Deutsche zahlen online am zuverlässigsten

Der Anteil zurück gebuchter Kreditkarten-Transaktionen nach Widerspruch des Karteninhabers bei E-Commerce-Geschäften (Chargeback-Quote) liegt mit 0,34% in Europa stabil auf insgesamt niedrigem Niveau. Mit einem europaweiten Spitzenwert von lediglich 0,24% glänzt Deutschland. Kurios ist allerdings, dass die Chargeback-Quote der männlichen Deutschen mit 0,04% höher liegt als die der weiblichen (0,02%).

In Großbritannien, Rest-Europa und Nicht-Europa verhält es sich genau umgekehrt. Das und vieles mehr beschreibt der neue „Pago Report 2008“.

Die Erfolgsquote bei Kreditkarten ist demnach in ganz Europa um mehr als zwei Prozent von 74,9 auf 77,0 Prozent gestiegen. Dieser Wert bestimmt den Anteil der Karten-Transaktionen, bei denen die Autorisierung zum erfolgreichen Einzug des Kaufbetrags geführt hat. Zurückzuführen ist diese Entwicklung vor allem auf die gesunkene Zahl von Fällen, in denen jemand versucht hat, im E-Commerce mit einer gestohlenen oder verlorenen und daher gesperrten Kreditkarte zu bezahlen.

Bei der jungen Online-Zahlart Maestro, deren Werte der Pago Report 2008 erstmals erhoben hat, liegt die Erfolgsquote mit 77,5% nahezu auf dem Niveau der Kreditkarten. Ihre Chargeback-Quote unterschreitet mit gerade einmal 0,12% die der Kreditkarten sogar noch deutlich. Der Anteil an Betrugsversuchen bei Maestro-Zahlungen ist also im Vergleich zum Kreditkarten-Durchschnitt geringer.

Britische Online-Händler haben mit einer höheren Chargeback-Quote zu kämpfen als die Händler im übrigen Europa. In deutschen Webshops liegt die Chargeback-Quote europaweit mit 0,24% am niedrigsten. In UK-Shops beträgt sie 0,37%. Hier sind also mehr Betrugsfälle zu verzeichnen. Der Grund dürfte in der hohen Popularität der Anbieter für internationale Käufer zu suchen sein.

Das Elektronische Lastschriftverfahren ist für Händler laut Report risikoreicher als Zahlung per Kreditkarte. Die Rücklastschrift-Quote liegt mit 3,917% gut zehnmal so hoch wie etwa die Chargeback-Quote. Dabei spielt die Elektronische Lastschrift nur in Deutschland und Rest-Europa (Europa ohne Deutschland und Großbritannien) eine Rolle. Für einen Händler im E-Commerce stellt sich das Elektronische Lastschriftverfahren damit als vergleichsweise unsicheres Unterfangen dar. Deutsche Consumer verursachen laut Pago Report 2008 mit 4,272% sogar noch eine höhere Rücklastschrift-Quote als der europäische Durchschnitt. Rest-Europa kommt nur auf 1,946%.

Für eine Bank besteht keine Verpflichtung, eine Lastschrift einzulösen, wenn auf dem jeweiligen Konto keine ausreichende Deckung besteht. Dem Kreditinstitut des Begünstigten, in dem Falle des Online-Händlers, wird als Grund der Rücklastschrift dann in aller Regel „kein Ablehnungsgrund“ angegeben. Das war 2006/07 bei 68,87% aller Rücklastschriften der Fall. Aber auch ein Käufer selbst kann einer Zahlung per Lastschrift bis zu sechs Wochen nach Zugang des Rechnungsabschlusses bei seiner Bank widersprechen und damit eine Rücklastschrift bewirken – dies kommt in 13,46% der Rücklastschriften vor. Bei jeder zehnten Rücklastschrift ist die angegebene Kontonummer falsch, es handelt sich um ein Sparkonto oder der angegebene Name stimmt nicht mit dem Kontoinhaber überein.

