Smart Home Connectivity: Welche Geräte den Matter-Standard bereits beherrschen

Der neue Matter-Standard verspricht uneingeschränkte Konnektivität sämtlicher Smart-Home-Geräte im Haushalt. Entsprechend hoch gesteckt sind die Erwartungen des Publikums. An Plänen und Ankündigungen vonseiten der Hersteller fehlt es keineswegs. Konkrete Produkte sind aber nach wie vor Mangelware.

Matter startet, Matter stottert

Von Roland Freist

Endlich geht es los – oder doch nicht? Seit Amazon, Apple, Google sowie etliche weitere Unternehmen und Organisationen im Oktober 2022 unter dem Dach der CSA (Connectivity Standards Alliance, früher Zigbee Alliance) die Version 1.0 des Smart-Home-Verbindungsstandards Matter veröffentlicht haben, ist der Weg frei für entsprechende Produkte. Doch die Liste der tatsächlich verfügbaren, kompatiblen Hardware ist zu Redaktionsschluss nach wie vor kurz. Es überwiegen die Ankündigungen und Beta-Versionen. Und das, obwohl mittlerweile über 300 Unternehmen den Matter-Standard unterstützen wollen.

Erkennung per QR-Code

Matter kann damit auf eine größere Herstellerbasis verweisen als irgendein anderer Smart-Home-Standard zuvor. Das lässt hoffen, dass damit die bisherige Kleinstaaterei überwunden werden kann und endlich eine übergreifende Lösung entsteht, bei der sich die Kundschaft nicht mehr zwischen Dutzenden von Smart-Home-Umgebungen entscheiden muss. Wer bislang Produkte unterschiedlicher Hersteller, etwa von Ikea und Philips, nutzen wollte, musste dafür zwei verschiedene Bridges kaufen und installieren. Zukünftig soll es hingegen möglich sein, alle Geräte mit einem Matter-Logo in einer gemeinsamen Umgebung miteinander zu verbinden. Das bedeutet allerdings nicht das Ende der App-Flut auf dem Smartphone. Denn die Hersteller werden auch in Zukunft eigene Steuerungssoftware veröffentlichen, deren Funktionalität über den Matter-Standard hinausgeht. Matter ist daher in erster Linie ein Verbindungs-, nicht jedoch ein neuer Smart-Home-Standard.

MW-IKEA DIRIGERA.jpg
Seit Herbst 2022 ist bei IKEA der Matter-Hub Dirigera an die Stelle des Trådfri-Gateways gerückt – die Möglichkeiten sind aber noch begrenzt. (Bild: Inter IKEA Systems)

Neben der Konsolidierung der Übertragungstechnik bringt Matter noch weitere Vorteile mit sich. So soll die Einbindung in das Smart-Home-Netzwerk bei kompatiblen Geräten über einen QR-Code möglich sein. Die unterschiedlichen Installationsroutinen der verschiedenen Hersteller sind damit passé. Zum anderen ist Matter nicht abhängig von einem Cloud-Dienst. Die Kommunikation zwischen den Geräten erfolgt ausschließlich lokal über Ethernet, WLAN oder Thread. Der Vorteil: Ist einmal keine Internet-Verbindung verfügbar oder fällt sie aus, funktioniert die Technik dennoch – zumindest solange sie nicht auf Daten aus dem Netz, etwa auf Wetterdaten, angewiesen ist. Drittens haben die beteiligten Firmen von Anfang an auf die Datensicherheit des Standards geachtet. So wird die gesamte Kommunikation zwischen den Geräten mit einem digitalen Schlüssel geschützt. Zudem erhält jedes Matter-Gerät ein digitales Zertifikat, ohne das eine Einbindung ins Netzwerk nicht möglich ist.

Nach und nach sollen 2023 immer mehr Matter-kompatible Geräte auf den Markt kommen. Neuvorstellungen werden die Hersteller von vornherein fit für den neuen Standard machen, ältere Modelle lassen sich in vielen Fällen über Software-Updates anpassen. Das funktioniert allerdings nicht mit jeder Hardware. Wir müssen uns darauf einstellen, dass sich nicht die Gesamtheit unserer vorhandenen Smart-Home-Umgebung per Matter ansteuern lässt.

