SSD

Für Schnellstarter mit tiefen Taschen

Von Oliver Schonschek

Wenn Sie Ihren Computer anschalten, können Sie meist erst noch eine Kaffeepause oder Meditationsrunde einlegen. Es vergeht einige Zeit, bis Sie sich anmelden können, denn das Betriebssystem ist scheinbar sehr langsam. Doch Sie tun dem Betriebssystem unrecht: Schuld ist vor allem die Festplatte.

Die sogenannten Ultrabooks z.B. versprechen dagegen einen Systemstart in wenigen Sekunden. Dafür sind insgesamt mehrere Technologien verantwortlich, doch eine Rolle spielt dabei auch, dass Ultrabooks entweder kein herkömmliches Hard Disk Drive (HDD) verwenden oder zumindest nicht ausschließlich. Stattdessen startet das Betriebssystem von einem Solid State Drive (SSD).

Nichts dreht und rattert

Möglich wird der schnelle Systemstart, weil SSDs ganz anders aufgebaut sind als die üblichen Festplatten. Sie bestehen aus Halbleiterelementen und müssen daher keinen aufwendigen Lese-/Schreibzugriff auf eine rotierende Scheibe bewerkstelligen, wie das bei Hard Disk Drives erforderlich ist. Zudem können sie ihre Datenverwaltung mit integrierten Bauteilen selbst organisieren.

Außerdem verbrauchen sie weniger Energie und erhöhen so im Vergleich zu einer HDD die Akkulaufzeit bei mobilen Endgeräten. SSDs sind aufgrund ihrer Bauart ohne bewegliche Teile auch unempfindlicher gegenüber Vibrationen oder Stößen; und sie verursachen keine Geräusche, wie sie sonst von Festplatten in Aktion zu hören sind.

Gerade im mobilen Einsatz ist eine eher unempfindliche Festplatte wie die SSD von Vorteil, wenn in der Bahnsteighektik die Notebook-Tasche aneckt. Wenn man dann noch während der Zugfahrt einen wichtigen Termin vorbereiten muss, sind der schnellere Start und die insgesamt höhere Arbeitsgeschwindigkeit des Rechners ein gutes Argument für SSDs. Auch als externe Festplatte machen SSDs als schnelles und widerstandsfähiges Speichermedium eine gute Figur. Der Haken an der Technologie ist bislang der Preis.

Schnell, robust, leise – und teuer

Für den Vergleich zwischen Hard Disk Drive und Solid State Drive eignet sich erst einmal ein Blick auf den Durchschnittspreis pro Gigabyte Speicherkapazität. Der ist zwar in der letzten Zeit gesunken und beginnt bei rund 0,50 Euro/GByte bei einer SSD, doch bei einer gewöhnlichen Festplatte müssen Sie unter Umständen nur mit einem Zehntel davon rechnen.

Das Preisverhältnis ist insgesamt abhängig von der benötigten Speicherkapazität: Eine SSD mit 512 GByte beginnt gegenwärtig bei etwa 300 Euro, eine einfache HDD doppelter Speicherkapazität (1 TByte) ist hingegen schon ab rund 50 Euro zu haben. Ganz deutlich wird der Unterschied dann, wenn Sie eine Festplatte mit mehreren Terabyte brauchen. So etwas bekommen Sie als SSD in der Regel noch gar nicht – und wenn, dann ist der Speicher mit mehreren Tausend Euro schier unerschwinglich. Heißt das, dass es bei der Kaffeepause während des Systemstarts bleibt? Nicht unbedingt.

Hybridmodelle als Kompromiss

Wenn Sie auf einen Schnellstart von Betriebssystem und Anwendungen samt großer Speicherkapazität nicht verzichten wollen, ohne Ihr Budget zu stark zu belasten, sollten Sie sich für eine Mischung aus Hard Disk Drive und Solid State Drive entscheiden; solche Hybridfestplatten (SSHDs) gibt es z.B. als Seagate Momentus XT oder OCZ RevoDrive Hybrid.

Allerdings sollte man bedenken, dass eine Mischung nicht nur Vorteile beider Systeme in sich vereinen kann, sondern auch Nachteile. So haben Hybridmodelle naturgemäß auch bewegliche Teile, sodass sie insgesamt längst nicht so unempfindlich gegenüber Stößen und Vibrationen sind wie reine SSDs.

Überlegen Sie deshalb, worauf es Ihnen ankommt und was es Ihnen wert ist. Brauchen Sie insbesondere einen schnellen Start ohne größere Investitionen, dann helfen die Hybridmodelle. Rechnen Sie mit turbulenten Zeiten und Erschütterungen, sollten Sie eher reine SSDs nutzen und den benötigten Speicherplatz in die Cloud verlagern.

Fazit: Datenblätter vergleichen

Bevor Sie kurz entschlossen in die Tasche greifen und sich eine SSD kaufen (egal ob als externe oder interne Platte), sollten Sie ganz genau hinsehen. Wichtig sind nicht nur Speicherkapazität und den Preis. Auch die Schnittstellen (zum Anschluss an bestehende Systeme) und die Schreib-/Leserate (ein Hinweis auf die tatsächliche Geschwindigkeit) unterscheiden sich bei den diversen Angeboten; alleine die Bezeichnung SSD ist eben kein Garant für hohe Geschwindigkeit. Auch die Schockresistenz (als Angabe in Vielfachen der Erdbeschleunigung g) ist durchaus unterschiedlich. Vergleichen Sie also in aller Ruhe die jeweiligen Datenblätter, während Sie Ihren Systemstartkaffee trinken.

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Oliver Schonschek bewertet als News Analyst auf MittelstandsWiki.de aktuelle Vorfälle und Entwicklungen. Der Fokus liegt auf den wirtschaftlichen Aspekten von Datenschutz und IT-Sicherheit aus dem Blickwinkel des Mittelstands. Er ist Herausgeber und Fachautor zahlreicher Fachpublikationen, insbesondere in seinem Spezialgebiet Datenschutz und Datensicherheit.


Oliver Schonschek, Tel.: 02603-936116, www.schonschek.de

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