Stationäre LTE-Router, Teil 1

Netzwerkverteiler mit Fallback-Modulen

Von Dr. Harald Karcher

Im Gegensatz zu einem LTE-Smartphone muss ein stationärer LTE-Router nicht superdünn und hochmobil sein. Er braucht auch keinen Akku, denn er hat seinen festen Platz und hängt nonstop am 230-Volt-Netz. Einen solchen Router stellt man an einen funktechnisch günstigen Standort und richtet seine LTE-Antennen fest auf den nächsten LTE-Funkturm aus. So kann er dauerhaft als DSL-Ersatz dienen.

LTE-Single/Dual/Triband-Router

Alle stationären LTE-Cat3-Router der folgenden Tabelle beherrschen das LTE-Frequenzband bei 800 Mhz, denn das ist unverzichtbar für den stationären DSL-Ersatz auf dem Lande. Damit können diese Router bei entsprechend guter Funkversorgung bis zu 50 MBit/s im Download aus der Luft holen. 70 % der Stichprobe beherrschen LTE-2600 und 46 % LTE-1800 bis 100 MBit/s brutto. Ebenfalls 46 % können im Notfall von LTE auf 3G/2G zurückschalten. Nur 23 % können auf DSL und/oder ISDN zurückfallen, falls einmal alle Funkverbindungen versagen sollten. Das sind die Business-Router, bei denen es auf besonders hohe Ausfallsicherheit ankommt.


Stationäre LTE-Cat3-Router
LTE 800 LTE 1800 LTE 2600 3G/2G DSL ISDN LAN WLAN
AVM Fritz!Box 6810 LTE ja ja ja ja
AVM Fritz!Box 6840 LTE ja ja ja ja
AVM Fritz!Box 6842 LTE ja ja ja ja ja
bintec RS232j-4G ja ja ja ja ja ja ja
Huawei B390s-2 ja ja ja
Lancom 1780EW-4G LTE & WLAN ja ja ja ja ja ja
Lancom 1781-4G LTE & ISDN ja ja ja ja ja ja
Lancom 1781A-4G LTE & ADSL ja ja ja ja ja ja
o₂ LTE WLAN Router ja ja ja
Serie TDT C1500 LTE Router ja ja ja ja ja ja ja ja
Telekom Speedport LTE ja ja ja
Vodafone B1000 ja ja ja
Vodafone B2000 LTE Router ja ja ja ja ja

Quelle: Dr. Harald Karcher

Router, die nur ein einziges LTE-Band beherrschen, etwa das bei 800 MHz, nennt man auch LTE-Single-Band-Router. Die ersten kamen im Frühling 2011 auf den deutschen Markt. Sie nutzen nur die digitale Dividende bei 800 MHz. Man kennt sie unter den Marken­namen Huawei B390s-2, o₂ LTE Router, Telekom Speedport LTE und Vodafone B1000 LTE WLAN Router.

Immerhin schon zwei LTE-Bänder beherrschte bei Erscheinen im Herbst 2011 der LTE-Dual-Band-Router AVM Fritz!Box 6840 LTE für 800 und 2600 MHz; bei 800 MHz holt er 50 MBit/s und bei 2600 MHz bis zu 100 MBit/s brutto. Als AVM dann der jüngeren Fritz!Box 6842 (siehe unten) anno 2013 gleich vom Start weg alle drei deutschen LTE-Bänder mitgab, schoben die Berliner auch der älteren AVM 6840 nachträglich ganz still und leise ein moderneres LTE-Triband-Modul für LTE 800/1800/2600 unter die Haube. Bei 1800 und bei 2600 MHz holen nun beide Boxen, die ältere AVM 6840 und die jüngere AVM 6842, bis zu 100 MBit/s brutto aus der Luft, sofern alle Randbedingungen stimmen.

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Die vier LTE-800-Router namens Huawei B390s-2, o₂ LTE Router, Telekom Speedport LTE und Vodafone B1000 LTE WLAN Router sind hardware­technisch fast baugleich. Dagegen wurden Soft­ware, Bediener­menü, Hand­buch und Ver­packung an die Wünsche der jeweiligen Netz­betreiber angepasst. (Bild: Harald Karcher)

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Schwarz auf Weiß
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserer Magazin­reihe. Einen Über­blick mit freien Down­load-Links zu sämt­lichen Einzel­heften bekommen Sie online im Presse­zentrum des MittelstandsWiki.

Im ersten Quartal 2013 kam dann auch AVMs erster LTE-Triband-Router, die AVM Fritz!Box 6842 LTE für 800, 1800 und 2600 MHz, auf den Markt. Mit einer Telekom-SIM-Karte funkt sie dank LTE 1800 bis zu 100 MBit/s Brutto. Mit einer Vodafone-SIM-Karte kann sie unter anderem auch auf zwei LTE-Leitungen telefonieren; sie beherrscht nämlich schon Voice over LTE.