Auch noch wissenswert:

  • Im Online-Retail kristallisiert sich ein deutliches Weihnachtsgeschäft heraus
  • Der Anteil der Kaufvorgänge am Sonntag holt im Retail weiter auf
  • Die Kaufaktivität im Travel & Entertainment bewegt sich am Wochenende nach wie vor auf unterdurchschnittlichem Niveau
  • Der Bereich „Services“ ist kaum Wochentagsschwankungen unterworfen
  • Im Retail kaufen Frauen mehr als Männer
  • Frauen-Anteil im Retail nun höher als der Männer-Anteil
  • In den Bereichen „Services“ und „Gambling“ dominieren die Männer klar

Bisher hieß eine Faustregel im E-Commerce: „Je höher der Warenkorbwert, desto höher das Zahlungsausfallrisiko.“ Dies gilt bei Karten nicht mehr uneingeschränkt, beim Elektronischen Lastschriftverfahren gar nicht. Derzeit ist nach den Auswertungen des Pago Reports 2008 die höchste Chargeback-Quote mit 1,07% in allen europäischen Shops bei der Warenkorbwertgruppe zwischen 100 und 500 Euro zu beobachten. Beim Zahlungsausfall durch Rücklastschrift in allen europäischen Shops liegt der höchste Wert mit 4,274% bei der Warenkorbwertgruppe zwischen 10 und 100 Euro (beispielsweise Bücher und CDs). Dies ist auch in deutschen Shops mit 4,470% zu beobachten, während in Shops in Rest-Europa mit 3,993% der höchste Prozentwert in der höchsten Warenkorbwertgruppe über 500 Euro erzielt wird.

Ein Unterschied im Geschlechterverhalten lässt sich beim gesamteuropäischen Vergleich der Warenkorbwerte ausmachen. Während bei Männern generell gilt „Je höher der Warenkorbwert, desto höher auch die Chargeback-Quote“, durchbrechen Frauen dieses Prinzip. Hier liegt der Wert mit nur 0,09% bei der Warenkorbwertgruppe 10 bis 100 Euro am niedrigsten. Für das Zahlungsausfallrisiko im ELV gelten eigene Gesetze. Insgesamt liegt dieses bei männlichen Konsumenten leicht höher als bei weiblichen.

Trotz gestiegener E-Commerce-Aktivität weisen im Ost-West-Vergleich die neuen Bundesländer insgesamt eine niedrigere Chargeback-Quote als die alten auf (0,02% zu 0,12%). Allerdings erweisen sich die Bewohner von Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen als insgesamt noch zurückhaltender beim Online-Einsatz der Kreditkarte. Sie vertrauen noch geringfügig stärker als die Bewohner in den alten Bundesländern der Elektronischen Lastschrift. Dabei birgt das ELV für Online-Händler insgesamt das höchste Zahlungsausfallrisiko. Der Unterschied bei Consumern aus den alten (4,391%) und den neuen (4,224%) Bundesländern ist hier aber nicht besonders hoch.

Sehr wohl lässt sich aber ein Nord-Süd-Gefälle ausmachen: Hessen (3,102%) und Bayern (3,411%) weisen die niedrigsten Rücklastschrift-Quoten auf. Hamburg (5,128%) und Bremen/Bremerhaven (5,914%) liegen eher am unteren Ende. Trauriger Spitzenreiter ist Berlin mit 6,499%.

Den Makel des bundesweit höchsten Zahlungsausfallrisikos im deutschen E-Commerce haben gemäß des Pago Reports 2008 allerdings Bewohner aus dem Postleitzahlgebiet 92 (Amberg, Neumarkt in der Oberpfalz, Weiden in der Oberpfalz, Schwandorf). Sie verursachen nämlich nicht nur mit 82,7% die bundesweit zweitniedrigste Erfolgs-, sondern auch die mit großem Abstand höchste Chargeback-Quote (1,53%). Diese verhängnisvolle Kombination deutet auf eine Vielzahl gelungener Betrugsversuche hin. Auch bei der Rücklastschrift-Quote liegt das PLZ-Gebiet 92 mit 4,126% im oberen Drittel. Umgekehrt hebt sich positiv das PLZ-Gebiet 49 (Osnabrück, Ibbenbüren, Diepholz, Cloppenburg) hervor. Die sehr niedrige Chargeback-Quote in Höhe von 0,03% geht einher mit einer überdurchschnittlich hohen Erfolgsquote von 92,1%.

Der Report basiert auf der Auswertung von rund 30 Millionen Kaufvorgängen und ist nur kostenpflichtig erhältlich. (ots/ml)