BPI Dienstleistung Mittelstand 2012, Teil 3: Was sich Dienstleister für 2013 vornehmen

Drei große Problemkomplexe treiben die personalintensive Dienstleistungsbranche um: Kostensenkung, Fachkräftemangel, IT-Unterstützung. So greifen die Unternehmen vermehrt zu Software as a Service und neuen Cloud-Diensten. Die Auslagerung von Geschäftsprozessen stößt dagegen bereits an ihre Grenzen.

Serviceunternehmen greifen verstärkt zu SaaS

Von Christoph Witte, Wittcomm

Der Business Performance Index (BPI) Mittelstand D/A/CH Dienstleistung 2012 hat auch den Umgang der Unternehmen mit Software as a Service, Outsourcing und mit mobilen Geräten untersucht. Demnach benutzen bereits 28,4 % der befragten Mittelständler Software aus der Cloud. Die Auslagerung von Geschäftsprozessen ist dagegen gegenüber der letztjährigen Untersuchung des Kasseler Marktanalysten techconsult um 2 % gefallen. Ihre mobilen Devices managen die Dienstleister zu 60 % zentral.

Abgefragt wurde in der techconsult-Studie, wie die mittelgroßen Dienstleister mit dem Thema Software as a Service umgehen. Das Ergebnis: Inzwischen setzen 28,4 % der Unternehmen SaaS-Lösungen ein – im Vorjahr waren es 24,8 %. Das ist, obwohl SaaS eines der Hype-Themen dieses und des vergangenen Jahres ist, ein eher bescheidener Zuwachs.

Peter Burghardt, Managing Director von techconsult, führt das auf folgende Ursache zurück:

„Dienstleister gehören zu den personal­intensiven Branchen. Eine hohe Flexi­bilität in der Ver­fügbar­keit von (IT-)Arbeits­plätzen ist daher be­sonders wichtig. Flexi­bilität im Geschäfts­modell ver­langt aber auch Flexi­bilität auf der IT-Seite. Das haben die Dienst­leister schon früh erkannt, was zu einem eher ver­haltenen Wachs­tum in diesem Jahr führt.“

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Angesichts der kurzen Zeit, in der SaaS-Angebote ernst­haft infrage kommen, bedeutet eine Nutzungs­quote von 28,4 % eine schnelle Durch­dringung der Zielgruppe. (Bild: techconsult)

38 % arbeiten mit Smartphones

Unter den Dienstleistern nutzt beinahe ein Drittel der Mitarbeiter Laptops, die in der Regel zentral durch die IT verwaltet werden. Noch mehr, nämlich fast 38 % der Mitarbeiter sind mit Smartphones ausgestattet, wofür der BOYD-Trend (Bring Your own Device) mitverantwortlich sein dürfte. Ein zentrales Management dieses Endgerätetypus nutzen immerhin 60 % der Unternehmen. Vor dem Hintergrund von Security-Mängeln und der steigenden Gefahr durch Malware ist das allerdings immer noch eine Sicherheitslücke, die es zu schließen gilt.

Business Performance Index

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Jeder Mittelständler kann den BPI für sein Unter­nehmen als Benchmark-Werk­zeug nutzen. Dazu muss man lediglich den Frage­bogen unter www.business-performance-index.de aus­füllen. Die Ant­worten werden aus­ge­wertet und zeigen, wo das Unter­nehmen im Vergleich zum unmittel­baren Wett­bewerb (Branche, Sub­branche, Größen­klasse) steht. Damit lassen sich eigene Stärken und Schwächen analysieren. Die Unternehmens­daten bleiben selbst­verständlich anonym.

Eingehende Einzeldarstellungen gibt es im MittelstandsWiki zu den folgenden Ausgaben:

Weitere Informationen zum BPI insgesamt und zu den Einzel­berichten BPI Fertigung, BPI-Dienstleistung und BPI-Handel findet man unter www.business-performance-index.de. Dort stehen alle Berichte auch zum kostenfreien Download bereit.

Noch brisanter stellt sich die Situation bei Net- und Ultrabooks und der neuartigen Klasse der Tablets und Slates dar. Zwar weisen die beiden Endgerätetypen noch geringe Einsatzzahlen (4,4 bzw. 6,8 %) auf, doch verwaltet bislang noch nicht einmal jedes zweite Unternehmen diese beiden Device-Typen zentral.

