Industrie-Apps, Teil 2

Mobilsoftware wird zum Universalwerkzeug

Von Heiderose Witte

Aus Entertainment und Schnickschnack wanderten die Apps zuerst in den Bereich cleverer Kommunikationsanwendungen fürs Mobile Business, dann vollends in die industrielle Fertigung, Steuerung und Kontrolle. Auf der Hannover Messe 2012 erlebte dieses Softwaresegment seinen großen Durchbruch. – Hier die Fortsetzung des Ausstellerberichts von Teil 1.

Aucotec Engineering Base

Cloud Computing und Apps waren die Hauptthemen der Aucotec AG zur Hannover Messe 2012. Das Unternehmen aus Hannover entwickelt Engineering-Software für den gesamten Lebenszyklus von Maschinen, Anlagen und mobilen Systemen. Erstmalig wurde nun eine Lösung vorgestellt, die die Vorteile dieser Technologien effizienzsteigernd für Engineering und Maintenance von Maschinen, Anlagen und mobilen Systemen nutzen soll.

Der Zugang in die Cloud und auf die Engineering Base (EB) von Aucotec erfolgt dabei per App über mobile Geräte. Der Anwender erhält so nicht nur Zugriff auf das Dashboard, sondern kann auch Wartungsanwendungen anstoßen. Dem Service-Personal ist es so möglich, direkt von der App die Daten des tatsächlichen As-Built-Stands einer Anlage aus der EB-Datenbank abzurufen. Das kann der nächste Wartungstermin eines Gerätes sein, eine Montageanleitung oder Details zu einem angeschlossenen Kabel samt Ziel. Die App erlaubt auch, Wartungsinformationen direkt in die EB-Datenbank einzutragen. Damit ist von überall die aktuelle Anlagendokumentation erreichbar.

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Schwarz auf Weiß
Was Apps fürs Business leisten können, erklärt Oliver Schonschek kompakt und genau im E-Book „Geschäfte mit mobilen Apps“, das es als freies PDF im Pressezentrum des Mittel­standsWiki gibt.

Invensys Smartglance

Ohne Cloud kommt auch die App Smartglance von Invensys in Neuss nicht aus. Die App für die Wonderware-Automatisierungs- und Informationssoftware läuft auf Apples iPhone und iPad sowie auf Windows Phone 7, Android und Blackberry-Geräten. Die Anwendung liefert Informationen über den Leistungsstatus von Anlagen. Alle wichtigen Informationen und Berichte lassen sich damit auf dem Smartphone/Tablet automatisch oder auf Anfrage einsehen. Ein Cloud-Server soll für den sicheren Datenaustausch sorgen.

Koubachi 1.5.1

„Cloud Sensing“ demonstrierte das Schweizer Unternehmen Koubachi AG anhand eines WiFi-Planzensensors. Über eine Sensorplattform und einem drahtlosen Wifi-Sender lassen sich die Sensordaten an einen Smart Object Server in der Cloud schicken. Das Beispiel: Der Koubachi Wi-Fi-Pflanzensensor misst Bodenfeuchtigkeit, Lichtintensität und Temperatur. Basierend auf wissenschaftlich erarbeiteten Pflanzenmodellen analysiert die Koubachi Plant Care Engine die Parameter, ermittelt die Vitalität der Pflanze und verschickt via Web- oder iPhone-App einen Live-Alarm, z.B. wenn die Temperatur zu niedrig ist. Sie liefert auch detaillierte Pflegehinweise wie „gießen“, „düngen“ oder „besprühen“ an den Pflanzenbesitzer.

GTI-control ResMa

Mit ResMa hat GTI-control mit Sitz in Marktheidenfeld eine Softwarelösung mit App-Unterstützung für das Energiemanagement realisiert. Laut Hersteller deckt sie auch weitere Aspekte verteilter technischer Installationen ab. So verwaltet ResMa z.B. alle technischen Einrichtungen verteilter Standorte und konfiguriert die zugehörigen Messstellen der Ressourcen. Dazu lassen sich die Dokumentationen hinterlegen und Rechteprofile der Systemnutzer und angeschlossener Servicepartner verwalten. Über umfangreiche Import- und Abgleichmöglichkeiten können Stammdaten aus ERP- oder anderen Systemen übernommen werden. ResMa unterstützt zudem die automatische und manuelle Erfassung von Messgrößen und deren Speicherung in einer SQL-Datenbank.

