BPI Fertigung Mittelstand 2013, Teil 3

Der Trend zur Mobilität läuft aus dem Ruder

Von Christoph Witte, Wittcomm

Mittelständische Fertigungsunternehmen machen mobil: Die Nutzungsrate mobiler Endgeräte ist deutlich gesteigen. Zugleich ist jedoch der Anteil der zentral verwalteten mobilen Devices gesunken – aus Sicherheits– und Datenschutzgründen eine sehr bedenkliche Entwicklung. Das ist eines der bitteren Resultate des Business Performance Index Fertigungsindustrie Mittelstand 2013 D/A/CH.

Bei Laptops und Ultrabooks stieg die Nutzungsrate 2013 von 21,3 % auf 33,9 % deutlich an, bei Tablets hat sie sich auf 11,9 % mehr als vervierfacht. Laut BPI sank allerdings der Anteil der zentral verwalteten Geräte bei Laptops um 16,5 auf 71 %, bei Tablets um 18 auf 45 % und bei Smartphones um 22 auf 53 %. „Damit setzen Unternehmen zwar immer mehr mobile Endgeräte ein, aber offenbar hinkt man mit dem zentralen Management hinterher“, erklärt techconsult-Analyst Henrik Groß die Zahlen.

Schlamperei bei Bring Your Own

Im Rahmen der BPI-Analyse hat techconsult die mittelständischen Fertigungsunternehmen auch nach dem Anteil privater Geräte im Unternehmenseinsatz gefragt. Aus privaten Beständen stammen demnach 6 % der Laptops, 5 % der Tablets und bereits 11 % der Smartphones. Gerade diese Entwicklung in Richtung BYOD (Bring Your Own Device) mache eine zentrale Verwaltung der Endgeräte zwingend notwendig, betont Peter Burghardt, Managing Director von techconsult: „Wer das nicht tut, muss mit erheblichen Sicherheitsrisiken und Datenschutzkonflikten rechnen, wenn private und geschäftliche Nutzung auf dem gleichen Gerät stattfinden.“

Generalschlüssel ins Firmennetz
Mobile Endgeräte, die das Unternehmen nicht zentral verwaltet, sind für Cybergangster ideal, um Viren und Trojaner ins Unternehmensnetz zu schleusen. Sie öffnen der Spionage und dem Datendiebstahl durch Hacker und Mitarbeiter Tür und Tor. Erst eine zentrale Verwaltung von mobilen Geräten hebt die IT-Sicherheit auf ein verantwortliches Level und erlaubt es Unternehmen z.B., zeitgleich Software- und Sicherheitsupdates aufzuspielen. Außerdem kann man im Fall eines Diebstahls die mobilen Geräte nicht nur abschalten, sondern auch alle Daten darauf aus der Ferne löschen. Nicht zuletzt lässt sich über Mobile-Device-Management-Software festlegen, welche Applikationen und Apps die Mitarbeiter auf ihre mobilen Geräte laden dürfen und welche Rechte der Nutzer im Umgang mit seinem Device hat. Damit wird der Einsatz von mobilen Geräten im Unternehmen nicht nur viel effizienter, sondern auch deutlich sicherer.

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Bei Laptops und Ultra­books stieg die Nutzungs­rate 2013 von 21,3 % auf 33,9 % deut­lich an, bei Tablets hat sie sich auf 11,9 % mehr als ver­vierfacht. Aller­dings werden eben­so deutlich weniger Geräte zentral ver­waltet. (Bild: techconsult)

In einigen Bereichen empfinden die Unter­nehmen der Fertigungs­industrie den mobilen Zu­griff auf Kern­systeme als durch­aus wichtig, so z.B. bei der IT-Organisation und im Kunden­service. Der Nutzen aus der ständigen Verfüg­barkeit von Daten ist hier offen­bar höher als in Bereichen wie der Personal– oder Anlagen­verwaltung.

Auch mit der Umsetzung sind die Befragten im Großen und Ganzen zufrieden. Trotzdem gibt es ein deutliches Verbesserungs­potenzial. In den Bereichen IT-Organisation und Kunden­service, die den Fertigern im Vergleich zu den anderen Unternehmens­bereichen relevanter erscheinen, kommt man mit einer durch­schnittlichen Bewertung von 2,9 und 3,0 gerade mal auf die Note „befriedigend“.

