Business Performance Index Dienstleistung Mittelstand 2013, Teil 1

Die Servicebranche ist mit sich unzufrieden

Von Henrik Groß, techconsult

Der aktuelle Business Performance Index (BPI) Mittelstand DACH Dienstleistung 2013 des Kasseler Analystenhauses techconsult weist für die Servicebranche gegenüber dem Vorjahr rückläufige Werte aus. Demnach sind sowohl die Indikatoren für die Prozessqualität als auch für die IT-Unterstützung, die Nutzung innovativer IT-Lösungen und für den Unternehmenserfolg um 1,9 bis 3,5 % gefallen. Lediglich die Top-Performer schneiden besser ab als 2012.

„Das leichte Absinken der Indizes ist kein Anlass zur Sorge“, erklärte Peter Burghardt, Managing Director von techconsult. „Die gute Auftragslage und die gute Prognose der Dienstleistungsbranche bis zum Jahresende haben bei vielen Dienstleistern offenbar zu einer hohen Auslastung geführt. Das stresst jeden Prozess und führt auch in den Bereichen IT-Unterstützung und Unternehmenserfolg zu latenter Unzufriedenheit.“ Positiv bewertet Burghardt, dass der sogenannte BPI-Schwellenwert, ab dem die Unternehmen in der Regel eine positive Gewinnentwicklung verzeichnen, mit 63,7 Punkten deutlich unter dem BPI-Durchschnittswert liegt. „Aufgrund dieser Wachstumsmarke können wir damit rechnen, dass sich die Gewinne bei der Mehrheit der Unternehmen positiv entwickeln.“

Logistik, Consulting und IT-Services leiden

Insgesamt erhebt der BPI vier Leistungsindikatoren: Der BPI selbst, dem die Untersuchung ihren Namen verdankt, misst die Qualität von Prozessausführung und die Prozessrelevanz. Er sank gegenüber dem Vorjahr um 3,5 % auf 66,1 von 100 möglichen Punkten.

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Der wichtigste Index, der BPI, liegt 2013 bei 66,1 Punkten und ist um 3,5 % gefallen. Der Schwellenwert, ab dem die Gewinnentwicklung der befragten Unternehmen in der Regel positiv verläuft, liegt bei 63,7 Punkten. (Bild: techconsult)

Der Index für den IT-Unterstützungsgrad erreichte 64,2 Punkte und verlor damit 2,5 %. Er drückt aus, wie zufrieden die Befragten mit der IT-Unterstützung ihrer Kernprozesse sind. Beim Reifegrad innovativer IT-Lösungen wird bewertet, wie intensiv die befragten mittelständischen Dienstleister innovative IT-Lösungen nutzen und wie zufrieden sie mit diesen Lösungen sind. Er fiel um 1,9 % auf 63,1 Punkte. Der Index Unternehmenserfolg schließlich zeigt, wie sich bestimmte branchenspezifische Erfolgskriterien (KPI) in den vergangenen Jahren entwickelt haben. Er sank ebenfalls um 1,9 % auf 67,6 Punkte.

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Alle vier erhobenen Indizes sind rückläufig. Allerdings entwickeln die Top 10 sich gegen den Trend und vergrößern den Abstand zum Durchschnitt. (Bild: techconsult)

Der BPI umfasst sieben Subbranchen: Technische Planung & Beratung, Gastgewerbe, Transport & Logistik, Immobilien, IT-Dienstleister, Forschung & Entwicklung, sowie Unternehmensberatung. Genau wie im Vorjahr liegen Unternehmen der technischen Planung und Beratung sowie des Gastgewerbes beim BPI wieder ganz oben. Sie erzielen in fast allen Bereichen bessere Werte als der Durchschnitt der Dienstleiter. Unter dem Schnitt bleiben die Branchen Transport & Logistik, IT-Dienstleister und erstaunlicherweise die Unternehmensberater. F&E-Dienstleister und Firmen der Immobilienbranche bilden die Schlusslichter.

