Stefan Fink

Praktische Unikate gehen immer

Stefan Fink, Jahrgang 1958, aus Hamburg ist gelernter Drechsler und Tischler, der nach seiner Ausbildung sein Wissen auf der Walz vertieft und anschließend ein Designstudium an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg angehängt hat. Seit 1987 produziert Fink in seiner selbst gegründeten Manufaktur exklusive Schreibgeräte aus Edelhölzern wie Buchsbaum, Königsholz, Grenadill, Fernambuk, Bubinga oder Wildolive. Die Wirtschaftkrise zieht an ihm vorbei, obwohl oder gerade weil seine handgefertigten Füllfederhalter, Skizzierstifte, Drehbleistifte und Rollerballstifte keine billige Massenware sind. Finks Element ist das Holz, aus dem er praktische Kunstwerke schafft. Sogar Museen stellen die Stücke aus, „aber eigentlich sind sie ja zum Schreiben da“.

MittelstandsWiki: Herr Fink, wie kommt jemand auf die Idee, handgefertigte Schreibgeräte herzustellen?

Stefan Fink: Ich habe 1986 an einem Design-Wettbewerb für Schreibkultur teilgenommen. Da habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass Holz eigentlich perfekt geeignet ist. Es fühlt sich richtig gut an und Sie schwitzen nicht beim Schreiben.

MittelstandsWiki: Ihre Geräte haben auch noch eine ganz besondere Form und sind sehr schlicht im Design.

Stefan Fink: Mir ist aufgefallen, dass die meisten Schreibgeräte richtig magersüchtig sind. Wenn Sie länger mit denen arbeiten sollen, dann müssen Sie doch Krämpfe kriegen. Deshalb haben meine Füller ausladende Formen. Außerdem habe ich alle Rillen verbannt. Die sind Gift für die Finger.

MittelstandsWiki: Das ist sicher sehr praktisch für Menschen, die viel schreiben müssen?

Stefan Fink: Ja, am Anfang bestand meine Kundschaft hauptsächlich aus geplagten Architekten. Jetzt kommen sie eigentlich aus allen Berufsgruppen. Meine Füllfederhalter fühlen sich ja nicht nur gut an. Sie haben auch einen ganz besondere Tintenleiter. Die halten den Druck im Flugzeug aus und laufen Ihnen nicht aus. Das freut natürlich die Geschäftsleute, die viel fliegen müssen.

MittelstandsWiki: Die Stücke sind aber nicht nur praktisch, sondern auch noch besonders schön. Sie haben verschiedene Preise gewonnen, und auch die Pinakothek in München hat ein Stück von Ihnen in ihrer Sammlung ausgestellt.

Stefan Fink: Das freut mich schon, aber eigentlich sind sie ja zum Schreiben da, und nicht, um ausgestellt zu werden.

MittelstandsWiki: Über den Bayerischen Staatspreis und den Justus Brinckmann Preis haben Sie sich aber gefreut, oder?

Stefan Fink: Und wie! Ich bin vor lauter Freude in der Werkstatt rumgehüpft.

MittelstandsWiki: Und was haben Sie mit dem Preisgeld gemacht, wenn man fragen darf?

Stefan Fink: Natürlich in Holz investiert.

MittelstandsWiki: Holz hat es Ihnen wohl angetan. Wie kommt’s?

Stefan Fink: Vielleicht liegt‘s ja daran, dass mein Vater einen Teakholzhandel hatte.

MittelstandsWiki: Ihre Modelle heißen Kauz, Albatros, Storch, Milan, Nachtigall und Star. Sie heißen Fink. Das ist doch kein Zufall?

Stefan Fink: Klar sind mir Vögel schon allein durch meinen Namen sympathisch. Dass die Modelle aber so heißen, hat aber auch noch einen anderen Grund.

MittelstandsWiki: Welchen denn?

Stefan Fink: Na, schauen Sie sich doch mal die Form an. Rund und voll, wie ein Vogelkörper.

MittelstandsWiki: Und das Geschäft läuft gut?

Stefan Fink: Also meine Auftragsbücher sind voll. Wenn Sie was von mir kaufen wollen, müssen Sie schon warten.

MittelstandsWiki: Interessant. Ihre Füller kosten ab 900 Euro aufwärts. Und ich dachte, wir hätten eine Wirtschaftskrise?

Stefan Fink: Also ich merke nichts davon.

MittelstandsWiki: Dann haben Sie sicher ganz reiche Kunden?

Stefan Fink: Überhaupt nicht. Ich hatte auch mal einen 14-jährigen Jungen hier, der sich einen Füllfederhalter zur Konfirmation gewünscht hat. Einmal kam auch spontan ein Taxifahrer herein. Also meine Kunden kommen aus allen Gesellschaftsschichten. Die einzige Gemeinsamkeit, die ich sehen konnte, war, dass sie sich mal was Besonderes gönnen wollten. Es sind ja keine Massenprodukte. Ich stelle auch nur 150 Füllfederhalter pro Jahr her. Danach ist Schluss. Dann bin ich auch körperlich am Ende. Die Arbeit ist anstrengend und ich muss mich die ganze Zeit voll konzentrieren. Das schlaucht. Der andere limitierende Faktor ist das Holz. Das muss drei bis acht Jahre reifen, bis ich es überhaupt richtig verarbeiten kann. Es gibt zwar Trocknungskammern, die das schneller hinkriegen. In ein paar Jahren macht sich das aber in der Qualität bemerkbar. Und das will ich nicht. Meine Geräte sind Unikate und Qualitätsware. Außerdem können Sie noch gescheit damit arbeiten. Und so was läuft auch in schlechten Zeiten. Die Erfahrung habe ich zumindest gemacht.

Das Interview führte Sabine Philipp.