Cloud Computing überzeugt noch nicht

Die Antworten auf die Frage nach dem Reifegrad innovativer Lösungen zeigen, dass die mittelständischen Fertiger die Mobilität, die die Cloud bietet, indes noch nicht 100-prozentig angenommen haben. Hier führen die Prozessfertiger mit 63,3 Punkten, die diskrete Industrie bringt es auf 58,9 Punkte.

Business Performance Index

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Jeder Mittelständler kann den BPI für sein Unter­nehmen als Benchmark-Werk­zeug nutzen. Dazu muss man lediglich den Frage­bogen unter www.business-performance-index.de aus­füllen. Die Ant­worten werden aus­ge­wertet und zeigen, wo das Unter­nehmen im Vergleich zum unmittel­baren Wett­bewerb (Branche, Sub­branche, Größen­klasse) steht. Damit lassen sich eigene Stärken und Schwächen analysieren. Die Unternehmens­daten bleiben selbst­verständlich anonym.

Eingehende Einzeldarstellungen gibt es im MittelstandsWiki zu den folgenden Ausgaben:

Weitere Informationen zum BPI insgesamt und zu den Einzel­berichten BPI Fertigung, BPI-Dienstleistung und BPI-Handel findet man unter www.business-performance-index.de. Dort stehen alle Berichte auch zum kostenfreien Download bereit.

Bei Einsatz und der Zufriedenheit innovativer Lösungen in der IT haben die Gummi-/Kunststofffertiger mit 73,2 Punkten die Nase vorn, gefolgt vom Fahrzeugbau (70,2 Punkte) und überraschenderweise den sonst vielfach weit abgeschlagenen Holz- und Möbelherstellern (67,6 Punkte). Am wenigsten von innovativen IT-Lösungen überzeugt scheinen Elektrotechnik (64,6 Punkte) und die Metallhersteller (64,6 Punkte). Eingesetzt wird modernes Equipment nach Einschätzung der Befragten vor allem im Bereich der IT-Infrastrukturverwaltung, beim Prozessmanagement und beim Service Level Monitoring.

Mit 78,9 Punkten schneidet die Pharmaindustrie bei den Prozessfertigern im Bereich Reifegrad innovativer IT-Lösungen mit Abstand am besten ab. Sie sieht sich vor allem im IT-Portfoliomanagement innovativ sowie bei der Verwaltung der IT-Infrastruktur. Insgesamt erreicht die Prozessindustrie gegenüber den diskreten Fertigern mit 70,1 Punkten deutlich bessere Werte. Hier bringen die Aufgaben IT-Infrastruktur und das Prozessmanagement die besten Ergebnisse.

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Innerhalb der diskreten Fertigung ist der SaaS-Einsatz­grad in der Elektro­technik- und Hightech-Industrie am höchsten (32 %). In der Prozess­industrie konnten vor allem die Nahrungs­mittel­hersteller zulegen (25 %). (Bild: techconsult)

Software as a Service etabliert sich

Die SaaS-Nutzung (Software as a Service) hat sich in der Fertigungs­industrie insgesamt positiv ent­wickelt: Sie ist um 5,4 auf 24,4 % geklettert. Dabei stehen die diskreten Fertiger dem Thema aufge­schlossener gegenüber als die Prozess­industrie. Inner­halb der diskreten Fertigung ist der SaaS-Einsatz­grad in der Elektro­technik- und Hightech-Industrie am höchsten (32 %). In der Prozess­industrie konnten vor allem die Nahrungs­mittel­hersteller zulegen (25 %,). Die Kosmetik­branche setzt in der 2013er-Erhebung zum ersten Mal auf SaaS (18 %). Ein deutlicher Rückgang des SaaS-Einsatz­grads ist dagegen in der Pharma­branche zu verzeichnen; hier liegt der Wert nurmehr bei 14 %.

Serie: BPI Fertigung Mittelstand 2013
Teil 1 stellt fest, dass sich die Spitze den Rest des Feldes abhängt. Was Industrie 4.0 bedeutet, weiß hier offenbar kaum jemand. Teil 2 hört sich an, was die Entscheider aktuell umtreibt. Die Ergebnisse hängen stark von der Unternehmensgröße ab. Teil 3 beobachtet besorgt, dass immer mehr Mobilgeräte immer seltener einem zentralen Device Management unterliegen. Aus der Cloud nutzt die Fertigung vor allem SaaS.

Nützliche Links

Weitere Informationen finden Sie unter www.business-performance-index.de, wo es den Kurzbericht BPI-Kurzbericht Mittelstand Fertigung 2013 für Deutschland, Österreich und die Schweiz kostenfrei als PDF zum Herunterladen gibt.