Grüne IT, Teil 1: Wie Unternehmen sauber Strom sparen

Der Mittelstand will Kosten senken. Der Klimaschutz fordert Energieeffizienz und kräftige CO2-Reduktion. Wenn das heute „Grüne IT“ heißt und in einem geht, ist’s auch recht. Dieser Schwerpunkt setzt in drei Teilen genau auseinander, an welchen Schrauben sich drehen lässt. Außerdem winken Fördermittel von der KfW.

Klimaschutz spart Energiekosten

Von Sabine Philipp

Es klingt nach Rechnern, die mit Rapsöl laufen, und Laptop-Taschen aus Bambus. Green IT fordert zwar Umwelt schonende Informationstechnologien. Für Unternehmen geht es aber nicht nur um Umweltschutz, sondern um den Faktor Energie als Kostentreiber. Dabei sind enorme Einsparungen möglich. Unter Umständen finanziert Vater Staat sogar noch mit.

Was alte Geräte an Strom fressen, brachten die beiden Musterbüros des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) auf der CeBIT an den Tag. Während in der einen Schreibstube typische Büroarbeiten mit modernster Technik ausgeführt wurden, mussten die Kollegen nebenan mit Geräten von anno 2003 auskommen. Am Ende der Veranstaltung hatte das alte Büro 21 kWh verbraucht; das neue kam dagegen auf beachtliche 5,4 kWh. Auf das Arbeitsjahr hochgerechnet verbuchten die BITKOM-Experten eine Stromersparnis von rund 130 Euro.

Der Kostenteufel im Detail

Oft sind es die vielen kleinen Energiefresser, die in der Masse die Stromrechnung in die Höhe treiben. So sind Bildschirmschoner zwar nett anzusehen, aber ganz besonders üble Stromschlucker. Laut BITKOM kann ein PC mit einem aufwändigen 3-D-Screensaver bis zu 50 % mehr Energie verbrauchen als normal. Dabei macht das Hintergrund-Entertainment nur bei uralten Röhren- bzw. CRT-Monitoren Sinn, die über zehn Jahre auf dem Buckel haben. Und solche Maschinen haben unter Energiegesichtspunkten ohnehin nichts mehr im Büro verloren.

Serie: Grüne IT
Teil 1 rechnet vor, welche Be­träge alte Hard­ware ver­heizt und gibt erste Tipps zur Kosten­optimierung. Teil 2 sagt, welche Strom sparen­den Technik­alternativen es gibt, und räumt mit teuren Vor­urteilen auf. Teil 3 erläutert die Förder­kon­ditio­nen des Sonder­fonds Energie­effizienz, kom­plett mit Adres­sen für die Antrags­formulare.

Zweites Beispiel: Power-Management-Funktionen. Sind die auch auf allen Rechnern aktiviert? Oft macht es Sinn, die vordefinierten Einstellungen auf den Betrieb anzupassen. In größeren Unternehmen kann sich auch ein zentrales Power Management rechnen, das alle PCs zentral verwaltet.

Server abtauen

„Seit Jahren geht das Gerücht herum, dass 18° C die Idealtemperatur für Serverräume sei. Dabei reichen 26° C vollkommen aus, wie Untersuchungen an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) schon 1995 gezeigt haben“, erklärt Dr. Ralph Hintemann, Bereichsleiter IT-Infrastruktur, Endgeräte und -systeme beim BITKOM. In einigen Rechenzentren werden heute auch schon deutlich höhere Temperaturen realisiert. Bei den Systemen zur Unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) kann allerdings eine höhere Temperatur die Lebensdauer der Batterien verkürzen. „Idealerweise werden diese im Temperaturbereich von 20 bis 25° C betrieben. Eine Faustregel besagt, dass darüber hinaus eine Erhöhung um 10° C die Lebenszeit halbiert. 26° C sind hier sicher unkritisch – bei höheren Temperaturen kann es unter Umständen auch sinnvoll sein, die Batterien außerhalb des Serverraums zu platzieren.“

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Schwarz auf Weiß
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Das bedeutet: Es muss nicht der ganze Raum zur Kühltheke umgebaut werden. Oft genügt es, nur die einzelnen Server bzw. Bereiche zu kühlen. „Dabei ist es aber notwendig, die Server so aufzustellen, dass sie sich nicht gegenseitig aufheizen“, betont Dr. Hintemann. „Sie sollten also nicht so stehen, dass die Abwärme von Server 1 genau dorthin strömt, wo Server 2 die Luft zur Abkühlung zieht. Sonst müsste die Luft vor Server 1 unnötig kalt sein, um beim Server 2 keine Hitzeprobleme zu verursachen. Sinnvoller ist es, die Server so zu platzieren, dass sich kalte und warme Gänge in Rechenzentren bilden. D.h. die kalte Luft wird in einem Gang zugeführt, strömt dann durch die Server und wird dann als warme Luft im zweiten Gang abgeführt.“

Dieses Raumkonzept hat zudem den Vorteil, dass eine Saugvorrichtung die nach oben steigende warme Luft gezielt absaugen kann. Der BITKOM-Spezialist hat hierzu gleich noch einen weiteren Tipp parat: „Sehr viel Energie kann man sparen, wenn man die in unseren Breiten doch häufig relativ niedrigen Außentemperaturen zur Kühlung nutzt – man spricht dann von freier Kühlung. Dies kann entweder als direkte freie Kühlung mit Zuführung der Außenluft oder als indirekte freie Kühlung über einen Wärmetauscher erfolgen.“

Energiemanagement ohne Risiko
In manchen populären Publikationen wird dazu geraten, Server, die nachts und am Wochenende nicht laufen müssen, kurzerhand abzuschalten. Ob das wirklich eine Alternative ist, liegt letztlich im Ermessen des Unternehmens. Schließlich haben nicht wenige die leidvolle Erfahrung gemacht, dass das Hoch- und Herunterfahren der Server problematisch sein kann. Ein cleveres Energiemanagement könnte eventuell sinnvoller sein; es sorgt dafür, dass die Geräte bei längerer Inaktivität automatisch in einen Stromsparzustand übergehen.

Herausholen, was drin ist

Auch bei der bereits bestehenden IT-Architektur ist fast immer Energieeinsparung möglich. Natürlich schlägt dabei eine Art Skaleneffekt zu Buche: Manche Maßnahmen machen sich erst ab einer bestimmten Mitarbeiter- bzw. Geräteanzahl positiv bemerkbar. Sie werden jedenfalls feststellen, dass Ihnen die Kooperation der Angestellten in aller Regel sicher ist; viele davon lassen zu Hause kein Licht zu viel brennen und vermerken mit Befriedigung, dass ihr Unternehmen ebenso Verantwortung zeigt.

Worauf Sie im Hinblick auf Energiekosten bei Neuanschaffungen achten sollten, erläutert Teil 2 dieser Serie; Teil 3 sagt Ihnen schließlich, welche Fördermittel die KfW für den Mittelstand bereit hält.

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