Finanzkrise trifft vor allem Neubauvorhaben

Nach Einschätzung der Architekten, die kundenbedingte Veränderungen in der Baubranche in der Regel als erste zu spüren bekommen, beeinträchtigt die Finanzkrise Neubauvorhaben mehr als Modernisierungsprojekte. Das ergab eine Online-Umfrage der auf die Baubranche spezialisierten Heinze Marktforschung. An der Umfrage nahmen Anfang bis Mitte Dezember rund 280 Architekten teil, die zusammen knapp 1300 Bauprojekte betreuen.

Laut Umfrage gehen knapp drei Viertel der Befragten davon aus, dass im Wohnbau bei den Modernisierungsmaßnahmen eher geringe bzw. gar keine Auswirkungen zu spüren sein werden. Im Nichtwohnbau liegt dieser Anteil bei 56%. Den Neubau sehen die Architekten dagegen kritischer. Hier glauben zwei Drittel, dass die Finanzkrise ihre Auftragslage im Wohnbau stark oder sehr stark belasten werde. Im Nichtwohnbau sind es 73%.

Ihre derzeitige Auftragslage bezeichnen 70% der Befragten als befriedigend bis sehr gut. 30% sind mit der aktuellen Situation nicht zufrieden. Zu ihren Erwartungen für die kommenden 12 Monate befragt, sind 53% der Meinung, die Auftragslage werde sich nicht verändern bzw. sogar verbessern. Allerdings gehen 46% von einer Verschlechterung im Vergleich zur aktuellen Situation aus.

Bei der Frage, wann die Krise in der deutschen Bauwirtschaft ihr Maximum erreichen wird, sind etwa ein Drittel der Architekten der Meinung, die Krise werde erst in einem Jahr oder später durchschlagen, nur 2,7% glauben an kurzfristige Auswirkungen (in 1 bis 3 Monaten). Für den Wohnbau geben 3% der Befragten an, dass bereits genehmigte Projekte durch den Auftraggeber abgesagt wurden, 15% seien verschoben worden. Im Nichtwohnbau liegt der Anteil der abgesagten Projekte bei 1,8%, verschoben wurden 6%. Bei dieser Bewertung muss allerdings berücksichtigt werden, dass auch ohne Wirtschaftskrise eine gewisse Anzahl von abgesagten und verschobenen Projekten existiert.

Die Ergebnisse der Untersuchung bestätigen, dass die Bauwirtschaft zurzeit durch Bauüberhänge im Nichtwohnbau über einen Puffer an Aufträgen verfügt, der die kurzfristigen Auswirkungen der Finanzkrise dämpft. Außerdem ist die Modernisierung mit einem Marktanteil von 71% ein relativ stabiler Markt, der die negativen Effekte des weniger umfangreichen Neubaus abmildert.

Die Heinze-Experten gehen davon aus, dass die Finanzkrise auf die Bauwirtschaft durchschlagen wird, allerdings weit weniger dramatisch als in anderen Wirtschaftszweigen. Gleichzeitig habe die Politik durch den noch vorhandenen Auftragspuffer die Chance, mit Hilfe von Infrastrukturmaßnahmen und Förderprogrammen im Wohnbau (z. B. Energieeinsparung, erneuerbare Energien) die Marktschwäche wirksam zu bekämpfen. (ots/ml)