Softwarefehler: Bankkunden ärgern sich über defekte Karten

Ein Softwarefehler im Mikrochip von Millionen von Giro- und Kreditkarten bereitet derzeit Banken und Bankkunden großes Kopfzerbrechen. Ein Fehler in der Software des Mikrochips verhindert offenbar die richtige Verarbeitung der Jahreszahl 2010. Dadurch verweigerten in den Tagen nach Neujahr Bankautomaten und Kassenterminals im Einzelhandel die Annahme der Karten.Auf die Kartensicherheit habe dieser Fehler allerdings keine Auswirkung, beschwichtigt der Bundesverband deutscher Banken. Es bleibt allerdings der Fantasie der Bankkunden überlassen, Vermutungen über die Programmierqualität der Kartensoftware auch in Hinsicht auf die Sicherheit anzustellen, wenn diese einen derart gravierenden Fehler enthalten konnte, ohne dass das bei Prüfungen im Vorfeld erkannt wurde.

Den Kunden seiner Mitgliedsbanken gibt der Bankenverband derzeit folgende Empfehlungen:

In Deutschland an Geldautomaten

Bei den privaten Banken sind nach Angaben des Bankenverbands bereits der Großteil der insgesamt rund 11.500 Geldautomaten so umgestellt worden, dass sie alle Girocards (sog. ec-Karten) verarbeiten können. Soweit dem Verband bekannt, gilt dies auch für Geldautomaten anderer Kreditinstitute im Inland.

Beim Einsatz von Kreditkarten an Geldautomaten kann es laut Bankenverband allerdings zu Einschränkungen kommen. Der Verband empfiehlt, an Geldautomaten bis auf weiteres die Girocards und nicht Kreditkarten einzusetzen. An einer Lösung dieser Nutzungseinschränkung werde intensiv gearbeitet.

Der Verband bittet darum, das Problem nicht durch Abdecken des Chips mit einem Klebestreifen zu lösen versuchen. Dies könnte laut Verband Karte und Lesegerät beschädigen. (Anmerkung der Redaktion: Dies könnte in der Tat sogar hohe Schadensansprüche der betriebenden Bank an den Kunden nach sich ziehen!)

In Deutschland an Händlerterminals

Bei den betroffenen Girocards kann es noch zu Einschränkungen im Zahlungsverkehr an Händlerterminals kommen. Bis heute (Freitag) sollen aber rund 85 % aller Händlerterminals wieder alle Girocards verarbeiten, bis Montag nächster Woche soll wieder eine 100-prozentige Funktionsfähigkeit hergestellt werden.

Im Ausland

In weiten Teilen des Auslands kommt es laut Bankenverband derzeit noch zu Einschränkungen im Zahlungsverkehr mit den von den Fehlern betroffenen Girocards und Kreditkarten an Geldautomaten und Händlerterminals.

Der Bankenverband bemüht sich nach eigenen Angaben derzeit jedoch, kurzfristig für die fünf großen Urlaubsländer Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich und Spanien durch neue Konfigurierungen der Geldautomaten und Händlerterminals eine Akzeptanz aller von privaten Banken ausgegebenen Karten sicherzustellen.

Derzeit im Ausland befindlichen Urlaubern empfiehlt der Verband, einen Einsatz der Karte zu versuchen, da der größte Teil der Karten von den Fehlern nicht betroffen sei und selbst betroffene Karten an vielen Terminals uneingeschränkt funktionieren würden. Sollte dies nicht zutreffen, empfiehlt der Verband, mit einer Kreditkarte am Schalter eines Kreditinstituts Bargeld abzuheben. In Notfällen stünden für kurzfristige Bargeldüberweisungen auch andere erprobte Verfahren zur Verfügung. Im Bedarfsfalle sollten Kunden mit ihrer Bank in Deutschland Kontakt aufzunehmen.

Kunden, die derzeit planen ins Ausland zu reisen, sollten sich möglichst vor der Reise in Deutschland mit Reiseschecks von ihrer Hausbank eindecken.

(Quelle: aus einer Empfehlung des Bankenverbands adaptiert)

Die privaten Banken bedauern zwar laut Bankenverband die entstandenen Unannehmlichkeiten und entschuldigen sich öffentlich bei allen betroffenen Kunden, sie sind jedoch nicht die Verursacher des Ärgers, sondern der niederländische Hersteller Gemalto, von dem die Software der defekten Chips stammt.

Der Fehler dürfte in jedem Fall hohe Kosten nach sich ziehen. Für den Fall, dass eine derzeit in Erwägung gezogene Umprogrammierung der betroffenen Karten über die Geldautomaten nicht klappt, müssten wohl rund 30 Millionen fehlerhafte Karten ersetzt werden. Dann kämen auf die Banken Kosten in Höhe von bis zu 240 Millionen Euro zu.

(ml)