Ambient Assisted Living

Assistenzsysteme bewahren die Selbstständigkeit

Von Stefan Heng, Deutsche Bank Research

Auf altersgerechter Informations- und Kommunikationstechnik basierende Assistenzsysteme bezeichnet man oft mit dem englischen Begriff „Ambient Assisted Living“ (AAL). Solche Systeme setzen bei den Bereichen Kommunikation, Unterhaltung, Sicherheit, Ernährung und Gesundheit an. Sie wollen die Menschen bei den alltäglichen Aufgaben entlasten und damit insbesondere den Senioren ein selbstständigeres Leben im gewohnten heimischen Umfeld erlauben.

AAL-Systeme sollen insbesondere altersbedingte Einschränkungen kompensieren – im Gegensatz z.B. zu den Projekten der Human Enhanced Technology (HET), bei denen Technik die menschliche Leistungsfähigkeit ins Übermenschliche steigern soll. (Beispiele für solche HET-Projekte wären Exoskelette, also technische Verstärkungen für Beine, Oberkörper und Arme, die den Menschen größere Lasten tragen lassen, Deep-Brain-Stimulation-Implantate im Hirn, die die Stimmung elektronisch beeinflussen, oder Retina-Implantate zwischen Netz- und Aderhaut des Auges, die sogar Konturen im Infrarotbereich sichtbar machen.)

Dieses Ziel setzt voraus, dass die mögliche Automatisierung dort enden muss, wo sie unnötig in die Autonomie des hilfsbedürftigen Menschen eingreift. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist der elektronisch gesteuerte Rollladen. Dieser wird in konsequent durchdachten AAL-Konzepten bewusst nicht automatisch über Helligkeitssensoren gesteuert, sondern manuell per Knopfdruck. Die Begründung hierfür ist, dass der hilfsbedürftige Mensch nur so weiterhin autonom über die Helligkeit in seinen Räumen bestimmen kann.

Weitere Beispiele für aussichtsreiche AAL-Systeme sind:

  • der „intelligente“ Tablettenspender, der die rechtzeitige Einnahme von Dauermedikamenten unterstützt,
  • der intelligente Rollstuhl, der Hindernissen selbstständig ausweicht und beim Orientieren hilft,
  • die Notfall-Biosensorik im Fahrzeug, die bei einem Schlaganfall des Fahrers einen Notruf absetzt und den Wagen sicher zum Stehen bringt, oder
  • die Bewegungssensorik, die bei eklatanten Abweichungen vom typischen Verhaltensmuster des hilfsbedürftigen Menschen im häuslichen Umfeld (z.B. bei einem schweren Sturz) automatisch die medizinische Notrufzentrale alarmiert.

Nützliche Links

Mehr von Stefan Heng zum Thema altersgerechte Technik gibt es bei DB Research als PDF zum Download (auch in englischer Sprache).