spielt und es ernst meint, braucht Bauteile und Peripherie, die auf Spitzenlasten, Reaktionsgeschwindigkeit und lange Nächte optimiert sind. Axel Oppermann hat einen Blick auf die Gaming-Hardware-Trends der Gamescom 2022 in Köln geworfen.

Aufgebohrtes Spielerlebnis

Von Axel Oppermann

Auf der diesjährigen Gamescom werden über 500 Aussteller erwartet. Von Indie-Game-Studios über AAA-Schmieden bis hin zu Hardware-Größen ist trotz zahlreicher schmerzhafter Absagen, darunter Blizzard und Sony, das Who’s who der Spieleindustrie vertreten: AMD, Medion, BenQ, Microsoft, Western Digital, Razer, Samsung, aber auch AWS, 2k, TikTok oder Bandai Namco. Es folgt: eine Auswahl dessen, was wir gerne näher ansehen würden.

Aktuelle Gaming-Hardware

Bei der Gaming-Hardware gab es 2022 bereits viele spannende Neuheiten zu bestaunen. Leistungsstarke Laptops (mit Windows), innovative Kühlsysteme für Desktop-PCs und Grafikkarten für ein immersives, also in virtuelle Realitäten eingebundenes Spielgefühl standen im Fokus. Acer hat seine Produktlinien Predator und Nitro aktualisiert und mit neuen Intel-Prozessoren der 12. Generation sowie Nvidia-GPUs der Reihe GeForce RTX 20 ausgestattet. Razer hat die upgedatete Blade-Reihe vorgestellt, die sicherlich auch auf der Gamescom 2022 ausführlich getestet werden kann. Alle neuen Razer-Blade-Gaming-Laptops sind mit den angekündigten Nvidia-GPUs der Serie GeForce RTX 30 bis hin zur RTX 3080Ti ausgestattet. Beim Blade 14 ist bei jeder Konfiguration als Prozessor der AMD Ryzen 9 6900HX eingebaut und soll für ein leistungsstarkes Spielerlebnis sorgen. Bei Blade 15 und Blade 17 sorgen die neuesten Intel-Core-H-Series-Prozessoren der 12. Generation für die nötige Power.

AMD hat unlängst Hardware- und Software-Roadmaps für die nächsten Generationen und ein erweitertes Produktportfolio für neue Märkte vorgestellt. Die Chipspezialisten wollen am Markt für Gaming-Grafik neue Impulse setzen und haben die neuesten Entwicklungen angekündigt, darunter Navi-3x-Produkte, die auf der RDNA-3-Gaming-Architektur der nächsten Generation basieren. Eine Marktverfügbarkeit ist noch für 2022 geplant. Darüber hinaus sollen nach aktuellen Planungen im Jahr 2022 mehr als 50 neue Gaming-PC-Plattformen auf den Markt kommen, die durch die Kombination von Radeon-RX-Grafiken mit Ryzen-Prozessoren ein neues Niveau an Leistung und visueller Wiedergabetreue erreichen dürften. Die aktuelle Radeon-Produktfamilie präsentiert AMD mit stolzgeschwellter Brust – ein Portfolio, das „von oben nach unten“ das ganze Regal füllt. Mehr als 22 Modelle der Radeon-RX-6000-Serie werden angeboten, die sich in über 300 Lösungen für Systemintegratoren, OEM Solutions oder AIBs (Add-in Boards) abbilden.

Direkt in den Grafikspeicher

Aus gegebenem Anlass kurz noch ein Wort zu Windows: Die 11er-Version unterstützt die neuesten Gaming-Technologien, wie z.B. DirectStorage. DirectStorage ist eine sogenannte Low-Level-API, die dafür sorgt, dass die komprimierten Daten direkt von der NVMe-SSD über den Arbeitsspeicher zur Grafikkarte gelangen. Also ohne einen Umweg über eine CPU. Kurz gesagt geht es darum, einige Millisekunden zu sparen. DirectStorage bietet Entwicklern alles, was sie brauchen, um auf ein neues IO-Modell für ihre Spiele umzusteigen. Jedenfalls grundsätzlich. Denn noch läuft nicht alles rund. Wenn aber ein ausreichendes Qualitätslevel erreicht ist, wird DirectStorage vermutlich das Fundament für die Spielegrafik der nächsten Generation werden. Zu erwarten ist, dass DirectStorage auf der Gamescom im Kontext der Xbox (und aus taktischen Gründen nicht für den PC) ein Thema wird.

