Sicherheitspakete für Windows 1-6/2013: Welcher Virenschutz den Langzeittest besteht

Erst im Dauertest erweist sich, ob eine Security-Suite tatsächlich stabile Leistung zeigt. AV-TEST hat deshalb 28 Sicherheitspakete für Windows XP bis 8 über das gesamte erste Halbjahr 2013 hinweg beobachtet. Entscheidend für die Bewertung waren am Ende die Erkennungsraten von noch unbekannter Zero-Day-Malware.

Bordmittel markieren die Unterkante

Von Markus Selinger

Angesichts der Meldungen zu PRISM, Tempora und aktueller Wirtschaftsspionage ist das beste Schutzpaket für Windows, das der Markt zu bieten hat, gerade gut genug. Die Laborexperten von AV-TEST haben in einem Langzeittest über sechs Monate die zuverlässigsten Produkte herausgefunden.

Mit der besten Internet-Security-Suite auf den Arbeits-PCs weiß man als Unternehmer wenigstens, dass man zum Schutz seiner Arbeitsdaten alles getan hat, was vertretbar möglich ist. Das Magdeburger Testlabor AV-TEST hat daher die fähigsten Suiten für Windows XP, Windows 7 und Windows 8 ermittelt: Von Januar bis Juni 2013 hatten sich insgesamt 28 Kandidaten gegen alle Arten von Angreifern zu bewähren. Davon waren 24 Suiten an allen drei Tests beteiligt; jeweils zwei Pakete absolvierten zwei Tests bzw. nur einen Test.

Gutes Gesamtergebnis – guter Schutz

Die Security-Pakete konnten in den Bereichen Schutzwirkung, Systembelastung und Benutzbarkeit jeweils sechs Punkte, also insgesamt 18 Punkte erreichen. Das Paket von Bit­defender führt mit 17,2 Punkten die Tabelle an. Danach folgen Kaspersky Lab und Symantec mit 16,0 bzw. 15,5 Punkten. Platz 4 teilen sich F-Secure, G Data und die kosten­lose Suite von Avast. Rein nach der Schutz­wirkung liegt Avast aber auf Rang 8.

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Die schwarze Bitdefender-Ober­fläche erscheint optisch vielleicht nicht über­mäßig vertrauens­würdig, aber die guten Werte des Dauer­tests stellen der Security-Suite ein Top-Zeugnis aus: Tabellen­rang eins. (Bild: Bitdefender)

Zu kurzer Maßstab
Die Tests wurden jeweils unter den einsatz­relevanten Versionen Win­dows XP, 7 und 8 ausgeführt. Ebenfalls mit dabei waren die internen Schutz­lösungen von Microsoft: Windows Defender beim Windows 8 bzw. Security Essentials bei Windows XP und 7. Defender und Security Essentials wurden jeweils in Zusammen­arbeit mit der Windows Fire­wall getestet. Diese Ergebnisse dienten zwar ledig­lich als Vergleichs­werte für die anderen Schutz­pakete, doch Fakt ist angesichts der Resultate: Windows kann mit seinen Bordmitteln den Nutzer nur bedingt beschützen.

Schwächen bei neuen Schädlingen

Ein Real-World-Test mit etwa 400 brandneuen Schädlingen (sogenannter Zero-Day-Malware) zeigte, wie gut die Schutzpakete bei noch unbekannten Angreifern sind. 100 % schafften hier nur die Pakete von Bit­defender, F-Secure und Kaspersky Lab. G Data und Symantec folgen mit 99 %. Der Windows-Basis­schutz liegt bei schwachen 79 %.

Im zweiten Erkennungs­test mit dem AV-TEST-Referenz­set zeigten die meisten Suiten, dass sie ihr Hand­werk be­herrschen. Der Groß­teil erreichte Raten zwischen 99 und 100 %. Bekannte Schäd­linge werden also ins­gesamt zu­verlässig erkannt.

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Sehr wichtig sind die Raten des Real-World-Tests. Sie zeigen, wie gut die Suiten Zero-Day-Malware erkennen. Bit­defender, F-Secure und Kaspersky Lab machen hier den besten Job. (Bild: AV-TEST)

Hohe Sicherheit, lange Wartezeit

Das Labor hat sich außer­dem dafür interessiert, ob der Hinter­grund­schutz das Betriebs­system ver­langsamt und die Arbeit be­einträchtigt. Zu diesem Zweck hat AV-Test ohne und mit Schutz­paket gemessen, wie lange etwa das Laden von Web­seiten und Down­loads dauert oder wie viel Zeit das Kopieren von Daten benötigt.

Dieser Testabschnitt belegt: Hohe Sicherheit kostet eine gewisse Menge Systemleistung. Im Schnitt schafften die Top Ten nur 4 von maximal 6,0 Punkten. Lediglich das führende Paket von Bitdefender ist genügsamer und erreicht durchschnittlich 5,2 von 6,0 Punkten.

Benutzbarkeit im Alltagstest

Und wie verhalten sich die Schutzpakete im Alltag? Werden sichere Webseiten geblockt, wird harmlose Software abgewehrt? Um dies festzustellen, haben die Tester mit jedem Schutzpaket im Hintergrund 500 Webseiten besucht. Außerdem sollten die Pakete über 600.000 gute Dateien fehlerfrei erkennen.

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25 von 28 Suiten verdienten sich im Testbereich Benutzbarkeit 5 bis 6 Punkte von 6,0 möglichen. Auch die Lösung von Microsoft schnitt hier mit 6,0 Punkten sehr gut ab.

Fazit: Zero-Day-Malware entscheidet

Der Dauertest zeigt, ob eine Security-Lösung tatsächlich stabile Leistung zeigt oder ob besonders gute bzw. schlechte Werte nur einmalige Ausreißer waren. Bei der (wichtigen) Schutzwirkung zeigt der Real-World-Test gegen noch brandneue Schädlinge: Bitdefender, F-Secure und Kaspersky machen den besten Job. Die besten kostenlosen Programme kommen hier von Avast und AVG, belegen insgesamt jedoch nur Rang 8 und 12. Der Windows-interne Schutz erkennt neue Angreifer am schlechtesten.

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Mit 17,2 Punkten von 18 möglichen er­reicht Bit­defender den ersten Rang im Dauer­test der Internet-Security-Suiten im ersten Halb­jahr 2013. Aber auch Kaspersky Lab und Symantec belegen ihr hohes Schutz­potenzial. (Bild: AV-TEST)

Das Gesamtergebnis empfiehlt primär die Pakete von Bit­defender, Kaspersky Lab, Symantec, F-Secure und G Data. Das kostenlose Avast liegt zwar mit auf dem vierten Rang, erkennt aber gerade neueste Angreifer nicht sehr zuverlässig.

Allein diese Produkte liegen im Test­ergebnis jeweils fast 5 Punkte über dem Gesamt­wert von Microsoft Defender bzw. Security Essentials samt Fire­wall. Wer auf einen guten Schutz bauen will, kommt um den Kauf einer Internet-Security-Suite also nicht herum.

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