Da diese Frage für 2012 zum ersten Mal gestellt wurde, gibt es keine Vergleichszahlen im Bereich Dienstleistung. Allerdings ist festzuhalten, dass die Verbreitung der mobilen Devices gegenüber der Fertigungsbranche höher ist und dass die Geräte auch öfter zentral gemanagt werden.

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60 % zentral gemanagte mobile Devices klingt zunächst einmal viel. Bedenkt man aber, dass damit immer noch eine erhebliche Sicherheitslücke klafft, müssen die Dienstleister an dieser Stelle möglichst schnell nacharbeiten. (Bild: techconsult)

Die Outsourcing-Quote geht leicht zurück

In der aktuellen BPI-Studie, an der sich 150 Unternehmen beteiligt hatten, lagern 31 % der Befragten verschiedene Geschäftsprozesse ganz oder teilweise aus. Im vergangenen Jahr gaben noch 2 % Unternehmen mehr an, Outsourcing zu betreiben. Die Frage, ob damit die Auslagerung von Prozessen bei mittelständischen Dienstleistern seinen Zenith überschritten habe, ist aufgrund der vorliegenden Zahlen noch nicht zu beantworten. Allerdings erstaunt der leichte Rückgang angesichts der auch im Dienstleistungsbereich weiter ansteigenden Arbeitsteilung.

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Die Out­sourcing-Quote ist gegen­über dem Vor­jahr um 2 auf 31 % gesunken. (Bild: techconsult)

Vorreiter sind nach wie vor Unter­nehmen der Sub­branchen IT-Dienst­leister und Technische Planung. Sie weisen Quoten von 46 bzw. 43 % auf. Mit 25 % am wenigsten lagern die Sub­branchen Forschung + Ent­wicklung sowie Unter­nehmens­beratung aus.

Serie: BPI Dienstleistung Mittelstand 2012
Teil 1 sichtet die Kern­ergebnisse der Studie im Überblick. Teil 2 sieht sich die Unter­schiede in der Per­formance näher an und wirft einen neu­gierigen Blick nach Österreich. Teil 3 begutachtet schließ­lich die Entwicklungen bei Out­sourcing, Soft­ware as a Service und Mobile Business.

Fazit: Herausforderungen unter Kostendruck

Die primäre Herausforderung der Dienstleistungsbranche ist nach wie vor die Kostensenkung. Keine andere wurde derart oft genannt. Besonders stark haben damit die technische Planung + Beratung und der Immobiliensektor zu tun, Letzterer sicher nicht zuletzt aufgrund des vergleichsweise geringen Unternehmens- bzw. Prozesserfolges. Das Gastgewerbe scheint hingegen am wenigsten unter dem vorherrschenden Kostendruck ihrer Branchengenossen zu leiden.

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Die Herausforderungen nach Subbranchen aufgeschlüsselt. (Bild: techconsult)

Der Fachkräftemangel bleibt trotz abkühlender Konjunktur offenbar virulent. Die Dienstleister nennen ihn als ihr zweites drängendes Problem. Auffallend dabei ist die Subbranche Immobilien, die mit der Personalakquise nach wie vor keine Probleme zu haben scheint. Im Gegensatz dazu treibt dieser Punkt gerade die technische Planung + Beratung um.

Den dritten Platz unter den künftigen Herausforderungen belegt die Verbesserung der IT-Unterstützung. In diesem Punkt herrscht eine äußerst differenzierte Subbranchenmeinung. Besonders IT-Dienstleister und Unternehmensberatungen/Agenturen schreiben sich eine bessere IT-Unterstützung auf die Fahnen.

Nützliche Links

BPI-Kurzbericht Dienstleitung 2012.jpg

Der Branchenreport steht unter www.business-performance-index.de zum kostenfreien Download bereit. Der Kurzbericht enthält ausführliche Zahlenwerke zu den verschiedenen Dienstleistungsteilbranchen. Außerdem gibt der Report Aufschluss über die den Indizes zugrunde liegenden Berechnungsmethoden und zeigt die BPIs für die einzelnen Unternehmensbereiche.