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Mit dieser Telekom-SIM-Karte und dem schnellsten Telekom-Tarif holte die AVM FritzBox 6842 im geschlossenen Büro unweit der A94 auf Anhieb Down­loads bis zu 33 MBit/s aus der Luft. Am besten Mess­punkt auf der Münchener Ludwig­straße, im Auto auf dem Armaturen­brett, kamen sogar über 84 MBit/s – netto, im echten Leben. (Bild: Harald Karcher)

Im Herbst 2012 schließlich brachten die Berliner mit der AVM Fritz!Box 6810 LTE noch einen sehr kompakten und gefälligen LTE-Router für 800 und 2600 MHz auf den Markt. Im Gegensatz zu den zwei anderen AVM-LTE-Geräten hat die AVM 6810 keine vier LAN-Ports, sondern nur einen, damit sie kompakt bleibt; außerdem fehlen die zwei externen LTE-Antennenbuchsen.

Allen drei LTE-Fritz!Boxen (6810, 6840 und 6842) ist gemeinsam, dass sie nicht auf ältere Mobilfunk­normen wie 3G oder 2G herunterschalten können. Das ist schade, denn es wäre sehr praktisch, solange es noch viele weiße Flecken ohne LTE-Versorgung gibt.

Serie: Stationäre LTE-Router
Teil 1 zeichnet die rasante Entwicklung in dieser Nische nach und vergleicht den Umfang der Ausweichnetze. Teil 2 macht den Praxistest am Beispiel des Lancom 1780EW-4G.

LTE-Router mit 4G/3G/2G-Fallback

Von Lancom Systems, TDT, Teldat (Bintec) und weiteren gibt es auch spezielle Business-Router mit erhöhter Ausfallsicherheit: Sie beherrschen die komplette Funkpalette von 2G (GSM, GPRS und EDGE) über 3G (UMTS, HSPA und HSPA+) bis hin zu 4G (LTE 800, LTE 1800 und LTE 2600). Ihr Funkmodul ist also Multiband- und Multimode-fähig.

Fast alle uns bekannten LTE-Business-Router nutzen intern ein 2G-3G-4G-Funkmodul von Sierra Wireless, etwa das AirPrime MC7710. Dafür zahlen die Router-Produzenten schon im Einkauf um die 100 Euro pro Exemplar, je nach Abnahmemenge. Bei einem Business-Router lässt sich dieser hohe Preis vertreten, für die meisten Consumer-Modelle wäre das aber viel zu teuer. In einigen Highend-Laptops von Fujitsu und im Edelnotebook Sony VAIO S13A für 2600 Euro steckt ebenfalls ein Sierra Wireless AirPrime MC7710 – das erklärt deren hohen Funktionsumfang beim Mobilfunk.

LTE-Module von Sierra Wireless funken auch in den drei LTE-Triband-Routern Lancom 1781-4G, Lancom 1780EW-4G und Lancom 1781A-4G. Diese Business-Geräte beherrschen daher die volle 2G-3G-4G-Mobilfunkpalette: Falls sie einmal gar kein LTE finden sollten, können sie auch auf 3G oder 2G-Netze zurückschalten. Der Lancom-Router 1781-4G kann zudem auf ISDN zurückgreifen und das Modell 1781A-4G kann bei Bedarf auf ADSL2+ umschalten. Das Modell 1780EW-4G dagegen hat kein Festnetzfallback auf DSL oder ISDN, dafür aber einen eingebauten WLAN-Hotspot.

Die LTE-Business-Router von Lancom Systems kosten knapp 1000 Euro. Die Consumer-LTE-Router von Huawei und AVM liegen eher um die 150 bis 250 Euro. Mit einem LTE-Vertrag gekoppelt liegen die 4G-Boxen von AVM aus Berlin und Huawei aus Shenzhen oft bei symbolischen Preisen von 1 bis 50 Euro. Sie zielen eher auf den Privatkundenmarkt, können aber auch für die Anbindung von Heimbüros oder kleineren Betriebsstandorten in Betracht kommen.

LTE-Router mit DSL- und ISDN-Fallback

Einige Business-Router haben neben dem 2G-3G-4G-Funkmodul auch Festnetzmodems für DSL und/oder ISDN verbaut. Die Idee dahinter: Je mehr WWAN-Connections so ein Router gleichzeitig hat, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens einer der Fernnetzanschlüsse funktioniert.

Zum Beispiel könnten Kassensysteme in Filialen auf dem Lande die Umsätze bei einer LTE-Störung notfalls auch über schmalbandige ISDN-Strecken jederzeit online übertragen, da es sich bei diesen Zahlenkolonnen meist um sehr geringe Datenmengen handelt, für die auch ISDN schnell genug ist. Wenn dagegen zehn Mitarbeiter in einem Firmennetz gleichzeitig über eine lahme ISDN-Anbindung anstatt über eine schnelle LTE-Verbindung surfen müssen, dann bleibt für den Einzelnen nur noch ein frustrierend geringer Speed übrig.

Tatsächlich gibt es Landgebiete, in denen es bis zum Rollout von LTE 800 nur ISDN mit 2 × 64 kBit/s oder noch weniger gab. In solchen Gegenden kann LTE 800 bis 50 MBit/s bei der Anbindung einer kleinen Firma oder Niederlassung schon eine sehr große Verbesserung sein.

Wie sich die Anbindung in der Praxis gestaltet und welche Erfahrungen bereits vorliegen, schildert Teil 2 dieser Serie.

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