Großes Herbstgutachten: Bruttoinlandsprodukt soll 2010 um 1,2 Prozent steigen

Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute* sind sich in ihrem heute veröffentlichten Herbstgutachten einig, dass der Tiefpunkt der schwersten weltwirtschaftlichen Re­zes­sion seit dem Zweiten Weltkrieg überschritten ist und vieles auf eine konjunkturelle Erholung hindeute. Die Lage an den Weltfinanzmärkten habe sich erheblich entspannt, die Stimmungsindikatoren weisen wieder nach oben. Für 2010 prognostizieren die Instute deshalb einen Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts in Deutschland um 1,2 %.Der neuerliche Aufstieg werde sich in Deutschland aber nur langsam vollziehen, da die Weltwirtschaft lediglich schwach expandiere. Entsprechend gering falle der Zuwachs des deutschen Exports aus. Auch die Inlandsnachfrage verstärke sich eher zögerlich. Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen werde zudem durch erschwerte Finanzierungsbedingungen und nur mäßig verbesserte Absatzperspektiven kaum wachsen. Der Aufschwung bleibe auch die nächsten Monate auf die wirtschaftspolitische Hilfe durch den Staat angewiesen.

Für das laufende Jahr 2009 prognostizieren die Ökonomen der Institute einen Rückgang des BIP um 5,0 %. Im dritten Quartal sei das BIP voraussichtlich um 0,7 % angestiegen. Für das vierte Quartal erwarten die Experten ein kleines Plus von 0,2 %.

Die weltweite Produktion wird nach Meinung der Institute am Ende des laufenden Jahres um 2,5 % geschrumpft sein und im kommenden Jahr um 2 % wachsen. Deutlich stärker werde allerdings das Pendel für den weltweiten Handel ausschlagen. Hier lägen die zu erwartenden Werte in diesem Jahr bei -10,5 % und im kommenden Jahr bei +5,5 %.

Die Inflationsrate wird nach Ansicht der Institute 2010 nur leicht anziehen, da die Minderauslastung der Wirtschaft weltweit hoch bleibe. Lediglich für Öl und einige Rohstoffe erwarte man anziehende Preise.

Die Forscher warnten davor, den richtigen Zeitpunkt für den Ausstieg aus den konjunkturfördernden Maßnahmen zu verpassen. Es sei an der Zeit über entsprechende Ausstiegskonzepte nachzudenken. Andernfalls könnten negative Effekten für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung eintreten. Der Abbau struktureller Defizite sei aber erst 2011 sinnvoll, wenn die Konjunktur sich wieder gefestigt habe. Dabei sei darauf zu achten, dass sowohl das Wachstum als auch die Beschäftigung gefördert oder zumindest nicht geschädigt werden.

Eine Konsolidierung des Staatshaushalts müsse vor allem auf der Ausgabenseite und bei den Steuervergünstigungen ansetzen. Steuersenkungen halten die Experten der Institute für wenig geeignet, solange diese durch Kredite finanziert werden müssten. Eine Gegenfinanzierung sei ihrer Ansicht nach zwar denkbar, aber äußerst schwierig.

Sowohl eine Kurzfassung als auch eine (vorläufige) Langfassung der Gemeinschaftsprognose stehen als kostenlose Downloads im Internet zur Verfügung.

(ifo/ml)

* Am Herbstgutachten waren folgende Institute beteiligt: