NFC-Mobilgeräte, Teil 2

Hinhalten und abwarten

Von Dr. Harald Karcher

Die Lage bei NFC ist es momentan so, wie man sie von vielen Innovationen kennt: Markt und Entwicklung belauern einander, wer den ersten großen Schritt wagt. Die Mobilgeräte-Anbieter warten darauf, dass die Nachfrage eine kritische Masse erreicht und die Anwender warten auf etwas mehr Auswahl bei der Hardware.

NFC in Hybrids und Convertibles

HP hat laut Martina Mesin den Übertragungsstandard NFC bereits „in den Produkten integriert, bei denen es in Bezug auf das Nutzerverhalten sinnvoll ist. Das sind die Tablet- und Hybrid-PCs ElitePad 900 und EliteBook Revolve 810.“ Er ergänzt:

„Von diesen Produkten aus kann man mobil Daten übermitteln wie z.B. auch vom Handy auf das Tablet. Wir bieten NFC bei diesen ausgewählten Produkten an, da hier die Inhalte, die auf dem Produkt konsumiert werden, am meisten von der neuen Übertragungstechnologie profitieren. Auch unsere Business-Kunden erwarten bei einem Produkt, wie z.B. einem Tablet, welches sie auch privat nutzen, dass es über verschiedene Übertragungstechnologien verfügt. Deshalb ist es wichtig, dass auch ein Business-Produkt diese Standards erfüllt.“

NFC im Außeneinsatz

Alexander Honigmann von Motorola sieht NFC als „eine Technologie mit großem Potenzial für die Zukunft. Einige unserer mobilen Computer unterstützen diese Technologie bereits heute. Für unser Enterprise Tablet ET1 ist NFC z.B. als Zubehör nachrüstbar und findet derzeit vor allem im Bereich Ticketing Verwendung.“

Panasonic ist in ähnlichen Märkten unterwegs wie Motorola und hat sein Ruggedized 7-Zoll-Android-Tablet namens Toughpad JT-B1 ebenfalls mit NFC ausgestattet. Laut Marketing-Manager Marco Rach gibt es zwar noch keinen konkreten Einsatz bei den Kunden. NFC sei aber ein großes Thema, insbesondere in Handel, Produktion und Logistik – zum Nachverfolgen des Produkts über die gesamte Produktions- und Lieferkette hinweg und als Ersatz für Barcodes.

NFC und RFID statt Barcodes

Rach zählt die Vorteile von NFC gegenüber Barcodes auf: Erstens seien RFID– oder NFC-Tags intelligent. Daher lassen sich Informationen zum letzten Prüf-, Wartungs- oder Instandhaltungsvorgang direkt an Bauteilen jedweder Art in Maschinen und Anlagen abspeichern und beim nächsten Vorgang abrufen und aktualisieren. Zweitens leiden Barcodes oft unter Kratzern und Verschmutzungen, sodass sie nicht mehr korrekt gescannt werden; sie sind dann nicht mehr zu 100 % zuverlässig und funktionstüchtig.

NFC zum Visitenkartentausch

Samsung hat auch seine Windows-Tablets ATIV Tab 3 und ATIV Tab 7 schon mit NFC ausgestattet, was laut Mario Winter „auch absolut sinnvoll ist.“ Er sagt:

„So kann der Nutzer z.B. über NFC drucken und er kann die Funktion zum Austausch von Business-Karten und zum Kontaktabgleich über Xing verwenden. Darüber hinaus ist es auch schon möglich, dass die Geräte beim Betreten eines Meeting-Raumes direkt in den Lautlosmodus versetzt werden. In der Logistik- und Servicebranche eignet sich NFC für das Routenmanagement, beim Einsatz von Technikern – auch für die Abrechnung – sowie für den gesamten Bereich des Mobile Payment im ÖPNV.“

NFC bei beim Innovator Sony

Sony hat NFC besonders konsequent umgesetzt. Henrik Schäfer weiß zu berichten, dass „alle VAIO-Modelle, von den Lifestyle-Notebooks unserer VAIO-Fit-Serie über die Ultrabook-Modelle VAIO Pro 11 und Pro 13 bis hin zum VAIO Duo 13 und Tap 20 mit der praktischen NFC-Funktion ausgestattet sind.“ Er weiß auch, wozu die Technologie gut ist:

„Für die Wiedergabe von Audiodateien im Rahmen einer Präsentation kann der Anwender das VAIO-Modell einfach kurz mit einem NFC-fähigen, drahtlosen Bluetooth-Lautsprecher berühren. Schon werden die Geräte miteinander verbunden und die abgespielten Inhalte wiedergegeben, ganz ohne störende Kabel. Auch Bilddaten oder andere Dateien lassen sich per One-Touch-Verbindung in Sekundenschnelle vom NFC-fähigen Smartphone auf das Notebook übertragen.“

NFC - Sony Xperia Z1.JPG
Bei Sony beherrschen fast alle neueren Laptops, Tablets und Smart­phones bereits Near Field Communication. Das vereinfacht z.B. das Blue­tooth-Pairing zwischen dem Sony Xperia Z1 und diesem mobilen NFC-Blue­tooth-Laut­sprecher von Sony. (Bild: Harald Karcher).

