WhatsApp Business: Was bei Whats­App Business geht – und was nicht

WhatsApp Business, ein neuer Service des be­lieb­testen Messen­ger-Diensts hier­zu­lande, steht ab sofort in Deutsch­land zur Ver­fü­gung. Fir­men, die zum Bei­spiel ihren Kun­den­dienst per Whats­App kom­mu­ni­zie­ren lassen, müs­sen nun nicht mehr be­fürch­ten, dass ihr Account wegen „kom­merziel­ler Nutz­ung“ ge­sperrt wird.

Messenger-Frei­gabe fürs Social-Media-Marketing

Von Michael Praschma

Man konnte, aber eigent­lich durfte man nicht: Bisher war die kom­merzielle Nutzung der in Deutsch­land beliebtesten Messenger-App durch die WhatsApp-AGB ausgeschlossen. Jetzt hat der Facebook-eigene Kanal seine neue Business-Version auch in Deutsch­land aus­gerollt. Firmen­profil, Schnell­antworten, Ab­wesen­heits­notizen und einiges mehr sollen vor allem kleinere Unter­nehmen dazu bringen, ihr Social-Media-Marketing auch ganz offiziell auf WhatsApp auszudehnen.

Große Reichweite hilft nur mit kreativen Ideen

WhatsApp lässt alle anderen Instant Messenger weit abgeschlagen hinter sich. Ob auf die iPhone- oder Android-App potenzieller oder bereits akquirierter Kunden, Nachrichten über diesen Kanal haben rein statistisch die besten Chancen. Wie weit das auch für werbliche Nachrichten zutrifft, ist (noch) offen. Eine Studie von appinio hat ergeben, dass die Akzeptanz für Werbung auf verschiedenen Social-Media-Plattformen deutlich variiert. Für WhatsApp ist das bisher nur mit einer kleineren Live-Umfrage untersucht. Es spricht jedenfalls alles dafür, dass auch bei WhatsApp Business gilt: Social geht vor Reklame.

Die Business-Anwendung von WhatsApp bietet grundsätzlich alle Features des Messengers plus einige Spezialitäten. Eine ganze Reihe kreativer Unternehmen hat sich schon in der Vergangenheit erfolgreich mit „WhatsApp-Marketing“ an den AGB von WhatsApp vorbeigeschummelt – einige davon hat Heise RegioConcept in seinen letzten Blogbeiträgen zum Thema dargestellt:

  • Die österreichische Urlaubsdestination Kitzbühel bietet (wenn auch schwer auffindbar) den Sofortkontakt zur Gästeinformation per WhatsApp.
  • Die Deutsche Telekom sendet Push-Nachrichten aufs Smartphone, wenn man das denn möchte – eher ein Beispiel für „So besser nicht“.
  • Ebenfalls Kundenkommunikation betreibt der Versicherer Ergo Direkt und nennt seine Ansprechpartner auf WhatsApp „Team Neue Medien“.

Weniger mit Kreativität, dafür aber viel mit rechtlichen Stolperfallen haben die datenschutzrechtlichen Fragen zu tun. Aktuell noch brisanter sind aber die zusätzlichen scharfen Vorschriften der EU-Datenschutz-Grundverordnung, die in allen Organisationen, Unternehmen usw. bis spätestens 25. Mai 2018 umgesetzt sein muss.

WhatsApp Business starten und nutzen

WhatsApp Business ist kostenlos, jedenfalls bisher. Jährliche Gebühren sollte es beim privaten WhatsApp seit ewigen Zeiten geben, dann wieder nicht mehr – tatsächlich erhoben wurden sie jedoch anscheinend kaum jemals. Wer Nutzerbewertungen lesen will, findet z.B. auf Google Play an die 5000. Das Rating ist überwiegend positiv: Weit über 3000-mal erhielt die App fünf Sterne. Wichtig: Auch die Business-Version erlaubt maximal 265 Teilnehmer in Gruppen.