Die Spitze hängt das Feld ab

Fast als dramatisch muss man das Abschneiden der letzten Drei in den Subbranchen bezeichnen: Ist ihr Abstand zum Durchschnitt schon beträchtlich, so liegen zwischen Top und Last 3 geradezu Welten. Bei den IT-Dienstleistern z.B. unterbieten die Letzten die Durchschnittswerte um mehr als ein Drittel, gegenüber den Besten ihrer Subbranche fallen sie um mehr als die Hälfte zurück.

Nur in der Subbranche Forschung und Entwicklung ist eine gegenläufige Tendenz festzustellen. So liegen die Top-3-Unternehmen nur 6 bis 13 Punkte über dem Gesamtdurchschnitt. Ebenso verlieren auch die Last 3 nicht vollständig den Anschluss und liegen bei fast allen Performance-Indikatoren über 50 Punkten.

Serie: BPI Dienstleistung 2013
Teil 1 gewichtet die Jahresresultate und berichtet, was die Branche umtreibt. Teil 2 geht näher auf die IT-Dienstleister ein und sagt, was die niedrigen Werte mit dem Projektgeschäft zu tun haben. Teil 3 betrachtet die Ergebnisse zu SaaS und Mobile Business: Bewegliche Dienste liegen weiter kräftig im Aufwind. Teil 4 macht sich an den Ländervergleich: Österreich bleibt unangefochten an der Spitze, während der Abstand zur Schweiz weiter zunimmt.

Das Absinken der Indizes bereitet den Studienautoren angesichts der guten wirtschaftlichen Prognose zwar keine Sorge, aber der immer größer werdende Abstand zwischen dem Durchschnitt und der Spitzengruppe der Branche schon. Während die Top 10 im vorhergehenden Jahr um 22 Punkte besser waren als der Durchschnitt, schnitten sie 2013 um 29 Punkte besser ab. Das macht sie nicht nur um 44 % performanter, sondern zeigt auch, dass sie sich gegen den Trend entwickeln: Während der Durchschnitt beim BPI und den anderen Indizes verlor, gewann die Spitzengruppe Punkte hinzu.

Dieser Trend, den man auch schon im BPI zur mittelständischen Fertigungsindustrie feststellen konnte, ist bedenklich. Schließlich bedeutet er, dass ein Großteil der mittelständischen Unternehmen Probleme in Ihren Prozessen hat. Denn lässt man die kleine Elite außer Acht, liegt die Performance im Durchschnitt noch deutlich niedriger.

Trends im Überblick
Neben der Erhebung der vier Indizes fragt techconsult die Firmenvertreter auch danach, wie sich verschiedene Trends in ihren Unternehmen niederschlagen. Hier die wichtigsten Werte:

  • 36,5 % der Befragten setzen Software as a Service ein; das ist gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 28,5 %. Die stärksten SaaS-Nutzer sind die Subbranchen Technische Planung & Beratung (42 %) sowie die IT-Dienstleister und Immobilienunternehmen (jeweils 38 %).
  • Der Einsatzgrad mobiler Endgeräte ist stark angestiegen. So nutzt fast jeder zweite Mitarbeiter (45,3 %) ein Laptop ober Ultrabook, 42,6 % der Mitarbeiter telefonieren mit Smartphones. Die Verbreitung von Tablets und Slates hat sich im Jahresvergleich mit 15 % mehr als verdoppelt.
  • Das Outsourcing von Unternehmensprozessen hat von 30,7 % im Vorjahr auf 34,8 % zugenommen.

Fazit: In schwierigen Märkten bestehen

Als ihre größten Herausforderungen sehen die Unternehmen die Erhaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit, die Neukundengewinnung und die Qualitätssicherung. Im vergangenen Jahr sorgten sie sich dagegen um Kostensenkung, Personalakquisition und die Verbesserung der IT-Unterstützung.

Teil 2 dieser Serie nimmt sich die BPI-Ergebnisse zur Prozessqualität der IT-Dienstleister genauer vor und untersucht, woran es hapert.

Nützliche Links

Der BPI Mittelstand Dienstleistung wurde 2013 zum dritten Mal durchgeführt. Es flossen mit 1158 insgesamt fast doppelt so viele bewertete Unternehmensbereiche ein wie 2012. Der Branchenreport steht unter www.business-performance-index.de zum kostenfreien Download bereit.