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Unternehmensnachfolge

Gewissenhafte Planung erleichtert die Nachfolge

Von Raimund Milz, Business Navigatoren GmbH

An den eigenen Rückzug denkt keiner gerne. Aus diesem Grund ist die Nachfolgeplanung keine angenehme Aufgabe und wird von vielen gern auf die lange Bank geschoben. Dabei ist sie ein zentraler Faktor langfristig erfolgreicher Unternehmen. 71.000 Familienunternehmen stehen pro Jahr laut dem Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn vor der Herausforderung der Nachfolge.

Eine durchdachte, strategische Nachfolgeregelung sind Sie nicht nur Ihrem Lebenswerk, sondern auch Ihren Mitarbeitern schuldig. Schließlich beschränkt sich der Prozess nicht ausschließlich auf das Verhältnis zwischen Senior und Nachfolger. Über zentrale wirtschaftliche Faktoren hinaus sind die emotionalen und zwischenmenschlichen Aspekte einer Nachfolge nicht zu unterschätzen.

Vermögen und Arbeitsplätze sichern

Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger für das unternehmerische Lebenswerk erfolgt im Idealfall frühzeitig und mit systematischer Vorbereitung. Bestenfalls stellen entsprechende Verfügungen im Unternehmertestament bereits eine klare Nachfolge sicher. Spätestens ab dem 55. Lebensjahr sollte der Unternehmer mit der Suche nach einem geeigneten Nachfolger beginnen. Vier Stufen gilt es zu durchlaufen:

  1. die Informationsphase,
  2. die Matching-Phase
  3. die Verhandlungsphase und
  4. die Nachbetreuungsphase.

Ein geplanter Nachfolgeprozess kann sich durchaus drei bis fünf Jahre hinziehen. Bei allen Entscheidungen sollte der Firmenchef nicht nur sein Unternehmen, sondern auch die Konsequenzen für seine Mitarbeiter berücksichtigen. Ohne eine feste Regelung ist die Wahrscheinlichkeit eines Vermögens- und Arbeitsplatzverlusts hoch. Nicht nur das Lebenswerk hängt von einer fließenden Übergabe ab, sondern auch die Altersvorsorge des Seniors.

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Raimund Milz ist Rechtsanwalt und Geschäftsführer der Unternehmensberatung Business Navigatoren GmbH in Hannover. Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der strategischen Unternehmensführung konnte er Veränderungsprozesse aus allen Perspektiven und in allen relevanten Positionen bis hin ins Top-Management internationaler Konzerne erfolgreich begleiten. Zu seinen beruflichen Stationen gehörten u.a. die Begleitung der Postbank von einer obersten Bundesbehörde zu einem führenden Finanzinstitut, die Leitung von VISA in Deutschland und die Position des Deputy CEO der GE Money Bank (General Electric). Im Jahr 2012/13 stand Raimund Milz als ZDF-Firmenretter vor der Kamera. In drei Folgen unterstützte der Volljurist fachkundig kleine Unternehmen in Schwierigkeiten und gab praxisnahe Tipps.


Business Navigatoren GmbH, Yorckstraße 2, 30161 Hannover, Tel.: 0511-65505822, Fax: 0511-65505821, info@business-navigatoren.de, www.business-navigatoren.de

Informationen sammeln, Kontakt aufnehmen

Die Nachfolgeregelung lässt sich nur gut informiert angehen. Informationen erhalten Firmenchefs bei der IHK, der Handwerkskammer, beim Steuerberater, beim Fachverband, der Hausbank oder spezialisierten und erfahrenen Unternehmensberatern. Auch die Familie sollten Sie langsam an das Thema Nachfolge heranführen.

Einen passenden Kandidaten finden

Der Nachfolger muss nicht nur die geeigneten fachlichen und unternehmerischen Kompetenzen mitbringen, sondern auch die Werte des Unternehmens teilen. Die einfachste Lösung ist es, familienintern einen Nachfolger zu suchen. Denn die familieneigenen Werte und die Identifikation mit dem Unternehmen sind zentrale Bestandteile einer erfolgreichen Weiterführung.

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Schwarz auf Weiß
Eine ausführliche Darstellung für den Mittelstand gibt Dr. Jürgen Kaack im Ratgeber „Unternehmens­nachfolge erfolgreich planen. Wie man rechtzeitig den richtigen Nachfolger auswählt und die Firma ohne Schaden übergibt“. Das E-Book gibt es zum freien Download im Pressezentrum des MittelstandsWiki.

