Arbeitsmarkt: Trotz Krise 20.000 offene Stellen für IT-Experten

In der deutschen Wirtschaft gibt es aktuell rund 20.000 offene Stellen für IT-Experten. Das besagt eine aktuelle Umfrage des Branchenverbands BITKOM unter mehr als 1500 Unternehmen. Drei Viertel der Hightechfirmen und gut die Hälfte der Anwender von Informationstechnik haben demnach in den vergangenen zwölf Monaten IT-Fachleute eingestellt. Dennoch beklagt jede dritte Firma, dass es nach wie vor einen Mangel an IT-Experten gibt.BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer warnte bei der Vorstellung der Studie, dass der Mangel nach dem Ende der Krise noch massiver werde. Deshalb müsse jetzt schon ein Schwerpunkt auf die Bildungs- und Zuwanderungspolitik gelegt werden.

Von den 20.000 offenen IT-Stellen entfallen nach den Ergebnissen der BITKOM-Studie 13.000 auf die Anwenderbranchen. Weitere 7000 Jobs sind in der ITK-Branche selbst frei, davon 5500 bei Anbietern von Software und IT-Dienstleistungen. Gesucht werden in erster Linie Softwareentwickler. 61 % der IT-Unternehmen mit offenen Stellen suchen Fachleute, die an der Planung, Erstellung und Implementierung von Softwarelösungen arbeiten. Ebenfalls stark gefragt seien IT-Projektmanager. „Es bestätigt sich der Trend, dass die Firmen überwiegend Mitarbeiter mit einer hohen Qualifikation benötigen“, sagte Scheer. Zwei Drittel der Unternehmen suchen ausschließlich nach Hochschulabsolventen.

Kaum Abstriche müssen die Beschäftigten in der ITK-Branche beim Gehalt machen. In gut zwei Drittel (68 %) der Unternehmen liegen die Gehälter auf Vorjahresniveau, bei weiteren 15 % steigen die Bezüge sogar. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Einstiegsgehältern. Nur bei einem Viertel der Unternehmen sinken sie. Zwei Drittel der Firmen geben an, dass ihre Einstiegsgehälter konstant bleiben, bei 5 % steigen sie. Als Berufsanfänger erhalten junge Software-Entwickler in der ITK-Branche je nach Hochschulabschluss und Zusatzqualifikationen in der Regel zwischen 35.000 und 40.000 Euro brutto pro Jahr.

Vor dem Hintergrund des seit Jahren anhaltenden Expertenmangels muss aus Sicht des BITKOM die Modernisierung des Bildungssystems und der Zuwanderungspolitik mit ganzer Kraft vorangetrieben werden. Im Koalitionsvertrag würden zwar Ziele formuliert, aber keine konkreten Maßnahmen und Finanzierungsvorschläge genannt. Der BITKOM hat deshalb im Rahmen der Studie eine Reihe eigener Vorschläge formuliert, die sich in fünf Punkten zusammenfassen lassen:

  • Zuständigkeiten des Bundes im Bildungssektor stärken.
  • MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) sollten mindestens ein Drittel der Unterrichtsstunden ausmachen.
  • Start einer Qualifizierungsinitiative für MINT-Lehrer in der Aus- und Weiterbildung.
  • Aufbau eines E-Learning-Netzwerks für Schulen.
  • Sicherung von IT-Anwendungskompetenz in allen dualen Ausbildungsberufen.

Einen echten Durchbruch verspreche der Koalitionsvertrag hingegen beim Thema Zuwanderung, lobt der Verband. Bürokratische Hindernisse sollen aus dem Weg geräumt und der Zuzug von Fachkräften nach transparenten und gewichteten Kriterien ermöglicht werden. Das bedeute faktisch die Einführung eines Punktesystems, wie es der BITKOM seit Jahren fordert, so Scheer. So werde erstmals eine Zuwanderung von Hochqualifizierten möglich, die sich an den Bedürfnissen des deutschen Arbeitsmarktes ausrichtet und formal einfach handhabbar ist.

(BITKOM/ml)