MW-Echo Dot mit Uhr 03.jpg
Amazons Echo Dot unterstützt den neuen Kommunikationsstandard Matter ab der dritten Gerätegeneration. (Bild: Amazon.com)

Die ersten Matter-Updates

Eine der wichtigsten treibenden Kräfte hinter Matter ist Amazon, das damit seinen bisher nur Verluste produzierenden Sprachassistenten Alexa aufwerten will. Der Online-Händler hat daher kurz nach Veröffentlichung der Standard-Version 1.0 gleich 17 seiner Echo-Produkte per Software-Update kompatibel gemacht. Das umfasst die Modelle Echo Dot (5. Generation), Echo Dot (5. Generation) mit Uhr, Echo (4. Generation), Echo Dot (3. Generation, 2018), Echo Studio, Echo Show 8 (2. Generation, 2021), Echo Show 10 (3. Generation), Echo Show 5 (2. Generation, 2021), Echo Show 15, Echo Dot (3. Generation mit Uhr), Echo Dot (4. Generation mit Uhr), Echo Show 5, Echo (Version 3), Echo Dot (4. Generation), Echo Input, Echo Flex und Echo Show 8. Damit die User mit diesen Geräten andere Smart-Home-Geräte per Matter steuern können, hat Amazon auch die Alexa-App aktualisiert. Matter-Unterstützung bietet allerdings fürs Erste nur die Android-Version, wer iPhones und iPads verwendet, muss sich noch gedulden.

MW-apple tv.jpg
Apple hat seine TV-Box Apple TV 4K in der 2022er-Version Matter-kompatibel gemacht. (Bild: Apple)

Neben Amazon hat auch Apple die Entwicklung von Matter stark vorangetrieben. Umgesetzt hat die Firma die Unterstützung des neuen Standards bereits bei der 2022er-Version von Apple TV 4K. Die Box ist in zwei Versionen, mit 64 und mit 128 GByte Speicher, erhältlich. In der kleineren Ausführung bietet sie lediglich WLAN als Verbindungsoption an, nur die 128-GByte-Variante unterstützt alle drei für Matter vorgesehenen Kommunikationswege über Ethernet, WLAN und Thread. Doch Vorsicht: Obwohl Matter die Smart-Home-Welten zusammenführen soll, ist die Apple-Box nicht für jedermann eine Empfehlung: Der Hersteller bietet keine Android-App zur Steuerung an, und man benötigt ein iPhone oder iPad. Die Mobilgeräte hat Apple mittlerweile mit iPadOS 16.1 und iOS 16.1 ausgestattet, die beide eine volle Matter-Unterstützung bereitstellen.

Bereits 2021 hatte Apple angekündigt, seinen intelligenten Speaker Homepod aus dem Sortiment zu streichen. Der originale Homepod ist mittlerweile tatsächlich nicht mehr im Handel, lediglich der Homepod mini ist noch erhältlich. Umso lobenswerter ist daher, dass sich der Hersteller entschlossen hat, beide Geräte noch mit einem Update Matter-tauglich zu machen.

MW-Eve Energy EU Lifestyle 09.jpg
Die smarte Steckdose Eve Energy lässt sich nach einer Registrierung mit einem Update auf Matter aktualisieren. (Bild: Eve Systems)

Auch das Münchner Unternehmen Eve, Spezialist für Haussteuerungen, hat sich in die Liste der ersten Hersteller mit Matter-kompatiblen Produkten eingetragen. Mitte Dezember 2022 startete die Firma ein Early-Access-Programm, bei dem Kundinnen und Kunden nach einer Registrierung ihre Bestandsgeräte auf Matter aktualisieren konnten. Das betraf in einer Update-Runde den Tür- und Fenster-Sensor Eve Door & Window, die smarte Steckdose Eve Energy und den Bewegungssensor Eve Motion. Weitere Produkte sollen im Frühjahr 2023 folgen.

Im Ökosystem der Sprachassistenten

Ebenso wie Amazon gehört auch Google zu den ersten Unterstützern des Matter-Standards. Mit dem Google Assistant bietet der Konzern einen Dienst vergleichbar mit Amazon Alexa an, die zugehörigen Geräte stammen von der Tochterfirma Nest. Mitte Dezember 2022 führte Google bei einigen seiner Nest-Modelle ein Update durch und machte sie so tauglich für Matter. Betroffen waren der originale Google-Home-Speaker, Google Home Mini, Nest Mini, Nest Audio, Nest Hub (1. und 2. Generation), Nest Hub Max und Nest Wifi Pro.

MW-google nest.jpg
Google hat seinem Mesh-System Nest Hub WiFi Pro ein Software-Update für Matter verpasst. (Bild: Google)

Darüber hinaus können die folgenden Geräte nun als Matter-Border genutzt werden, also als Bridges zwischen einem Thread- und einem WLAN-Netzwerk: der Nest Hub (2. Generation), der Nest Hub Max sowie das Nest Wifi Pro. Ebenso wie Amazon hat allerdings auch Google Schwierigkeiten mit seiner iOS-App: Bisher ist nur die Android-Variante Matter-kompatibel, das Update für die Apple-Software steht noch aus.