Gemeinsam noch schneller

Weitere Wachstumschancen sieht AMD in einer Reihe von Grafiktechnologien zur Beschleunigung von Anwendungen der nächsten Generation, die von der Erstellung von 3D-Inhalten über Spiele und Filme bis hin zu Cloud-Gaming und Interaktivität in Metaverse-Umgebungen reichen. Man darf also gespannt sein, was AMD auf die Gamescom 2022 mitbringt.

Medion bietet mit der Produktserie Medion Erazer etablierte und akzeptierte, leistungsstarke High-End-Hardware mit neuesten Technologien und umfangreicher Ausstattung, die speziell für anspruchsvolle Gamer entwickelt werden. Auf der Gamescom dürfte der führende Hersteller von Consumer-Electronics-Produkten auch seine Partnerschaft mit dem E-Sports-Team Fokus herausstellen. Medion Erazer unterstützt den Clan mit Premiumgeräten.

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Flash-Speicher für Gamer: Die WD_Black SN850X ist noch einen Hauch schneller als die 850 und punktet vor allem mit Funktionen wie Predictive Loading. In der Spielpraxis bedeutet das z.B. schnellere Respawns. (Bild: Western Digital)

Western Digital hat 2022 bereits einige spannende Ankündigungen für Gamer gemacht, die auch in den Kölner Messehallen zur Gamescom Einzug halten werden. So hat WD vor Kurzem zwei SSD-Ergänzungen zu seinem stetig wachsenden Gaming-Portfolio WD_Black vorgestellt: die WD_Black SN850X und die WD_Black P40 Game Drive. Gamer haben damit noch mehr Optionen zur Hand, ihren PC-Speicher aufzurüsten und ihr Spielerlebnis zu optimieren. Western Digital positioniert die Marke WD_Black als „maßgeschneiderte“ Lösung. Um ein schnelles, nahtloses Gameplay zu ermöglichen, kooperiert WD dabei unter anderem mit AMD. Ziel von AMD ist es, im Rahmen der Kooperation die Latenz zwischen System, Speicher und angeschlossenen Geräten – wie eben den SSD-Gaming-Lösungen von Western Digital – auf ein absolutes Minimum zu drücken. Die neuesten PCIe-Technologien sowie Speicher- und Latenzoptimierungen in den CPUs und GPUs von AMD sollen genau dies leisten. Die abgestimmten, kombinierten Lösungen sollen eine sattere Grafik, schnellere Ladezeiten und ein konsistenteres Gameplay ermöglichen.

Am High-End ist die Hölle los

Während laut Gartner der PC-Markt im zweiten Quartal 2022 weltweit um über 12 % geschrumpft ist und in der EMEA-Region die PC-Lieferungen sogar um 18 % zurückgingen, zeigt sich der Markt für Gaming-PCs davon relativ unbeeindruckt: Newzoo taxiert die PC-Gaming-Industrie auf 35 Milliarden US-Dollar. Die Experten von Allied Market Research sehen bis 2030 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von deutlich über 10 %. Wachstum ist insbesondere im High-End-Bereich zu sehen: Hardcore-Gamer – davon gibt es immer mehr –, werden ihre hohen monatlichen Ausgaben abermals aufstocken. Dieses Wachstum hängt direkt mit dem Ressourcenbedarf zusammen. Denn trotz Trends wie Cloud Gaming und Streaming setzen „echte Spieler“ auf Belastbares: eben auf High-End-Hardware.