Ist das aus verschiedenen Gründen (z.B. fehlende Qualifikation, Erfahrung oder Motivation) nicht möglich, muss die Chefposition extern vergeben werden, was sich meist weitaus schwieriger gestaltet. Firmenchefs suchen in der Regel zunächst im Unternehmen und in ihrem persönlichen Netzwerk; dies schränkt jedoch den Radius an möglichen Kandidaten ein. Effektiver kann es sein, die Stelle öffentlich auszuschreiben. Unternehmensberater und Firmenmakler können unterstützend zur Seite stehen.

Unternehmensnachfolge in Transaktion

Sind passende Kandidaten gefunden, klären Sie Finanzierung und Rahmenbedingungen. Dies ist eine kritische Phase, da Senior und Nachfolger oft nicht direkt übereinkommen. Häufige Probleme stellen Finanzierungsschwierigkeiten der Nachfolger sowie die Einigung auf einen Kaufpreis dar. Nicht selten findet sich der Senior im Anschluss abermals in der Matching-Phase wieder.

Bei Erfolg halten beide Parteien in einer Absichtserklärung oder einem sogenannten Letter of Intent die Vorvereinbarungen der Unternehmensnachfolge fest, bis der endgültige Kaufvertrag abgeschlossen und die Finanzierung gesichert ist.

Nachfolger einweisen und coachen

In dieser Phase ist es am Nachfolger, das Unternehmen, seine Mitarbeiter, seinen Markt, den Wettbewerb und vor allem die Kunden kennenzulernen. Vor allem für jemanden von außerhalb ist dies eine große Herausforderung. Speziell hierfür entwickelte Coaching-Programme können helfen.

Der Nachfolger sollte die wichtigsten Stationen des Unternehmens durchlaufen. Dies unterstützt den Übernahmeprozess und die Integrität des neuen Firmenchefs. Zudem kann der ehemalige Inhaber für eine gewisse Zeit als Berater tätig sein.

Das Lebenswerk bewahren – auch im Notfall

Nicht alle Unternehmensnachfolgen laufen geplant ab. Durch Krankheit, Unfall oder auch durch den Todesfall kann unerwartet eine Übernahme nötig sein. Um in solchen Fällen die Existenzgrundlage der Unternehmerfamilie und der Mitarbeiter zu sichern, muss der gesamte Nachfolgeprozess innerhalb weniger Monate erfolgen. Mit frühzeitiger Vorsorge und einem strukturierten Notfallplan ist das Fortbestehen des Unternehmens gesichert.

Fehlt es (wie so oft) jedoch daran, kann z.B. ein Beirat aus loyalen und erfahrenen Experten aus dem Netzwerk des Unternehmers die Unternehmerfamilie bei den notwendigen Maßnahmen unterstützen.

Partner einbinden, Kontakte erhalten

Für ein Unternehmen ist die Nachfolge einer der wichtigsten Change-Prozesse. Zahlreiche Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden sind von diesem Ereignis betroffen. Informieren Sie sie frühzeitig und eingehend über Ihren Rücktritt und stehen Sie für Fragen bereit. Die Ziele und Werte des Nachfolgers sowie die Position des Seniors im Unternehmen müssen geklärt sein und offen gelegt werden. Unsicherheit lässt sich nur durch Transparenz mindern.

Informieren Sie Ihre wichtigsten Geschäftspartner und Kunden persönlich von der geplanten Nachfolge. Eine persönliche Vorstellung des Nachfolgers hilft, Lieferanten und Kunden weiterhin an das Unternehmen zu binden. Vertrauen Sie dem neuen Firmenchef Gepflogenheiten an, die vielleicht nur Ihnen bekannt sind. Finanzierungspartner sollten schon wegen der Übertragung der Kredite frühzeitig eingebunden werden.

Ist alles geregelt, ist es am Senior, sein Lebenswerk loszulassen. Das ist nicht leicht und mit vielen Konflikten verbunden – vor allem, wenn das Unternehmen stark von der Persönlichkeit des Inhabers geprägt ist. Aber auch das ist ein unumstößlicher Schritt, wenn das Unternehmen fortbestehen soll.

Fazit: Sorgfalt schmerzt am wenigsten

Die Unternehmensnachfolge ist kein einfacher, aber ein notwendiger Prozess. Um im Notfall nicht überrumpelt zu werden und keine Arbeitsplätze zu riskieren, ist ein frühzeitiges und strategisches Vorgehen notwendig. Dabei sind Unternehmen nicht allein, sondern können sich in zahlreichen Institutionen Informationen und Unterstützung holen. Mit dem Vier-Schritte-System erfolgt der Übergang fließend und ohne Verluste.

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