Firmenchronik zur Unternehmensnachfolge

Geschichten schaffen sanfte Übergänge

Von Biographin Irene Wahle

„Ein Unternehmen, das über Generationen in Familienhand geführt wurde, loszulassen und weiterzugeben, bedarf des Mutes. Denn es ist ein Abschied von einem tragenden Eckpfeiler des Lebens. 8600 Mal geschah das in den Jahren zwischen 2002 und 2008 in Deutschland.“

Das sagt eine vom Europäischen Wirtschaftszentrum und dem Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim herausgegebene Studie und ergänzt: 80 % der Unternehmensübergaben seien gut vorbereitet gewesen. „Das ermöglichte dem neuen Inhaber einen guten Start.“

Rückblick, Position und Ausblick

Eine Möglichkeit, sich mit der Unternehmensnachfolge auseinanderzusetzen und eine gelingene Übergabe vorzubereiten, bieten Firmenchroniken. Der Unternehmer kann sich durch die Reflexion von einem Lebensabschnitt verabschieden; eine Bilanz des zurückgelegten Weges ziehen; sich über die Zukunft seines Unternehmens klar werden und dadurch seinen Staffelstab vertrauensvoll übergeben.

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Schwarz auf Weiß
Eine ausführliche Darstellung für den Mittelstand gibt Dr. Jürgen Kaack im Ratgeber „Unternehmens­nachfolge erfolgreich planen. Wie man rechtzeitig den richtigen Nachfolger auswählt und die Firma ohne Schaden übergibt“. Das E-Book gibt es zum freien Download im Pressezentrum des MittelstandsWiki.

In der Firmenchronik können bewährte Kunden- und Geschäftsbeziehungen besprochen werden. In Form von Geschichten und Geschichte spiegelt die Unternehmenschronik dem Inhaber und dem Nachfolger Unternehmensleistungen, verdeutlicht die Firmenphilosophie und legt durch die Referenzen zufriedener Kunden Zeugnis ab. Sie gibt Branchenwissen weiter und erzählt von überwundenen Stolpersteinen.

Eine Firmenchronik erklärt einstige Entscheidungen, die daraus gewonnenen Einsichten und dokumentiert Erkenntnisse, Tipps und Tricks aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf ein unternehmerisches Ereignis. So bieten die Aufzeichnungen für den Nachfolger eine reiche Quelle und ermöglichen es ihm, aus dem Erfahrungsschatz des Betriebes zu schöpfen, Menschen und Unternehmung hautnah kennen zu lernen, und sie unterstützen ihn, weil er dadurch an Sicherheit gewinnt.

Die Firmenchronik kann außerdem dazu genutzt werden, um in den Dialog mit dem Neuen zu treten. In diesem Prozess können Fragen nach der Führungsstruktur, dem Führungsstil, der Unternehmenskultur und dem Leitbild der Firma gestellt und überdacht werden. Getreu der Erkenntnis von Dr. Bernd F. Pelz: „Es geht darum, dass sich die neue Führung auf das Unternehmen einstellt. Praktisch heißt das, der Neue muss Ideen durchsetzen und dabei das Wohl des Unternehmens im Auge behalten.“

Praxisbeispiel Familienunternehmen

Eine, die ein familiengeführtes Unternehmen übernommen hat und den Dialog mit den Altvorderen mittels einer Firmenchronik suchte, ist Heike Eberle. Seit elf Jahren ist sie Inhaberin der Firma Eberle Bau Landau. Die diplomierte Betriebswirtin übernahm den Betrieb von ihrem Vater, Helmut Eberle. Er arbeitet wie viele Alteigentümer weiter im Unternehmen in Führungsposition mit, um den Weg in die Zukunft des mittlerweile in dritter Generation geführten Familienunternehmens zu erleichtern.

