Aufwärtstrend des Konsumklimas setzt sich fort

Trotz nach wie vor unbewältigter Wirtschaftskrise setzt sich der Aufwärtstrend des Konsumklimas fort. Das meldete heute die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg. Ihren Erhebungen entsprechend legten sowohl die Konjunktur-und die Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung  im laufenden Monat erneut zu. Der Gesamtindikator prognostiziert deshalb nach 3,0 Punkten im Juli für August einen Wert von 3,5 Punkten. Er liegt aber auch mit diesem Wert immer noch auf einem relativ niedrigen Niveau.Die positiven Einschätzungen mehrerer Wirtschaftsinstitute, dass die Talsohle erreicht sei und demnächst wieder ein Aufschwung anstehe, führt auch bei den Konsumenten zu einem steigenden Optimismus.

Die Konjunkturerwartung ist deshalb im Juli um 8,6 Punkte deutlich gestiegen und liegt jetzt bei -14 Punkten – gerade noch 6 Punkte unter dem Wert vom Vorjahr und weit über dem Rezessionstief von knapp -33 Punkten am Jahresanfang.

Wie es scheint, haben die Konsumenten das Gefühl, der Abschwung sei beendet, auch wenn es noch nicht aufwärtsgehe. Das entspricht den Einschätzungen zahlreicher Wirtschaftsexperten. So geht die Deutsche Bundesbank in ihrem kürzlich veröffentlichten Monatsbericht davon aus, dass der freie Fall der deutschen Wirtschaft vorerst gestoppt ist. Auch der ifo Geschäftsklimaindex stieg im Juli zum vierten Mal in Folge.

Anlass zu vorsichtigem Optimismus geben zudem Meldungen der Industrie. Zuletzt meldete der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) Anzeichen für ein Ende des Abschwungs. Hinzu kommt, dass bislang der große Schock auf dem Arbeitsmarkt ausgeblieben ist. Die Unternehmen versuchen momentan, Einbußen vor allem mit Kurzarbeit aufzufangen.

Die Einkommenserwartung stieg im Juli noch einmal deutlich. Der entsprechende Indikator legte deshalb um 5 Punkte kräftig zu, nachdem er bereits im Vormonat um 6 Punkte gestiegen war. Er liegt deshalb zum ersten Mal seit April 2008 mit 1,8 Punkten wieder im positiven Bereich.

Neben dem Verschwinden der Inflation dürften die Rentenerhöhungen zum 1. Juli um durchschnittlich 2,4 % dazu beigetragen haben, die Einkommensstimmung zu verbessern. Seit Jahresmitte entlasten auch Maßnahmen des Konjunkturpakets II die Bürger – beispielsweise gesunkene Krankenversicherungsbeiträge und Entlastungen bei der Einkommenssteuer. Diese Maßnahmen in Verbindung mit stabilen Preisen stützen die Einkommensaussichten weiter.

Die Anschaffungsneigung verbesserte sich noch einmal erheblich. Entsprechend stieg der Indikator gleich zweistellig um 10,6 Punkte. Er steht nun bei 25,1 Punkten und liegt damit gut 51 Punkte über dem Niveau des Vorjahres. Ursache ist vor allem das niedrige Preisniveau.

Bei den Verbrauchern sind derzeit technische Konsumgüter wie Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte beliebt. Das belegen entsprechende Untersuchungen der GfK im Handel, wonach in den ersten fünf Monaten dieses Jahres die technischen Konsumgüter Zuwächse verzeichnen. Nach dem GfK Retail and Technology Non-Food Index legten von Januar bis Mai 2009 vor allem die Bereiche Unterhaltungselektronik (+3,3 %), Informationstechnologie (+5,5 %) sowie große und kleine Haushaltsgeräte (+8,6 und +6 %) bei den wertmäßigen Abverkäufen deutlich zu. Der Pkw-Bereich verzeichnet derzeit sogar zweistellige Zuwachsraten bei den Neuzulassungen, was allerdings auf die Abwrackprämie zurückzuführen ist.

Förderlich für die Anschaffungsneigung dürfte zudem die Tatsache sein, dass aufgrund des derzeitig niedrigen Zinsniveaus und infolge der Finanzkrise das Sparen nicht sehr hoch im Kurs steht. Das belegt die rückläufige Sparneigung.

Das Konsumklima steigt damit ebenfalls. Der Gesamtindikator prognostiziert für August 2009 einen Wert von 3,5 Punkten nach 3,0 im Juli. Damit bleibt der private Konsum derzeit wesentliche Stütze der Konjunktur. Allerdings ist das Niveau des Indikators nach wie vor vergleichsweise niedrig.

Eine dauerhafte Stabilisierung des Konsumklimas wird vor allem davon abhängen, wie sich der Arbeitsmarkt weiter entwickelt. Sollte die Zahl der Arbeitslosen im Spätherbst wieder deutlicher steigen, wird das die Verbraucherstimmung mit großer Sicherheit drücken.

(GfK/ml)

Hintergrund der einzelnen Indikatoren:

  • Konjunkturerwartung: Diesem Indikator liegt folgende Frage an die Verbraucher zugrunde: “Was glauben Sie, wie wird sich die allgemeine wirtschaftliche Lage in den kommenden zwölf Monaten entwickeln?” (verbessern – gleich bleiben – verschlechtern)
  • Einkommenserwartung: Diesem Indikator liegt folgende Frage an die Verbraucher zugrunde: “Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die finanzielle Lage Ihres Haushalts in den kommenden zwölf Monaten entwickeln?” (verbessern – gleich bleiben – verschlechtern)
  • Anschaffungsneigung: Diesem Indikator liegt folgende Frage an die Verbraucher zugrunde: “Glauben Sie, dass es zurzeit ratsam ist, größere Anschaffungen zu tätigen?” (Der Augenblick ist günstig – weder günstig noch ungünstig – ungünstig)
  • Konsumklima: Dieser Indikator soll die Entwicklung des privaten Verbrauchs erklären. Seine wesentlichen Einflussfaktoren sind die Einkommenserwartung, die Anschaffungs- und die Sparneigung. Die Konjunkturerwartung wirkt eher indirekt über die Einkommenserwartung auf das Konsumklima

Die genannten Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie “GfK-Konsumklima MAXX” und basieren auf monatlich rund 2000 Verbraucherinterviews. Die GfK-Konsumklimastudie wird seit 1980 erhoben.