Unified Communications, Teil 3

Zahlenspiele zum Konzept

Von Uli Ries

Die Berliner Unternehmensberatung Berlecon veröffentlichte im März 2008 eine große Studie zum Thema Unified Communications; sie befragte 150 Chief Information Officers (CIOs), die Firmen ab einer Größe von hundert Mitarbeitern repräsentieren.

Die CIOs gaben unter anderem Auskunft über die Verbreitung IP-basierter Kommunikationstechniken, ihr Interesse an Investitionen in diesem Bereich und die Gründe, die einer möglichen UC-Einführung entgegenstehen.

Die Neugier ist geweckt

Fast 75 % der Befragten gaben die beschriebene Effizienzsteigerung als sehr wichtigen Grund für die Einführung von Unified Communications an. Dazu gehört vor allem der Gewinn durch die bessere Erreichbarkeit mobiler Mitarbeiter, die entweder beim Kunden oder vom Heimarbeitsplatz aus arbeiten. Immerhin 24 % der CIOs gaben zu Protokoll, in ihrem Unternehmen bereits UC-Software zu nutzen. Allerdings: Da es keine klare Definition von Unified Communications gibt, dürften hier auch Mittel wie Instant-Messaging-Programme erwähnt worden sein. Darüber hinaus wollen 35 % aller Firmen in naher Zukunft verstärkt in UC-Lösungen investieren.

Ein überaus interessantes Ergebnis betrifft die geringe Zahl der VoIP-Installationen in Deutschland: Lediglich ein Drittel aller Firmen verschickt auch Sprache über IP, und nur knapp 20 % der Verantwortlichen planen die Anschaffung einer IP-basierenden Telefonanlage; 15 % wollen Sprache und Daten über eine einheitliche Netzwerkinfrastruktur im Unternehmen transportieren. Das wiederum ist unabdingbar, wenn UC Wirklichkeit werden soll. Doch nachdem die vorhandenen Grundlagen eher schwach ausgebaut sind, stehen einer UC-Einführung entsprechend hohe Anlaufkosten gegenüber. Folgerichtig sehen auch über 60 % der CIOs die Anfangsausgaben als große Herausforderung.

Wissen, was machbar ist
Die schiere Anzahl der Kombinationsmöglichkeiten aus Produkten und Techniken macht UC allerdings zu einem Konzept, das nicht ganz leicht zu erfassen ist. Zumal erstmals klassische Kommunikationsunternehmen wie Siemens oder Avaya mit IT-Lieferanten wie Cisco oder Microsoft wetteifern und jeder Produkte und Einsatzzwecke anders definiert und beschreibt. (Siemens tummelt sich inzwischen auch im IT-Umfeld und bietet einen softwarebasierten UC-Server an, der unabhängig von einer Siemens-Telefonanlage funktioniert.)

Die Folge: Viele Unternehmen, die UC gerne nutzen würden, können sich nur sehr schwer einen Überblick verschaffen und ahnen nicht, welche Kommunikationshürden sie mit dem Einsatz der passenden Techniken überwinden könnten.

Auch das beliebte Thema mobile E-Mail gehört mit in ein UC-Konzept. Zwar verwenden laut Berlecon-Studie knapp 60 % aller Firmen einen mobilen E-Mail-Dienst à la Blackberry & Co. Kaum ein Unternehmen dürfte den Mobile-Mail-Server jedoch schon mit dem UC-System verknüpft haben, um so z.B. Präsenzinformationen zu verteilen.

Serie: Unified Communications
Teil 1 findet die Vor­stel­lung einer bruch­losen Kom­munikations­welt im Unter­nehmen prima. Voice over IP spielt hier die ent­schei­dende Rolle. Teil 2 macht klar, warum gerade VoIP immer noch der heikle Punkt im System ist. Stich­wort: Standards. Teil 3 dreht den Marketing-Spieß um und er­kundigt sich, was IT-Verant­wortliche erwarten. Teil 4 benennt die Schwach­stellen und sagt, was in Sachen Sicher­heit zu tun ist.

Gegen Knacken und Rauschen

Nachdem UC-Systeme reine IT-Produkte sind, sind sie auch unter den üblichen Sicherheitsaspekten zu betrachten. Die Pflichtenliste reicht vom regelmäßigen Aufspielen der Patches über den ausfallsicheren Betrieb bis hin zur sicheren Konfiguration ohne Einfallstore für Hacker und Cracker.

So sehen fast 75 % der von Berlecon befragten CIOs beim Einsatz von UC-Systemen neue Sicherheitsrisiken heraufziehen. Insbesondere die sichere Verschlüsselung der Datenwege muss gewährleistet sein, um unbefugte Lauscher aus der Welt der Unified Communications auszusperren.

Was beim Thema UC-Sicherheit unbedingt zu beachten ist, erklärt Teil 4 dieser Serie.
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Uli Ries ist freier Journalist und Autor mit abgeschlossene journalistischer Ausbildung und langjähriger Erfahrung (u.a. bei CHIP, PC Professionell und www.notebookjournal.de). Seine Spezialgebiete sind Mobilität, IT-Sicherheit und Kommunikation – zu diesen Themen tritt er immer wieder auch als Moderator und Fachreferent auf.


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