Samsung vermarktet seine Smart-Home-Infrastruktur unter dem Namen SmartThings. Der koreanische Konzern gehört zu den Pionieren bei der Entwicklung von Matter und kündigte bereits Ende Oktober 2022 ein Over-the-Air-Update für seine Hubs der dritten Generation, die baugleichen Hubs mit der Bezeichnung Aeotec Smart Home Hub und die zugehörigen Android-Apps an. Die Hubs kommunizieren allerdings zunächst nur über Thread mit anderen Matter-Geräten; das gilt selbst dann, wenn bereits entsprechende Zigbee– oder Z-Wave-Verbindungen bestehen. Der Grund ist, dass Samsung seine Geräte nicht mit der Bridge-Funktionalität von Matter ausgestattet hat. Und: Die Matter-Funktionen der Hubs lassen sich bislang nur über eine Android-App steuern, mit der iOS-Variante ist das (noch) nicht möglich.

Die Düsseldorfer Firma Ubisys setzte bisher bei ihren Produkten zur Haus- und Gebäudeautomatisierung auf den Smart-Home-Standard Zigbee. Ihr Flaggschiff ist das Zigbee-Gateway G1. Mittlerweile hat sich Unisys bei den Unterstützern des Matter-Standards eingereiht, will allerdings seine bestehenden Zigbee-Produkte deshalb nicht aufgeben. Die Firma sieht Matter als ein ergänzendes Protokoll neben oder auf Zigbee, als eine Extrapolation von Zigbee in die IP-Welt. Um diese Vorstellung praktisch umzusetzen, hat Unisys dem G1 per Software-Update eine Matter-Bridge verpasst. Sie soll nicht nur die Zigbee-Produkte aus dem eigenen Haus mit einem Matter-Netzwerk verbinden können, sondern auch Sensoren und weitere Geräte von Drittherstellern.

Unisys hat dieser Technik den Namen Conflux gegeben und lizenziert sie auch an andere Hersteller von Hubs und Gateways. Sie ermöglicht es, Zigbee-Lichter und -Aktoren über jeden kompatiblen Matter-Controller zu steuern und die Daten von Zigbee-Sensoren einzusammeln und weiterzuleiten.

Smart-Home-Special-2023-01.jpg

Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag ist zuerst in unserer c’t-Sonderstrecke „Smart Home Special“. Einen Über­blick mit freien Down­load-Links zu sämt­lichen Einzel­heften be­kommen Sie online im Presse­zentrum des MittelstandsWiki.

Matter auf der CES

Im Vorfeld der Consumer Electronics Show in Las Vegas hatten viele Experten erwartet, dass die Messe den Vertriebsstart für zahlreiche Matter-Produkte markieren würde. Doch es kam anders. Zwar zeigten einige Hersteller tatsächlich Prototypen ihrer Matter-Produkte, die Mehrheit beließ es jedoch bei Ankündigungen für das erste, zweite oder auch dritte Quartal 2023.

Der chinesische Smart-Home-Hersteller Aqara etwa hatte bereits auf der CES 2022 Matter-kompatible Produkte angekündigt. Jetzt wurde die Firma konkreter: In den kommenden Monaten sollen der Tür-/Fensterkontakt P2 sowie der Bewegungs- und Lichtsensor P2 endlich auf den Markt kommen. Beide bieten eine native Matter-Unterstützung. An den Messeständen von Google und Samsung waren die Geräte bereits zu sehen. Außerdem soll ein Software-Update den Zigbee-Hub M2 Matter-kompatibel machen.

Bosch hatte im Dezember 2022 seine neue Steuerzentrale Bosch Smart Home Controller II vorgestellt und dabei auf die kommende Unterstützung von Matter verwiesen. Auf der CES war davon allerdings noch nichts zu sehen.

Lichtspiele und Aktoren

Die chinesische Firma Govee präsentierte den LED-Leuchtstreifen Govee Strip Light M1 mit einer Länge von zwei Metern. Er soll im zweiten Quartal verfügbar sein und das erste einer ganzen Reihe Matter-kompatibler Produkte werden.

