Nachhaltigkeitsbericht, Teil 1: Wann ein Nachhaltigkeitsbericht sinnvoll ist

Die ökologische und gesellschaftliche Verantwortung, die ein Unternehmen übernimmt, wirkt sich bei Käufern, Investoren und Kreditgebern umso positiver aus, je weniger der Mittelstand seine Kunden persönlich kennt. Alles Wissenswerte zum Thema Sustainability Report hat Michael J.M. Lang zu diesem Ratgeber gebündelt.

Langfristig stabil und erfolgreich

Von Michael J.M. Lang

Ein Nachhaltigkeitsbericht (Sustainability Report) beleuchtet das ökologische und soziale Wirken eines Unternehmens sowie dessen langfristige ökonomische Perspektive. Er ergänzt damit den klassischen Geschäftsbericht, der über die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung und die kurz- bis mittelfristige strategische Ausrichtung eines Unternehmens Auskunft gibt.

Derzeit publizieren vor allem Großunternehmen Nachhaltigkeitsberichte. Für global agierende Konzerne sind sie nahezu ein Muss geworden. Aber ist so ein Bericht auch für mittelständische Unternehmen sinnvoll? Tatsächlich ist das eine Frage des Verhältnisses von Aufwand und Wirkung.

Guter Ruf ohne Kundenkontakt

Für sehr kleine und rein regional tätige mittelständische Betriebe mit direkten Kundenkontakten – z. B. kleine Handwerksbetriebe – dürfte sich ein derartiger Bericht nur in seltenen Fällen rentieren. Sinnvoll ist der Aufwand aber bereits für mittlere Unternehmen, die überregional agieren oder ihre Geschäfte ohne persönliche Kundenkontakte – z.B. über den Versandhandel – abwickeln. Auch Firmen mit Schwerpunkt Ökologie oder Lifestyle und Unternehmen in öffentlichkeitskritischen Branchen können von einem Nachhaltigkeitsbericht profitieren.

Immer mehr mittelständische Unternehmer sind bereits vom Nutzen einer solchen Berichterstattung überzeugt, wie Jana Gebauer vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) bestätigt: „Nachhaltigkeit ist in den vergangenen Jahren in vielen Unternehmen weiter ins Zentrum ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten gerückt.“ Ihr Institut erarbeitet alle zwei Jahre ein Ranking deutscher Firmen, die Nachhaltigkeitsberichte publizieren.

Serie: Nachhaltigkeitsbericht
Teil 1 sagt, wozu der Report gut ist, und be­richtet, wie die Idee dazu entstand. Teil 2 erläutert den Ansatz der Triple Bottom Line und fragt nach dem praktischen Nutzen. Teil 3 skizziert Aufbau und Gliederung; dazu gibt es eine Link-Liste hilf­reicher Downloads.

Völlig falsch wäre es jedoch, das Instrument Nachhaltigkeitsbericht lediglich als PR-Gag einsetzen zu wollen, denn substanzlose oder unkritische Berichte werden schnell zum Rohrkrepierer. Einem Bericht, der ein sozial und ökologisch perfektes Unternehmen propagiert, wird niemand glauben. Ein Nachhaltigkeitsbericht sollte aus dem gleichen Grund immer öffentlich zugänglich gemacht werden – egal, wie kritisch der Bericht ausfällt.

Vom Umweltschutz zum Bilanzrecht

Der Nachhaltigkeitsbericht ist der Nachfolger des Umweltberichts, der in den 1990er-Jahren vor allem von kleinen und mittelständischen Betrieben aus der Ökoszene entwickelt und gepflegt wurde. Für sie ging es in erster Linie darum, gegenüber ihrer Klientel den Nachweis ihres ökologischen Handelns zu erbringen.

Als wichtiger Schritt auf dem Weg zum international anerkannten Sustainability Report erwies sich die Gründung der Global Reporting Initiative (GRI) im Jahr 1997, als Investoren erkannten, dass umweltbewusste und nachhaltig wirtschaftende Unternehmen auf längere Sicht wirtschaftlich stabiler und erfolgreicher sind.

Initiatoren waren die Coalition of Environmentally Responsible Economies (Ceres) und Akteure des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP). Heute arbeiten in der Initiative Unternehmen aller Größen, aber auch Menschenrechtsgruppen, Umweltorganisationen und staatliche Einrichtungen sowie zahlreiche weitere ökologisch engagierte Interessengruppen im Interesse der gemeinsamen Ziele zusammen.

Wie sich die GRI einen Nachhaltigkeitsbericht vorstellt und worin der handfeste Nutzen eines solchen Reports besteht, setzt Teil 2 dieser Serie auseinander.

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