NAS-Cloud: Wer aus NAS eine Privatwolke macht

Wer die Vorteile der Cloud nutzen möchte, muss seine Daten nicht unbedingt Dritten anvertrauen. Netzwerkfähige Speicher lassen sich recht einfach zur eigenen Wolke umfunktionieren – auf eigene Verantwortung. Denn die Vorteile von Network-attached Storage als Cloud tauscht man gegen etliche Sorgfaltspflichten ein.

Netzwerkspeicher können auch Cloud

Von Oliver Schonschek

Eine wesentliche Kritik an Cloud Computing ist die mangelnde Transparenz: Oft ist unklar, wo sich die Daten des Nutzers genau befinden. Viele Cloud-Anbieter sind deshalb dazu übergegangen, für Durchblick in der Wolke zu sorgen. Sie teilen dem Kunden z.B. mit, dass die von ihnen genutzten Rechenzentren nur in Deutschland stehen und damit auch den deutschen Datenschutzgesetzen unterliegen. Ihre Cloud könnte aber auch einfach im Zimmer nebenan sein.

Bitte beachten Sie: Die nationalen Datenschutzgesetze in der EU, also auch das BDSG, wurden zum 25. Mai 2018 durch die Bestimmungen der EU-Datenschutz-Grundverordnung ersetzt.

Wer seine Cloud selbst macht, kann den Standort der Datenhaltung selbst wählen, z.B. einen Platz im Home Office oder im Rechnerraum der Firma. Die erforderliche Hardware ist so klein und halbwegs leicht, dass man die eigene Private Cloud sogar mitnehmen könnte. Aber das braucht man natürlich nicht, denn auch auf eine selbst betriebene Wolke kann man aus der Ferne zugreifen.

Im Handel finden Sie zahlreiche Angebote, die den Aufbau und Betrieb einer eigenen Cloud ermöglichen. Zum Teil tragen diese Angebote schon den Begriff Cloud im Namen, z.B. die LaCie CloudBox, Iomega StorCenter ix2-200 Cloud Edition und die WLAN-Lösung Transcend StoreJet Cloud. Andere Systeme betonen in ihrer Bezeichnung eher ihre Herkunft aus dem Bereich Netzwerkspeicher wie das GoFlex Home Network Storage System von Seagate, D-Link DNS-320L, QNAP 1-Bay-All-in-One-NAS-Server und Fantec CL-35B2 RAID.

Gemeinsam ist diesen Speichersystemen, dass sie ihre Speicherfunktionen über das Netzwerk anbieten, in Verbindung mit einem Internet-Zugang auch über das Netz der Netze.

Vom Festplattenspeicher zur Internet-Anwendung

Wenn Sie eine eigene Cloud betreiben wollen, um über das Internet auf Daten zugreifen zu können, um unterwegs via Internet Backups zu machen oder um anderen definierte Zugriffe zu gestatten, dann reicht eine selbst betriebene Cloud-Storage-Lösung. Dank der Apps, die es für diese Speichersysteme gibt, kommen Sie und Ihre Geschäftspartner auch über Tablets und Smartphones jederzeit an die Daten.

Wenn Sie aber auch bestimmte Anwendungen über Ihre Cloud nutzen wollen, braucht es mehr. Aber auch das ist möglich.

Verschiedene Clouds auf Basis eines NAS-Systems bieten sich auch für den Fernzugriff auf einen Netzwerkdrucker an. Zusätzlich kann man z.B. bei einem QNAP Turbo NAS verschiedene Unternehmensanwendungen über die selbst betriebene Cloud anbieten. Diverse NAS-Systeme von Synology sowie die Lösungen von ownCloud machen eine Gerätesynchronisierung via Cloud in Eigenregie möglich. Der Synology DiskStation Manager macht zahlreiche Geschäftsanwendungen für die eigene Cloud möglich, z.B. einen Webmail-Dienst, Antivirenschutz, Blog-Systeme sowie ERP– oder CRM-Anwendungen. Unterstützung bei dem Aufbau einer NAS-basierten Cloud bietet u.a. der MyCloudNAS Service von QNAP.

Fazit: Eigene Cloud, eigene Sicherheit

Die andere Seite der Medaille ist, dass Sie bei der eigenen Cloud nicht nur die erforderliche Speicherkapazität und die gewünschten Funktionen bestimmen, sondern bei Fernzugriff und Datenvorhaltung auch selbst für die Sicherheit sorgen müssen, die von einem externen Cloud-Betreiber immer gefordert wird. Wenn Sie selbst Ihre Cloud betreiben, sind Sie für die Cloud-Sicherheit und den Datenschutz verantwortlich, nicht nur rechtlich (wie bei jeder Cloud-Nutzung), sondern dann auch technisch. Dazu gehört übrigens auch, dass Ihr NAS-System physisch ausreichend geschützt ist, also dass es Diebe nicht einfach aus Ihrem Home Office oder Rechnerraum davontragen können. Immerhin passen manche NAS-Systeme in eine Aktentasche.

Die eigene Cloud verschafft zweifellos umfassende Kontrolle über das System, bringt aber auch verschärfte Pflichten mit sich. Manche Sicherheitsvorteile einer delegierten Cloud gibt man damit komplett auf, namentlich die räumliche Trennung – so lässt ein Zimmerbrand im Home Office dann auch die eigene Wolke in Rauch aufgehen.

Dennoch sagen z.B. Global Industry Analysts den NAS-Systemen eine positive Zukunft vorher („Network Attached Storage (NAS) Devices – A Global Strategic Business Report“), nicht zuletzt wegen der Möglichkeit, eigene Clouds auf NAS-Basis zu betreiben. Wirklich positiv sind NAS-Clouds aber nur, wenn die Sicherheit stimmt. Die entsprechenden internen Aufwände müssen Sie stemmen, wenn Sie von externen Clouds unabhängig sein wollen.

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Oliver Schonschek bewertet als News Analyst auf MittelstandsWiki.de aktuelle Vorfälle und Entwicklungen. Der Fokus liegt auf den wirtschaftlichen Aspekten von Datenschutz und IT-Sicherheit aus dem Blickwinkel des Mittelstands. Er ist Herausgeber und Fachautor zahlreicher Fachpublikationen, insbesondere in seinem Spezialgebiet Datenschutz und Datensicherheit.


Oliver Schonschek, Tel.: 02603-936116, www.schonschek.de

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