LED-Leuchtstreifen mit Matter zeigte auch die kanadische Firma Nanoleaf. Zusammen mit einer ebenfalls Matter-kompatiblen LED-Birne sind sie Teil einer Neuauflage der Essentials-Reihe, die für das erste Quartal 2023 angekündigt wurde. Mehr Aufsehen erregte allerdings das modulare Deckenlicht Nanoleaf Skylight. Es besteht aus quadratischen Paneelen, die man nach Belieben an der Zimmerdecke anordnen kann. Sie unterstützen die Darstellung von bis zu 16 Millionen Farben und können über die Nanoleaf-App zu individuellen Mustern zusammengefügt werden. Außerdem ist eine Synchronisation per WLAN mit Musikstücken oder Monitorbildern möglich. Bis zum Marktstart muss man sich allerdings noch gedulden, laut Hersteller kommt Skylight frühestens im dritten Quartal 2023.

Samsung hatte bereits im Vorfeld der CES angekündigt, dass seine Zigbee- und Thread-Geräte zukünftig keinen Dongle mehr für die Verbindung mit anderer Hardware benötigen werden. Stattdessen will man das neue SmartThings Zigbee & Matter Thread One-Chip-Modul direkt in die Geräte einbauen. Auch die neuen Neo-TVs sollen den Chip erhalten und damit kompatibel zu Matter werden.

MW-switchbot.jpg
Mit dem Elektromotor des SwitchBot Curtain lassen sich Gardinen über Funk per App steuern. (Bild: SwitchBot)

Die US-Firma SwitchBot wurde bekannt mit dem gleichnamigen Knöpfchendrücker – ein per Bluetooth gesteuertes Gerät betätigt über einen Hebel Knöpfe und Kippschalter. Für die Steuerung stellt die Firma den SwitchBot Hub bereit. Dieses Gerät soll nun gegen den SwitchBot Hub 2 ausgetauscht werden, der im Frühjahr 2023 per Software-Update Matter-kompatibel werden soll. Und auch die angeschlossenen Aktoren sollen ein Matter-Update erhalten. Den Anfang macht die Gardinensteuerung SwitchBot Curtain, weitere Produkte sollen im Laufe des Jahres folgen. Die SwitchBot-Geräte mit WLAN-Adapter werden direkt per Software Matter-tauglich gemacht.

Matter-Technik aus China

Der chinesische Netzwerkspezialist TP-Link hat in Sachen Matter Großes vor. Gleich mehrere Dutzend Produkte hat die Firma auf der CES vorgestellt. Wie viele davon den Weg auf den deutschen Markt finden, ist allerdings ungewiss. Mit dabei sind smarte Steckdosen, Dimmer, Leuchtmittel, Heizungsthermostate sowie Hubs und Sensoren. Brandneu ist der Matter-zertifizierte Hub Tapo H900, der sich neben Matter auch auf WLAN, Bluetooth, Thread und andere Übertragungstechniken versteht und sich durch seine dreieckige Form auch gleich als Auflage für ein Tablet mit Steuersoftware eignet.

Ebenfalls in China beheimatet ist die Firma Yeelight, eine Tochter des Smartphone-Riesen Xiaomi. Sie ist auf intelligente Lampen und Leuchten spezialisiert, die in der Regel über Bluetooth Mesh angesteuert werden. Für die Verbindung dieses Yeelight Pro genannten Systems zur Außenwelt sorgt ein Gateway, das schon in der Vergangenheit über Amazon Alexa und Samsung SmartThings erreichbar war. Es soll im zweiten Quartal ein Update erhalten, das die Kompatibilität zum Matter-Standard herstellt.

Entgegen früherer Ankündigungen will Yeelight auch die Peripheriegeräte Matter-tauglich machen und zudem neue Produkte auf den Markt bringen, die den Standard gleich von Anfang an unterstützen. Erster Vertreter dieser Gattung ist die modular aufgebaute Tischlampe Yeelight Cube, die der Kunde aus drei Würfeltypen selbst zusammenstellen kann.

Roland-Freist.jpg

Roland Freist, Jahrgang 1962, begann nach einem Studium der Kommunikations­­wissenschaft ein Volontariat beim IWT Verlag in Vater­­stetten bei München. Anschließend wechselte er zur Zeitschrift WIN aus dem Vogel Verlag, wo er zum stell­­vertretenden Chef­­redakteur aufstieg. Seit 1999 arbeitet er als freier Autor für Computer­­zeitschriften und PR-Agenturen. Seine Spezial­­gebiete sind Security, Mobile, Internet-Technologien und Netz­­werke, mit Fokus auf Endanwender und KMU.


Redaktionsbüro Roland Freist, Fritz-Winter-Str. 3, 80807 München, Tel.: (089) 62 14 65 84, roland@freist.de

Nützliche Links