Das elegante Sony Xperia Tablet Z hat ebenfalls „den NFC-Standard für eine schnelle und einfache Kopplung von Geräten, die Über­mittlung von sämtlichen Inhalten und um neue Anwendungen umsetzen zu können“, sagt Steffen Grosch von Sony Mobile: „Das Tablet dient als eine Art Scanner für jegliche Geräte, die auch NFC unterstützen. Speziell in der Einfachheit der Kopplung mit Zubehör spielt NFC seine Vorteile aus. Und davon gibt es bei Sony schon 68 verschiedene Produkte“, so Grosch kurz nach der IFA 2013. Natürlich haben auch neue Smartphones wie das Sony Xperia Z1 schon standardmäßig NFC an Bord.

NFC in schlanken Tablets

Acer hat NFC in seine Windows-8-Tablets Iconia W510 und Iconia W511 integriert. Dazu Martin Sasse:

„Diese Technologie lässt sich z.B. beim Austausch von Dateien einsetzen. Man benötigt dann keine Datenträger zum Transfer der Daten. Zukünftig könnte sich NFC zu einer ernst zu nehmenden Alternative für Smartcards entwickeln.“

Ümüt Erten von Acer ergänzt:

„Wir haben Tablets mit NFC im Portfolio. Die Vorteile im Business-Bereich sehen wir vor allem in der großen Flexibilität und Mobilität der NFC. Entsprechend reichen die Einsatzmöglichkeiten vom mobilen Bezahlen auf Geschäftsreisen bis hin zu Formen modernen Advertisings, z.B. der Produktinformationsübertragung auf Messen.“

NFC zur Zugangskontrolle

Bei Asus beherrschen sowohl das ältere Nexus 7 (2012) sowie das aktuelle Nexus 7 (2013) die NFC-Kommunikation. Jörg Wissing nennt die Anwendungsgebiete für die 7-Zoll-Android-Tablets:

„Neben dem bargeldlosen Bezahlen von Kleinbeträgen, was sicher auch Business-Menschen gelegentlich machen, ergibt sich z.B. im öffentlichen Personenverkehr ein interessantes Einsatzgebiet. Durch das Erfassen am Einstiegs- sowie Ausstiegspunkt benötigt der Fahrgast kein Ticket mehr. Die Kosten werden für die erfasste Strecke per Lastschrift eingezogen. Für Vielfahrer sicher eine interessante Alternative.“

Im Casio-Tablet V-T500 ist NFC serienmäßig enthalten. Laut Thomas Uppenkamp hat Casio mit NFC-Technik in Handhelds „schon viel Erfahrung. Sie werden in den Bereichen Authentifizierung, Zugangskontrolle, papierloses Ticketing und Datenübertragung eingesetzt.“

Volker Fassbender von Lenovo sieht NFC im seinem ThinkPad Tablet 2 etwa „zur Verbindung mit anderen Geräten in der Business-Umgebung.“ Außerdem sei NFC im Laptop-Tablet-Convertible Thinkpad Helix eingebaut, etwa „für Payment, aber auch für einen schnellen Datenaustausch von einem System auf das andere, anstatt Memory Key.“

Serie: NFC-Mobilgeräte
Teil 1 umreißt das Problem: Near Field Communication ist prima, heißt es überall. Man warte nur auf Nachfrage aus dem Business-Umfeld. Teil 2 geht auf die systematische Suche nach NFC-Geräten, besucht die einzelnen Hersteller und blättert durch die Kataloge.

… aber erst wenn der Markt reif ist

Patrick Cummins von Motion hat zwar noch kein Tablet mit NFC im Portfolio, sieht NFC aber ebenfalls im Kommen: Sinnvoll sei es z.B. „in der Logistik oder dem Einzelhandel zur Identifikation von Lagerbeständen oder für das Nachverfolgen von Artikeln“.

Auch Toshiba hat laut Ulrich Jäger noch kein NFC in den Tablets: „Technisch wäre dies zwar möglich, bei unseren Business-Kunden ist dies allerdings noch nicht stark nachgefragt.“ Doch was nicht ist, kann ja noch werden.

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