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Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag ist zuerst in unserer Themen­strecke zur Gamescom 2022 erschienen. Einen Über­blick mit freien Down­load-Links zu sämt­lichen Einzel- und Sonder­publikationen be­kommen Sie online im Presse­zentrum des MittelstandsWiki.

Die Verknappung von Komponenten, die während der vergangenen 24 Monate so manche Hardcore-Gamer frustrierte, hat sich mittlerweile nahezu aufgelöst. Gamer können wieder leichter Gaming-PCs und -Komponenten kaufen, ohne dass sie zwingend einen saftigen Aufpreis zahlen oder Wochen und Monate auf die Lieferung ihres Systems warten müssten. Der Markt für High-End-Gaming-Hardware brummt also weiter – und bietet zunehmend eine größere Auswahl.

So hält mit dem M2 von Apple ein neues Stück Silikon Einzug in die Spielewelt. Zwar werden Triple-A-Spiele auf dem M2-befeuerten MacBook Air zwar sicherlich für mehr Probleme als Spaß sorgen, weil eine Überhitzung des leistungsfähigen M2-Chips bei intensivem Gebrauch der lüfterlosen Air-Books nicht auszuschließen ist. Allerdings wird das beim MacBook Pro, das mit noch stärkeren Versionen des M2-Chips ausgestattet sein wird, oder beim für Ende 2022 avisierten Mac Pro eindeutig anders aussehen. Apple liefert mit den M2-Macs echte Gaming-Alternativen zu Windows, sowohl bei Desktops als auch bei Laptops. Im Verein mit Cloud Gaming fordern diese Geräte den Markt für Spielehardware heraus. Künftige Gaming-Stationen werden sich an dieser Performance messen lassen müssen.

Als Nachteil für Apple könnte sich allerdings das monolithische Konzept erweisen, das jenseits der Standardkonfiguration nicht gut modifizierbar ist. Geräte, bei denen Intel oder AMD auf der Stückliste stehen, haben dagegen oft noch Platz für spezielle Kühler und allfälligen Ausbau. Denn auch bei Komponenten können Gamer wieder ganz gut Geld ausgeben: Nvidia wird die nächste Generation der GeForce-RTX-40-Serie mit Druck in den Markt schieben, mit Kurs auf Gaming und das Metaverse. Aber auch Samsung mit dem Odyssey Neo G8 oder Asus mit dem ROG Swift PG32UQX rasseln mit neuer High-End-Peripherie. Kurzum: Während der klassische PC-Markt schwächelt und die Mainstream-PC-Gaming-Hardware durch Cloud Gaming, Mobile etc. bedrängt wird, geht der High-End-PC-Gaming Markt durch die Decke.

Köln bleibt spannend

Auch wenn Top-Anbieter wie Sony, Nintendo und etliche Hardwaregrößen der Gamescom 2022 fernbleiben, gibt es zahlreiche Hardware-Neuheiten und integrierte Angebote zu entdecken, die gerade an der Schnittstelle von Games und Social bzw. Games und Mobile interessant sind. Wer das Spielen sportlich angeht, wird auch gnädig übersehen, das die Messe zunehmend Festival-Charakter entwickelt.

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Axel Oppermann berät seit über 17 Jahren als IT-Markt­analyst Technologie­unternehmen in Strategie- und Marketing-Fragen. Er arbeitet beim Beratungs- und Analysten­haus Avispador, schreibt für diverse Blogs, Portale, Fach­zeitschriften und kommentiert in diversen Bewegt­bild­formaten aktuelle Themen sowie den Markt. Als Gesprächs­partner für Journalisten und Innovatoren bringt Axel erfrischend neue Ansichten über das Geschehen der digITal-Industrie in die Diskussion ein. Seine viel­fältigen Erkenntnisse gibt Axel in seinen kontroversen, aber immer humor­vollen Vorträgen, Seminaren, Work­shops und Trainings weiter. Seine Themen: Digital & darüber hinaus.

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