Downloads für Android funktionieren wie gewohnt. Allerdings ist es nicht möglich, Messenger und Business über dieselbe Mobilnummer laufen zu lassen. Wer das versucht, riskiert, dass WhatsApp Business die bisherigen Daten überschreibt. Auch vor einer erneuten Verifikation der Mobilnummer sollten Chats (egal, ob im Messenger oder in Business) extern gespeichert werden. Wer auf seinem Gerät Platz für zwei SIM-Karten hat, kann diesen Komfort auch für WhatsApp Business nutzen, dann gibt es keine Konflikte.

WhatsApp auf mehreren Desktops

Die Web-Anwendung von WhatsApp erlaubt – für unternehmerische Zwecke sicher sinnvoll – eine deutlich komfortablere Bedienung am Desktop statt auf dem Smartphone, etwa mit vertrauten Tastatur-Shortcuts, und vor allem das Chatten mit der Tastatur. Die Funktionalität ist dieselbe wie bei der mobilen Version. Wichtig zu wissen ist allerdings, dass WhatsApp Web immer am Gängelband des Smartphones hängt, d.h., das Mobilgerät braucht eine aktive Internet-Verbindung für WhatsApp, damit die Desktop-Version online ist!

Nicht dokumentiert, aber erfolgreich getestet: WhatsApp kann unter derselben Mobilnummer auf mehreren Desktop-Rechnern eingerichtet sein, allerdings kann nur ein Rechner zur gleichen Zeit auf den Account zugreifen. Möglich ist dagegen ein gleichzeitiger Zugriff vom Desktop und vom Mobilgerät.

Zusätzlich zu den gewohnten WhatsApp-Optionen lässt sich Business nun auch über Festnetz registrieren; das war bisher nur auf Umwegen möglich. Außerdem:

  • Unternehmen können Textbausteine konfigurieren, damit sie Antworten auf häufige Fragen nicht jedes Mal neu schreiben müssen.
  • Automatisierte Begrüßungs- und Abwesenheitsnachrichten ermöglichen mehr Flexibilität bei der Entgegennahme von Nachrichten.
  • Das bereits erwähnte Unternehmensprofil kann z.B. Bilder, Öffnungszeiten, Kontaktinformationen und einen Link zur Website enthalten.
  • Kunden und Chats können mit Labels sortiert werden. Auch einige Nutzerstatistiken sind im Angebot.

Hacken und Häkchen

Einige Einschränkungen, an die man nicht sofort denkt, haben eifrige Nutzer bereits festgemacht. So lassen sich Anrufe nicht blockieren; Mitarbeiter können sich den Account nicht teilen. Dementsprechend ist pro Account natürlich auch nur eine Firma möglich.

Über die Sicherheit von WhatsApp-Kommunikation ist viel diskutiert worden. Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der App betrifft jedenfalls nur die gesendeten Inhalte, aber keine Metadaten. Ob die Verschlüsselung nun notfalls hackbar ist oder nicht – auch die eigenen Sicherheitseinstellungen des Nutzers halten potenzielle Hintertüren mehr oder weniger dicht. Berichte über WikiLeaks-Meldungen à la „WhatsApp wurde geknackt“, etwa von der CIA, haben sich als ungenau herausgestellt. Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist nach wie vor hochgradig sicher.

Kommen Sie Ihren Kunden per WhatsApp entgegen!

Im Online-Marketing-Mix kann es durchaus Sinn machen, WhatsApp Business einzubeziehen, wenn Ihre – natürlich gut durchdachte – Strategie in diesem Bereich Kapazitäten dafür ausweist. Und sei es nur, um Kunden einfach einen zusätzlichen Kommunikationskanal anzubieten, der ja offenbar zu den beliebtesten gehört.

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Michael Praschma ist Texter, Lektor und Redakteur. Er beherrscht so unterschiedliche Gattungen wie Werbetext, Direct Marketing, Claims, Webtext, Ghostwriting, Manuals oder PR. Außerdem treibt er sich – schreibend und anderweitig engagiert – in Journalistik, Non-profit-Organisationen und Kulturwesen herum. Seine Kunden kommen aus verschiedensten Branchen. Am MittelstandsWiki schätzt er die Möglichkeit, mit eigenen Recherchen auf den Punkt zu bringen, was Verantwortliche in Unternehmen interessiert. → https://praschma.com/

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