Maschinenbau könnte 60.000 Stellen verlieren

Die Krise der Finanz- und Realwirtschaft habe den deutschen Maschinenbau voll erfasst, warnen die Experten der Unt­er­neh­mens­be­ra­tung Roland Berger. Sie erwarten einen kri­sen­be­ding­ten Verlust von bis zu 60.000 Arbeitsplätzen. Das aber sei bei weitem nicht alles, warnen sie. Das Schlimmste stehe erst noch bevor, denn die Automobilkrise beeinflusse den Maschinenbau zeitverzögert. Die Experten von Roland Berger befürchten sogar, der zu Einbruch im Maschinenbau werde noch höher ausfallen als im Automobilbau.Die düstere Prognose ist das Ergebnis der Studie „Maschinen- und Anlagenbau im Abschwung“. Und in der Tat: Die Fakten für den Maschinenbau sind ausgesprochen trübe: So lag der Auftragseingang im deutschen Maschinenbau auch im Juli mit einem Minus von 43 % deutlich unter den Erwartungen und zum neunten Mal in Folge zweistellig unter dem Vorjahreswert.

Allerdings trifft die Krise die einzelnen Segmente unterschiedlich hart. Der Allgemeine Maschinenbau wie Werkzeugmaschinen sowie Druck- und Papiertechnik werde einen massiven Einbruch mit einer mittelfristigen Erholung erleben. Der Schwerindustrie wie Walzwerkstechnik und Bergbaumaschinen stehe hingegen ein struktureller Einbruch von langer Dauer bevor, warnen die Berger-Leute. Bei Maschinen für den täglichen Bedarf, also beispielsweise Nahrungsmittelmaschinen, erwarten die Autoren der Studie dagegen nur einen relativ geringen Rückgang mit kurzfristiger Erholung. Die Hersteller von Komponenten wie Antriebstechnik oder Präzisionswerkzeugen werden deutliche Einbußen zu spüren bekommen. Allerdings rechnen die Roland-Berger-Experten hier mit einer kurz- bzw. mittelfristigen Erholung.

Sie raten den Unternehmen dazu, das Risiko zu streuen, indem mehrere Standbeine bei Technologien und Anwendungen geschaffen werden. Außerdem seien in Krisenzeiten verstärkt Serviceleistungen gefragt statt Neumaschinen, wissen die Analysten. Allgemein gelte, dass breit aufgestellte Hersteller vom Einbruch weniger stark betroffen sind als spezialisierte Anbieter. Auch ein starker Marktauftritt kombiniert mit hoher Kompetenz in den Zielmärkten sei ein wesentliches Erfolgskriterium. Hohe Innovationsgeschwindigkeit und Effizienz im Engineering führen ebenfalls zu besseren Ergebnissen. Auch das Produktdesign müsse kritisch überprüft werden, raten die Autoren der Studie. 30 % der europäischen Hersteller nutzen immer noch weniger als 70 % der Anwendungsmöglichkeiten einer Maschine.

Um Krisenzeiten zu überstehen sei es für Unternehmen enorm wichtig, jetzt zu einer klaren Einschätzung der mittel- und langfristigen Nachfrage zu kommen und ihre Kapazitäten daraufhin anzupassen. Manfred Hader, Partner im Kompetenzzentrum Operations Strategy bei Roland Berger Strategy Consultants beobachtet: „Unternehmen, die gestärkt aus der Krise kommen wollen, passen jetzt schon ihren Break-even-Punkt an die rückläufige Nachfrage an.“ Er empfiehlt, zunächst das gesamte Kundenportfolio auf den Prüfstand zu stellen, um die jeweilige Risikoposition zu bestimmen. Darauf aufbauend biete sich eine Restrukturierung der Aktivitäten unter finanziellen, strategischen und operativen Gesichtspunkten an. Die Restrukturierung lege von Anfang an einen starken Fokus auf Maßnahmen, die Ergebnis und Liquidität kurzfristig verbessern. Hader: „Angesichts der globalen Krise müssen sich Maschinenbauer jetzt Gedanken darüber machen, wie sie sich positionieren, um auf diesem schwierigen Markt zu überleben.“

Die wesentlichen Ergebnisse der Studie stehen in Form einer Präsentationsbroschüre als kostenloser Download im Internet zur Verfügung.

(Roland Berger/ml)