Econ solutions econ

Um Energiecontrolling – vorrangig in Industrieunternehmen – kümmert sich auch die Econ solutions GmbH aus Straubenhardt. Sie stellte auf der Hannover Messe ihr intelligentes System econ samt zughöriger App vor; econ liefert zeitnah Analysen aller Verbrauchswerte wie Strom, Gas, Wasser oder Fernwärme. Die Firmen sollen damit Einsparpotenziale identifizieren und ausschöpfen können.

Daten von Messgeräten und Sensoren werden über das Unternehmensnetzwerk an den econ-serv-Server übertragen, hier gespeichert und ausgewertet. Alle Berichte lassen sich über die Econ App individuell konfigurieren und darstellen.

Erstmals auf der Hannover Messe zu sehen waren die neuen Funktionen der Software. Unter anderem erstellt nun ein Berichtsgenerator selbsttätig Energieberichte und versendet sie automatisch an das Management.

Phoenix Contact Safety Services

Auch für den Sicherheitsbereich wurden in Hannover entsprechende Apps gezeigt; z.B. offeriert Phoenix Contact für Apples iPhone eine mobile Lösung für Maschinenbauer und Anwender der Maschinenrichtlinie (MRL) sowie der DIN EN ISO 13849-1. Die App Safety Services ist kostenlos im iTunes-Store erhältlich. Anwender können damit interaktiv mehr zu einzelnen Themen lernen und erhalten ein Verständnis für die jeweiligen Zusammenhänge.

Neben den aktuellen Informationen aus der Welt der funktionalen Sicherheitstechnik hinterfragt die App für die Beurteilung der Maschine anhand einer Checkliste, ob die wesentlichen Anforderungen der Maschinenrichtlinie eingehalten werden. Sie bietet zudem eine Übersicht zu den erfüllten Kriterien und den offenen Punkten als PDF, das sich zur weiteren Bearbeitung verwenden lässt, und sie ermittelt beispielhaft das erforderliche Performance Level mit dem Risikographen für Sicherheitsfunktionen nach der DIN EN ISO 13849-1 sowie den MTTFd-Wert – also der Zeit bis zum gefahrbringenden Ausfall von sicherheitsbezogenen Teilen einer Steuerung, nach der DIN EN 13849-1.

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Die App liefert die komplette Definition der ISO-Passung mit allen relevanten Werten, einschließlich Passungsart (Bild: Trelleborg Sealing Solutions)

Trelleborg Sealing Solutions Passungen und Toleranzen

Rund 15000-mal heruntergeladen wurde die kostenlose iPhone App Passungen und Toleranzen von Trelleborg Sealing Solutions Germany mit Sitz in Stuttgart. Seit der Hannover Messe Industrie 2012 steht die mobile Anwendung für Ingenieure, Techniker und Konstrukteure auch für Android-Geräte zur Verfügung.

Die App liefert Ergebnisse basierend auf dem ISO-Standard 286 – der Grundlage für Grenzmaße und Passungen. Nach der Eingabe des erforderlichen Nenndurchmessers wählt man einfach die Toleranzklassen für Bohrung und Welle. Die App liefert daraufhin die komplette Definition der ISO-Passung mit allen relevanten Werten einschließlich Passungsart. Toleranzen werden für die am häufigsten verwendeten ISO-Toleranzklassen angezeigt. Praktische Diagramme veranschaulichen die Klassen nach Bohrung und Welle.

Auch wenn die App ursprünglich für Dichtungsanwendungen entwickelt worden sei, lasse sie sich ebenso für eine Vielzahl anderer Konstruktionssituationen einsetzen, erklärt der Anbieter.

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Bilder von Infrarotkameras leitet die FLIR-App an das iPad weiter (Bild: www.flir.com)

FLIR Remote Viewer

Das amerikanische Unternehmen FLIR Systems Inc., ein führender Hersteller von innovativen Bildgebungssystemen, präsentierte in Hannover für seine Infrarotkameras eine Viewer-App für Apple-Geräte, mit der Bilder drahtlos auf das iPhone oder das iPad geladen und dort analysiert werden können. Das Touch-Screen zeigt dann die Infrarotbilder und Temperaturmesswerte von einzelnen Geräten oder ganzen Anlagen an.

Zur optimierten Analyse lassen sich visuelles und Infrarotbild überlagern. Und über eine Bild-in-Bild-Funktion wird das Lokalisieren und Hervorheben von kritischen Bereichen vereinfacht. Auch Textkommentare können integriert werden: Entweder werden sie per Touch-Screen aus einer vordefinierten Liste ausgewählt oder drahtlos via Bluetooth-Kopfhörer hinzugefügt.

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