Outsourcing-Studie: Weniger Produktionsverlagerungen in der Krise

Der Produktionsstandort Deutschland liegt gerade in der Krise wieder im Trend. So lautet das Fazit einer neuen Studie des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), die VDI-Direktor Dr. Willi Fuchs heute in Düsseldorf der Presse vorstellte. Die Studie Produktionsverlagerungen in Zeiten der Krise, die der VDI zusammen mit dem Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung erarbeitete, belege diese Entwicklung mit beeindruckenden Zahlen, so Fuchs. So sei die Zahl der Produktionsverlagerungen um 40 % zurückgegangen.Verlagerten in den beiden Jahren von Mitte 2004 bis Mitte 2006 noch etwa 15 % der Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes Teile ihrer Produktion ins Ausland, so waren es von 2007 bis Mitte 2009 nur noch 9 %. Das ist der niedrigste Wert seit über 15 Jahren. Damit gebe es erstmals in wirtschaftlich schwierigen Zeiten keinen Anstieg der Verlagerungen. Statt einer Kostenflucht halten die Unternehmen laut Studie ihre Kapazitäten lieber zusammen. Außerdem komme mittlerweile auf jeden dritten Verlagerer ein Rückverlagerer. Der Produktionsstandort Deutschland erlebe eine wahre Renaissance.

Während Made in Germany bis heute noch immer ein Synonym für Qualität und Zuverlässigkeit sei, habe das Image des Produktionsstandortes Deutschland in den letzten Jahren gelitten. Immer mehr Unternehmen verlagerten deshalb Ende der 90er Jahre Produktionsstätten teilweise oder sogar ganz ins angeblich attraktivere Ausland. In manchen Jahren sei man aus dem Standort Deutschland geradezu geflüchtet, bedauerte Fuchs.

Das Hauptmotiv seien bis heute die Personalkosten. Drei von vier befragten Unternehmen gaben dies als Grund an. Diese Rechnung sei am Ende aber nicht immer aufgegangen, warnt Fuchs vor falschen Erwartungen. Denn die Personalkosten in der Produktion machten nur einen kleinen Teil der Gesamtkosten eines Produktes aus. Es gebe aber auch andere Argumente für eine Verlagerung der Produktion ins Ausland. So seien Punkte wie die Nähe zu Schlüsselkunden oder die Erschließung neuer Märkte weniger kritisch zu beurteilen als das bloße Schielen nach Kostenvorteilen im Zielland.

Hauptverantwortlich für Rückverlagerungen vormals ausgelagerter Produktionskapazitäten sind laut Studie Qualitätsprobleme am ausländischen Standort. Die eigene Produktion wie auch lokal ansässige Zulieferer erreichen häufig nicht die gewünschte Qualität. Kommen die Zuliefererteile weiterhin aus Deutschland, steigen zudem die Transport- und Logistikkosten.

Laut Fuchs zahlen Unternehmen, die ihre hohe Qualität auch bei der Produktion im kostengünstigen Ausland garantieren wollen, nicht selten drauf. Zudem garantiere das deutsche Zulieferernetzwerk eine große Flexibilität und Lieferfähigkeit. Im Ausland sehe dies leider meist anders aus.

Viele deutsche Unternehmen vergessen laut Studie auch, die Lohndynamik am neuen Standort in die Kalkulation einzubeziehen. Deshalb seien auch bei den Rückverlagerern die Personalkosten ein zunehmendes Motiv.

VDI-Direktor Fuchs zog deshalb bei der Vorstellung der Studie das Fazit: Niedrigere Personalkosten alleine sollten nicht das treibende betriebswirtschaftliche Argument sein, Produktionsstandorte ins Ausland zu verlagern. Nur eine detaillierte Vollkostenrechnung könne als Entscheidungshilfe dazu dienen, dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern eine erfolgreiche Zukunft zu sichern. Optimierungsmöglichkeiten am bestehenden Standort, zum Beispiel die Prozessoptimierung oder die Nutzung von Automatisierungstechniken, liegen häufig brach. Diese auszuschöpfen, sei oftmals nicht nur die intelligentere und anspruchsvollere, sondern auch die wirtschaftlich vernünftigere Lösung.

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie steht als kostenloser Download im Internet zur Verfügung.

(VDI/ml)