IT-Cloud-Index Q1/2014

Auf der dunklen Seite der Cloud

Von Max Schulze, techconsult

Wo es den Abteilungen zu langsam geht, greifen sie kurzerhand selbst zu Cloud-Lösungen – ohne Rücksprache und ohne Kontrolle durch die IT-Abteilung. Das bestätigt, die erste Cloud-Befragung des neuen Jahres, die die Cloud-Technologie als Treiber der Schatten-IT im deutschen Mittelstand identifizieren konnte.

Angesichts der nur langsam abnehmenden Cloud-Vorbehalte im deutschen Mittelstand erscheinen diese Ergebnisse wenig förderlich für eine weitere Etablierung dieses IT-Servicemodells. Tatsächlich ist Schatten-IT kein spezifisch mittelständisches Problem, sondern betrifft alle Unternehmen jeder Größenklasse. Glücklicherweise gibt es Abhilfe, und zwar aus derselben Wolke: Die richtige IT-Strategie verwandelt die Cloud-Technologie zu einem wirkungsvollen Instrument gegen Schatten-IT-Strukturen und kann sie nachhaltig beseitigen.

Ungeduld ist ein Sicherheitsrisiko

Obwohl der Mittelstand in Deutschland den Weg in die Cloud nach wie vor zögerlich bestreitet, kündigte bereits unser Cloud-Bericht vom September 2013 eine Zunahme an: 62 % planten den Einsatz von Cloud-Computing-Lösungen innerhalb der nächsten zwölf Monate. Damit ist klar: Die Mittelständler haben die Möglichkeiten erkannt, Cloud-Technologie gezielt für interne Prozesse einzusetzen, um den Fachbereichen IT-Ressourcen schneller zur Verfügung zu stellen.

In vielen Fällen reichen jedoch einzelne Cloud-Services nicht aus, um die Bedarfe der Fachbereiche abzudecken. 56 % der befragten Unternehmen beziehen den techconsult-Umfragen zufolge Cloud-Services von externen Dienstleistern (Public Cloud), ohne ihre IT-Organisation davon in Kenntnis zu setzen. So entsteht eine Schatten-IT, die für Leiter der strategischen und operativen Unternehmensführung erhebliche Schwierigkeiten im Unternehmensalltag aufwirft.

So liegen für die eingesetzten Anwendungen keine Service Level Agreements vor. Des Weiteren werden die „geheimen“ Lösungen auch nicht vom IT-Support betreut. In Kombination mit weiteren Schatten-IT-Vorgängen, wie dem Einsatz von privaten Devices für arbeitsrelevante Prozesse (49 %) sowie der Nutzung von Social Software (41 %), können ernste Sicherheitsrisiken entstehen. Heterogene IT-Landschaften mit fehlenden Anwendungstests, Updates und Dokumentationen können die Folge sein, was letztendlich die zentrale Steuerung der gesamten IT eines Unternehmens gefährden kann.

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Saftige Werte für Schatten-IT aus der Cloud, heimlichen BYOD-Einsatz und ungenehmigte Social Software zeigen, dass viele Abteilungen zur bequemen Selbst­hilfe neigen. (Bild: techconsult)

Cloud-Services stellen grund­sätzlich einen starken Treiber von Schatten-IT dar. Der Einsatz von Software-as-a-Service– oder Infra­structure-as-a-Service-Produkten ist sehr schnell und einfach zu realisieren. Der Bezug der benötigten IT-Ressourcen bzw. -Services auf Knopf­druck senkt zudem die Hemm­schwelle in den einzelnen Fach­abteilungen, die Ihre gesteckten Ziele schnell und effektiv umsetzen müssen; längere Warte­zeiten bei IT-Abteilungen werden daher bewusst umgangen.

IT-Abteilung als Cloud Service Broker

Die Gründe dafür, dass sich die Abteilungen im Unternehmen eine parallele Schatten-IT aufbauen, sollte sowohl die IT-Abteilung als auch die Unternehmensführung detailliert erforschen. So liefert die IT-Abteilung aus Sicht der abhängigen Fachabteilungen die Services oft nicht in der Qualität und der Zeit, die für die unternehmerischen Ziele notwendig wären. Realistisch stehen die IT-Abteilungen in der Pflicht, den Fachabteilungen innovative und marktgerechte Lösungen zur Realisierung der täglich anfallenden Arbeit bereitzustellen.

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Die IT-Abteilung als Cloud Service Broker: Sie sichtet, prüft und wählt Cloud-Dienste, die sie den einzelnen Fach­abteilungen dann schnell, un­kompliziert und sicher zur Ver­fügung stellen kann. (Bild: techconsult)

Genau an diesem Punkt können Cloud-Lösungen der Schlüssel zum Erfolg sein: indem die IT-Abteilungen den Mit­arbeitern Cloud-Services über ein eigens intern eingerichtetes Cloud-Service­portal anbieten. IT-Abteilungen müssen sich als Cloud Service Broker verstehen, deren Aufgabe es ist, die Dienste externer Anbieter zu bewerten, aus­zuwählen und auf die spezifische Unternehmens­situation anzuwenden, um diese im Anschluss den eigenen Mitarbeitern anzubieten.

Cloud-User-Check
Neben der Veröffentlichung der aktuellen Studienergebnisse findet sich auf dem Cloud-Portal www.it-cloud-index.de ein Online-Benchmark-System für Anwenderunternehmen. Nach der Teilnahme erhalten Unternehmen auf sechs bis acht Seiten einen direkten Vergleich ihrer Cloud-Computing-Strategie und der wichtigsten Indikatoren ihres Unternehmens mit denen ihrer Mitbewerber in derselben Branche und Größenklasse. Der IT-Cloud-Index fungiert somit als Gradmesser für die Etablierung von Cloud Computing im deutschen Mittelstand und ermöglicht es Anwenderunternehmen, im zeitlichen Verlauf mögliche Trendlinien und Tendenzen abzulesen. Die Teilnahme ist kostenlos und steht jedem mittelständischen Anwenderunternehmen zur Verfügung.

Fazit: Legalize it!

Die Vorteile eines solchen Vorgehens liegen auf der Hand: Der Schatten-IT-Treiber Cloud Computing wird eingesetzt, um die Schatten-IT zu reduzieren. Fachabteilungen können nach wie vor flexibel, schnell und effizient Cloud-Services in Anspruch nehmen, nur dass die Dienste jetzt der Kontrolle der IT-Abteilungen unterliegen, wodurch eine hohe Servicequalität und vor allem Sicherheit gewährleistet werden kann. Das Cloud-Modell bildet den Infrastrukturbereich bis hin zu Entwicklerplattformen in einem breiten Serviceportfolio ab; IT-Abteilungen können auf diese Weise ihre Bereitstellungszeiten elementar verbessern und die Bedarfe Ihrer „Kunden“ völlig neu befriedigen.

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