Bundesländerranking 2009: Dynamik-Sprung in den neuen Bundesländern

Überraschung im Jubiläumsjahr des Mauerfalls: Sachsen-Anhalt ist Dynamiksieger im siebten wissenschaftlichen Bundesländer-Ranking der Initiative Neue Soziale Marktwirt­schaft (INSM) und der Wirtschaftswoche. Auch auf den Plätzen 2 bis 5 landeten ost­deut­sche Bundesländer (Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen). Platz 6 eroberte Berlin. Das Dynamik-Ranking zeigt, dass alle ostdeutschen Bundes­län­der inklusive Berlins am meisten vom Aufschwung der zurückliegenden Jahre profitieren konnten. Für das Ranking berücksichtigten Wis­sen­schaft­ler der IW Consult einhundert öko­no­mi­sche und strukturelle Indikatoren.Die Auswertung erfolgte zum einen unter dem Aspekt, welche Länder sich am schnellsten verändern (Dynamikranking) und zum anderen, wie die Länder absolut betrachtet positioniert sind (Bestandsranking)

Während im Dynamikranking die ostdeutschen Länder enorm punkten konnten, stehen im Bestandsranking westdeutsche Länder an der Spitze: So belegen Bayern, Baden-Württemberg und Hamburg die ersten drei Plätze. Nirgendwo in der Republik ist das absolute Niveau von Wirtschaftskraft und Wohlstand so hoch wie hier.

Im Detail

Die Bruttowertschöpfung legte im verarbeitenden Gewerbe der neuen Bundesländer in den Jahren 2005 bis 2008 um 22,9 % zu, während sie in Westdeutschland um 13,2 % wuchs. Die Beschäftigtenzahlen in der Metall- und Elektroindustrie stiegen in Ostdeutschland um 9,1 %, im Westen waren es 2,9 %. Dies entspricht in den neuen Bundesländern 41.337 neuen Arbeitsstellen. In allen Wirtschaftssektoren entstanden hier zwischen 2005 und 2008 fast eine viertel Million neue Arbeitsplätze.

Sachsen-Anhalt machte den größten Sprung. Hier sank die Arbeitslosenquote zwischen 2005 und 2008 um 6,2 Prozentpunkte (bundesweit: -3,9 Prozentpunkte). Bei der Steuerkraft, die ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ist, legte das Land um 72,2 % zu (Bundesdurchschnitt: 29,8 %). Das Bruttoinlandsprodukt stieg um 7,7 %.

Erst auf Platz 7 folgt mit Bayern das dynamischste westdeutsche Bundesland, noch vor Baden-Württemberg. Die Platzierung des Freistaates im Dynamikvergleich ist allerdings vor dem Hintergrund eines Wirtschafts- und Wohlstandsniveaus zu sehen, das in Deutschland ansonsten unerreicht ist. Die beiden Länder belegen die Plätze 1 und 2 im Bestandsranking, das das absolute Niveau von Wirtschaftskraft und Wohlstand vergleicht. Ihre starke Performance verdanken sie vor allem auch ihrer exportstarken Industriestruktur in der Automobilherstellung und im Maschinenbau.

Spitze ist Bayern gemeinsam mit Baden-Württemberg auch bei der Arbeits­platz­ver­sor­gung. Sie erreichte 2008 ein Niveau von 74,1 % und bewegt sich damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 70 %. Bayern verfügen im Schnitt über die höchste Kaufkraft bundesweit. Der Freistaat hat mit einem Anteil von 2,8 % zudem den geringsten Anteil an Empfängern von Arbeitslosengeld II.

Weitere wichtige Trends des Bundesländerrankings: Nordrhein-Westfalen und das Saarland haben in den Aufschwungjahren eine nur sehr schwache Dynamik entfalten können. Sie belegen die beiden letzten Plätze und haben damit vom Aufschwung der vergangenen Jahre nur sehr unterdurchschnittlich profitieren können.

Thüringen ist beim absoluten Niveau den alten Bundesländern am dichtesten auf den Fersen. Hier ist beispielsweise die Versorgung mit Arbeitsplätzen (70 %) bereits höher als in Niedersachsen (68,5 %) und Nordrhein-Westfalen (67,4 %).

Bei den Wohlstandsindikatoren wie z. B. dem verfügbaren Einkommen liegen jedoch alle östlichen Bundesländer immer noch unter dem Niveau aller westlichen Bundesländer. Die ostdeutschen Bundesländer leiden auch durchweg stärker unter Einwohnerverlusten als die westdeutschen, ausgenommen das Saarland. Das zeigt, dass trotz aller Erfolge noch viel Aufbauarbeit im Osten zu leisten sei.

Das INSM und die Wirtschaftswoche ergänzten das traditionelle Ranking nach Dynamik und Bestand heuer um ein zusätzliches Krisenranking, das die aktuellen Entwicklungen in der Zeit von Juni 2008 bis Juni 2009 widerspiegelt – insbesondere die Entwicklung der Wirtschaftsleistung, der Arbeitslosenzahlen und der Beschäftigung.

Unter diesen Kriterien betrachtet sind Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg von der Konjunkturkrise weniger stark getroffen worden. Sachsen-Anhalt, Hessen, Niedersachsen, Bremen und Sachsen sind durchschnittlich betroffen. In den exportstarken Bundesländern Bayern, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Nordrhein-Westfalen, das Saarland und Baden-Württemberg hat die Krise überdurchschnittlich starke Einbrüche bei der Wirtschaftsleistung sowie am Arbeitsmarkt verursacht.

Alle Ergebnisse der Studie und detaillierte Stärken-Schwächen-Profile aller Bundesländer können im Internet nachgelesen werden.

(ots/ml)