Serverkonsolidierung, Teil 1

Hardware entrümpeln und auf Linie bringen

Von Sabine Philipp

Wer von seinen Maschinen mehr Performance will, erreicht das, indem er abrüstet. Denn auf vielen Servern wuchert der Wildwuchs vieler Arbeitsstunden. Wenn dann auch noch die Systeme in die Jahre kommen und das Unternehmen mehr Kapazitäten benötigt, ist eigentlich die Zeit für eine Umstellung überreif. Steigende Energiekosten und der Klimaschutz zwingen zusätzlich zum Handeln.

Dennoch schiebt so mancher Unternehmer die Migration der Systeme gefährlich lange hinaus – und riskiert den totalen Zusammenbruch. Dabei ist es durchaus kein Drama, den Hardwarepark auf Linie zu bringen. Und das für weniger Geld, als man denken könnte.

„Wenn von Serverkonsolidierung die Rede ist, geht es hauptsächlich um zwei Dinge“, erklärt Jens Tintrup, Geschäftsführer der Tintrup GmbH in Lüdinghausen. „Um eine Konsolidierung der Rechenleistung, also der Serverhardware an sich, und um eine Konsolidierung des Speicherplatzes“.

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Schwarz auf Weiß
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Mit Blades zum Dazustecken

Beginnen wir mit der Rechenleistung. Oft ist es so, dass mehrere Server fast ungenutzt nebeneinander stehen und unnötig Energie verbrauchen. Die fasst man auf wenige, starke Systeme zusammen und konzentriert so die Performance. Dazu gibt es verschiedene Ansätze.

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Jens Tintrup ist Geschäftsführer der Tintrup Com­puter GmbH. Als Kauf­mann und Netz­werk­spezialist weiß er, wie wichtig es für KMU ist, dass sich neue Infra­struktur bald be­zahlt macht. Weil das Lüding­hauser Unter­nehmen auf quali­fizierte (und zerti­fizierte) Her­steller­kontakte setzt, hat Tintrup genau im Blick, was die ein­zelnen Lö­sungen leisten.

Da wären zum einen die Bladeserver. Die Einschublösungen haben den Vorteil, dass sie sehr kompakt sind und darum nur halb so viel Platz wie herkömmliche Vergleichsmodelle benötigen. Außerdem sind sie sehr gut skalierbar und verbrauchen bei gleicher Rechenleistung bis zu 40 % weniger Strom. In der Regel befindet sich der Server auf einer einzelnen Platine, auch Blade genannt, die sich in ein Bladeserver-Gehäuse integrieren lässt. Durch Hinzufügen oder Austauschen einzelner Blades können Unternehmen ihre IT also schnell und flexibel anpassen.

Zusätzlich können Sie die Last auf mehrere getrennte Serverrechner im Netzwerk verteilen – sofern das Betriebssystem dies unterstützt und man eine entsprechende Managementsoftware einsetzt. Das Schlagwort hierzu heißt Server Load Balancing.

Nehmen wir an, Sie entscheiden sich für das kleinste Bladecenter-System, das bis zu sechs Server aufnehmen kann. Dann haben Sie auf der einen Seite sechs Server und auf der anderen je nach Anbieter z.B. zwölf Festplatten. Die Serverleistung können Sie diesen zwölf Festplatten mehr oder weniger beliebig und dynamisch zuordnen.

Laut Tintrup rechnet sich das System ab drei Servern. Allerdings ist es nicht ganz billig: „Die Einstiegspreise scheinen auf den ersten Blick mit 3000 Euro recht günstig. Wenn Sie jedoch eine runde Lösung mit Festplatten und Serversystemen möchten, dann sind Sie ab 15.000 Euro dabei.“

Serie: Serverkonsolidierung
Teil 1 stellt die beiden Haupt­strategien vor: Blades und Virtualisierung. Teil 2 sieht ge­nauer nach, wo vir­tuelle Systeme noch haken, und er­klärt, warum sie dop­pelt sicher sein müssen. Teil 3 wägt Ersparnis und Mehr­leistung ab; außer­dem gibt es Tipps für den Um­zug auf die neuen Maschinen.

Durch virtuelle Systeme

Eine weitere Möglichkeit der Rechenleistungskonsolidierung ist die so genannte Virtualisierung. „Dabei geht es im Prinzip darum, dass auf einem physikalischen Server parallel mehrere Betriebssysteme und mehrere voneinander getrennte virtuelle Server fahren“, erklärt Tintrup.

Diese Lösung hat mehrere Vorzüge. Sie ist zum einen sehr günstig. Eine Virtualisierungslösung mit einem Xenserver ist in der Basisversion sogar kostenlos zu haben. (Sie können den Server auf der Seite der Mutterfirma www.citrix.de kostenfrei herunterladen). „Ein Xenserver ist optimal für Firmen, die bislang nur mit einem Server arbeiten und die sich eigentlich noch einen zweiten dazukaufen müssten, weil sie z.B. mit einem zusätzlichen Proxyserver den Internet-Verkehr schützen und überwachen möchten“, erläutert der Tintrup.

Ein weiterer Vorteil der Virtualisierung ist, dass man von laufenden Systemen relativ schnell ein Abbild machen kann, z.B. um eine Testumgebung zu schaffen. Oder um einen bestimmten Systemstand einzufrieren und abzulegen. „Das macht dann Sinn“, erklärt Tintrup, „wenn Sie z.B. alte Softwaresysteme haben, auf die Sie nur von Zeit zu Zeit zugreifen möchten, oder weil Sie bestimmte Daten zehn Jahre vorhalten müssen. Wenn Sie z.B. eine neue Finanzbuchhaltungssoftware installieren, könnten Sie den alten Stand zum Jahreswechsel einfach einfrieren. Sie benötigen keine Rechenleistung mehr – bis der Wirtschaftsprüfer kommt. Dann wird die Maschine einfach hochgefahren.“

Was bei virtualisierten Systemen in der Praxis besonders zu beachten ist, erläutert Teil 2 dieser Serie. Teil 3 setzt schließlich den Rechenstift an und gibt Tipps für den Umzug.

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