Andreas Herden

Mit dem Wohnmobil auf IT-Montage

Andreas Herden ist Gründer und Geschäftsführer der siebenköpfigen Netgate IT. Das Bielefelder Unternehmen plant und realisiert Computersysteme und Netzwerke. Der gelernte Büroinformationselektronikermeister ist schon seit über 30 Jahren im IT-Bereich tätig und geht gerne auch mal unkonventionelle Wege. Für einen Großeinsatz am Wochenende sind die Mitarbeiter z.B. von sich aus in ein Wohnmobil gezogen, um näher bei der Arbeit zu sein. Die Idee kam vom Projektleiter Peter Scheller, und die Leute waren begeistert dabei. Ungewöhnlich, aber höchst effektiv – „denn wenn viel zu tun ist, „dann kann so ein Wochenende auch verdammt kurz sein.“

MittelstandsWiki: Wie kam Ihr Projektleiter auf die Idee, mit dem Wohnmobil auf dem Gelände des Kunden zu campen?

Andreas Herden: Wir mussten die IT einer Firma mit 45 Arbeitsplätzen komplett neu aufbauen und vernetzen. Und das bedeutet einen Rattenschwanz an Arbeit. Ein Wochenende reicht dafür gewöhnlich nicht aus. Sie können aber auch nicht unter der Woche arbeiten, weil dann die Nutzer nichts tun können. Da kam mein Projektleiter, Herr Scheller, auf die Idee mit dem Wohnmobil. Die Idee dahinter war, dass das Team das Wochenende perfekt nutzen und 24 Stunden arbeiten kann, abzüglich der Zeit, die der Körper braucht, wie Essen, Trinken und Schlafen. Effektiver kann es nicht gehen. Wenn sie erst nach Hause fahren und morgen wiederkommen, dann fehlt diese Zeit schon zum Arbeiten. Nur auf das Fußballspiel gegen Argentinien am Samstag wollten sie nicht verzichten. Das durften sie natürlich sehen.

MittelstandsWiki: Und wie fanden Sie die Idee?

Andreas Herden: Ich fand den Einsatz klasse und habe gleich ein richtig schickes Wohnmobil gemietet. Als Chef hatte ich aber auch ein schlechtes Gewissen und bin mehrmals hingefahren und habe für den Bordservice gesorgt und Getränke, Essen und süße Teilchen vorbeigebracht und auch versucht, sie ein bisschen bei Laune zu halten, soweit das irgendwie ging. Ich wollte ja nicht die Hände in die Taschen stecken und sagen: „Macht mal!“ In der kritischen Phase habe ich auch das Handy ans Bett genommen und gesagt: „Wenn irgendwas ist, rufen Sie mich an. Egal, wie spät es ist.“

MittelstandsWiki: Waren die Mitarbeiter denn während der Aktion verschupft?

Andreas Herden: Nein, im Gegenteil. Die haben dem Ganzen regelrecht entgegengefiebert, weil das etwas komplett anderes war. Auch später war die Stimmung richtig gut. Es wurde viel gefaxt, und immer wenn ich kam, wurde gelacht. Und das, obwohl sie ziemlich unter Stress standen. Die Mitarbeiter kannten sich zwar alle privat, aber so eine gemeinsame Aktion in einem Wohnmobil war doch schon interessant. Da lernt man sich so richtig kennen. Es ist auch sehr ländlich und sehr idyllisch. Die Firma lag war zwar in einem Industriegebiet, aber direkt an einer Wiese mit einem Wald dahinter. Es hatte also schon den typischen Campingcharme.

MittelstandsWiki: Gab es auch Probleme?

Andreas Herden: In der ersten Nacht gab es fast schon eine kritische Situation mit dem Sicherheitsdienst des Kunden. Der wusste von der ganzen Aktion nichts und war entsprechend überrascht, als er nachts das offene Wohnmobil mit den Campingstühlen gesehen hat und dass in den Büros noch Licht brennt. Die haben dann die Geschäftsführung nachts aus dem Bett geklingelt und gefragt, was denn da los ist. Meine Jungs waren da auch ein bisschen überrascht, aber es ist alles gut ausgegangen.

MittelstandsWiki: Campen Sie jetzt häufiger beim Kunden?

Andreas Herden: Das wird jetzt sicher nicht das letzte Mal gewesen sein. Aber natürlich machen wir das nur, wenn es nicht anders geht. Ich verheize meine Jungs nicht, und wenn es möglich ist, versucht man, tagsüber zu arbeiten. Leider geht bei einer so großen Integration bei IT-Technikern fast immer das Wochenende drauf. Sie können ja nur dann arbeiten, wenn die eigentlichen Arbeitnehmer der Firma freihaben. Und dann kann so ein Wochenende auch verdammt kurz sein.

MittelstandsWiki: Und wie bringen Sie Ihre Leute dazu, dass sie einen solchen Einsatz bringen. Das ist doch nicht selbstverständlich?

Andreas Herden: Bei uns in der Firma herrscht die Philosophie: „Wenn es der Firma gut geht, geht’s jedem gut.“ So sind auch meine Jungs gestrickt. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich nicht der Typ bin, der auf dem Thron sitzt und seine Jungs ausbeutet. Wir sind eine kleine Firma, in der jeder seinen Platz hat. Auch ich erfülle nur eine Funktion. Ich sorge dafür, dass es den Jungs gut geht.

Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen und muss für beide Seiten fair sein. Im Ganzen müssen wir dafür sorgen, dass es der Firma gut geht und dazu brauchen wir zufriedene Kunden. Dann muss man halt auch mal unkonventionelle Wege gehen – was wir getan haben.

Das Interview führt Sabine Philipp.