Die Unternehmensbiografie von Eberle Bau Landau entstand in den Vorbereitungen zum 60. Firmenjubiläum auf Betreiben der Nachfolgerin, Heike Eberle. Die anerkannte Qualitätsmeisterin wollte herausfinden: „Woher komme ich? Wer bin ich und wofür stehe ich?“ Sie recherchierte, schrieb und besprach sich mit ihrem Vater. Ihre Auseinandersetzung schenkte ihr u.a. die erneute Begegnung mit ihrem vor zwanzig Jahren verstorbenen Großvater, dem Unternehmensgründer, Otto Eberle. Sie sagt:

„Dadurch wurde mir klar, aus welchem Hause ich komme, wer ich bin und wofür ich stehe. Ich erkannte, was meinen Großvater, meinen Vater und mich verbindet. Mir wurde bewusst, welche Unternehmerqualitäten jeder für sich in seiner Zeit benötigte, um unsere Firma erfolgreich zu führen. Mit Stolz blickte ich auf das, was die Menschen meiner Familie erschaffen haben: ein wertvolles Unternehmen, dass unzählige Bauwerke realisiert hat und bewahrt. Darunter Baudenkmäler, die die Menschen bewundern.“

Die Nachfolgerin, die etwas bewegen will, fügt hinzu:

„Während ich mich in die Wurzeln unserer Familie vertiefte, habe ich im Stillen meinem Großvater Otto für sein Werk gedankt und mich innerlich vor ihm verbeugt. Meinem Vater habe ich dafür gedankt, dass er unsere Firma für die Zukunft bewahrt hat. Die Beschäftigung mit meiner Familiengeschichte setzte Energien in mir frei und erleichterte es mir, meine Nachfolgerinnenrolle anzunehmen und in ihr zu wachsen. Last not least offenbarte sie mir den Sinn meines heutigen Unternehmerinnentums: Wertstabil und nachhaltig bauen und sanieren. Unsere traditionsreiche Kompetenz als Referenz zu nutzen. Dabei herzlich mit unseren Kunden umzugehen.“

Bleibende Bauwerke, zufriedene Kunden und jüngst die Nominierung für den „Großen Preis des Mittelstandes“ anerkennen und bestätigen die traditionsreiche Unternehmerleistung.

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Irene Wahle ist seit Dezember 2004 als Biografin selbst­ständig. Die Frei­beruflerin schreibt, ge­staltet und pro­duziert Bio­grafien und Firmen­chroniken. Im Jahr 2008 ge­wann sie den 1. Deutschen Bio­grafie­preis für die Lebens­erinnerungen eines Ber­liner Betriebs­ingenieurs: „Kandelaber-Heckmann“. Irene Wahle setzt sich mit ihrer Arbeit dafür ein, Lebens- und Unter­nehmens­erinnerungen als wichti­gen Teil un­serer Kultur­geschichte zu be­wahren und Lebens­leistungen zu würdigen. Informationen: http://www.irene-wahle.de.

Wie entsteht eine Firmenchronik?

Eine Firmenchronik ist Zeugnis eines Unternehmens und soll den Vorstellungen eines Auftraggebers entsprechen. Aus diesem Grund klären wir anfänglich Fragen, Vorstellungen und Zielsetzungen. Ist alles zur gegenseitigen Zufriedenheit geklärt, beginnen die Interviewstunden. In den Gesprächen erzählt der Unternehmer, während die Biografin zuhört und nachfragt. Auf diese Weise beleuchten beide Partner die Firmengeschichte. In die Gespräche können ehemalige Firmeninhaber, Kunden, Geschäftspartner oder Mitarbeiter einbezogen werden. Weiterführende Informationsquellen bieten Archive und Bibliotheken, in denen nach Absprache recherchiert wird.

Sind alle Informationen zusammengetragen, beginnt die kreative Textbearbeitung, das anschließende Korrekturlesen durch die Auftraggeber sowie das abschließende Einarbeiten der Einfügungen und Ergänzungen. Fotografien und Dokumente runden das Werk ab.

Fazit: Firmengeschichte zum Anfassen

Eine Firmenchronik, verschenkt zu einem Firmenjubiläum oder einem anderen denkwürdigen Anlass, bleibt ob der damit verbundenen Anerkennung in der Erinnerung der Beschenkten. Eine weitere günstige Gelegenheit bietet die Übergabe von Familienunternehmen an die nächste Generation. Als PR- Instrument liefert eine Unternehmensbiografie der Presse wichtige Informationen, klärt Besucher und neue Mitarbeiter über das Unternehmen auf und liefert Berichte für den Internet-Auftritt.

Nützliche Links

Weitere Informationen, Beispiele und Referenzen finden Sie auf der Online-Präsenz von Irene Wahle.