KfW-ifo-Mittelstandsbarometer: Stimmung im Mittelstand wieder auf Normalniveau

Wie die Konjunkturexperten der KfW Bankengruppe und des ifo Instituts heute mitteilten, hellt sich die Stimmung im Mittelstand erstaunlich schnell auf. So verbesserte sich der Indikator für das mittelständische Geschäftsklima des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers im November um 3,7 Zähler auf 0,0 Saldenpunkte. Mit dem nun bereits achten Anstieg in Folge erreicht der Indikator erstmals seit rund anderthalb Jahren wieder das konjunkturneutrale Normalniveau.Zum Anstieg des Geschäftsklimas tragen sowohl die Einschätzung der aktuellen Lage als auch die Erwartungen bei: So verbesserten sich die Urteile zur aktuellen Geschäftslage merklich um 2,5 Zähler. Sie bleiben mit -7,0 Saldenpunkten aber noch immer klar im negativen Bereich. Einen weiteren deutlichen Sprung nach oben machten hingegen die Geschäftserwartungen für das kommende Halbjahr. Sie zogen um 5,1 Zähler auf 7,4 Saldenpunkte an. Das ist erheblich mehr als eine übliche Schwankung. Eine insgesamt so positive Kombination aus Lagebeurteilung und Geschäftserwartung trat zuletzt vor mehr als fünf Jahren auf.

Bei den Großunternehmen entwickelt sich das Geschäftsklima ähnlich günstig wie im Mittelstand (+4,8 Zähler auf -7,6 Saldenpunkte). Die Verbesserungen bewegen sich aber noch immer auf dem deutlich niedrigeren Niveau, auf das die international stark integrierten großen Firmen durch die globale Rezession gefallen sind. Anders als im Mittelstand ist bei den Großunternehmen allerdings die Verbesserung der Lageeinschätzung (+6,8 Zähler auf -21,8 Saldenpunkte) wesentlich ausgeprägter als die Aufhellung der Erwartungen (+2,3 Zähler auf 7,8 Saldenpunkte).

Der Druck zum Abbau von Arbeitsplätzen lässt nach Beobachtung der Experten weiter nach: Während die Großunternehmen ihre Beschäftigungserwartungen praktisch unverändert lassen (+0,3 Zähler auf -6,4 Saldenpunkte), fällt der Zuwachs bei den Mittelständlern sogar so deutlich aus, dass deren Beschäftigungspläne zuletzt wieder den langfristigen Durchschnitt erreichten (+3,2 Zähler auf 0,0 Saldenpunkte).

Im Vergleich der vier Hauptwirtschaftsbereiche sticht die rasante Erholung des Verarbeitenden Gewerbes besonders ins Auge; allerdings war es von der weltweiten Rezession zuvor auch besonders in Mitleidenschaft gezogen worden. Die trotz äußerst kräftiger Zuwächse (Mittelstand: +5,5 Zähler auf -3,5 Saldenpunkte; Großunternehmen: +6,7 Zähler auf -13,8 Saldenpunkte) weiter negativen Niveaus beim Industrieklima sind ein Beleg, dass die Krise noch immer nachwirkt.

Vor allem die Lageurteile in der Industrie sind weiter sehr schlecht – sowohl im Mittelstand (-18,9 Saldenpunkte), besonders aber in der Großindustrie (-39,2 Saldenpunkte). Stimmungsspitzenreiter sind momentan die Mittelständler im Einzel- und Großhandel, gefolgt von den großen Firmen des Einzelhandels. Demgegenüber berichten sowohl die großen Firmen des Großhandels als auch die Baufirmen in beiden Unternehmensgrößenklassen von geringfügigen Klimaverschlechterungen. In allen drei Fällen pendelten die Klimaindikatoren zuletzt um die Nulllinie.

Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, warnt trotz der guten Werte weiter zur Vorsicht. Vor allem der Arbeitsmarkt stelle noch ein latentes Risiko dar. Eine stärkere Aufhellung des Geschäftsklimas sei angesichts des schon guten Wertes für die kommenden Monate kaum zu erwarten. Die konjunkturelle Dynamik wird 2010 seiner Meinung nach eher bescheiden ausfallen.

(KfW/ml)