Handwerk: Geschäft und Umsatz stabil, Erwartungen optimistisch

Die krisenbedingte Talfahrt im Handwerk ist nach Einschätzung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform beendet. Viele deutsche Hand­werks­betriebe schätzen ihre Lage jetzt im Frühjahr besser ein als in den vergangenen Quartalen. Die gestiegenen harten Kon­junk­tur­in­di­ka­to­ren zur Umsatz- und Personalentwicklung unterstreichen diese Einschätzung der Betriebe. Die von Creditreform im Februar durch­ge­führ­te Umfrage unter 3000 Handwerksbetrieben zeigt weiter, dass auch die Erwartungen für die zukünftige Umsatz-, Ertrags-, und Personallage gestiegen sind. So planen immerhin drei Viertel der Handwerksbetriebe ihren Personalbestand in diesem Jahr unverändert zu lassen.Im Frühjahr 2010 berichten 35,4 % der Handwerker von einer guten Geschäftslage – ein Plus von 3,8 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr (31,6 %). Gleichzeitig ist der Anteil der Betriebe, die ihre Lage mit schlechten Noten beurteilen, um 4,5 Prozentpunkte auf 9,6 % gesunken (Vorjahr: 14,1 %). Nahezu unverändert geblieben ist die Einschätzung einer befriedigenden oder ausreichenden Geschäftslage (54,1 %; Vorjahr: 53,6 %). Damit liegt der Saldo aus guten und schlechten Bewertungen mit 25,8 Prozentpunkten 8,3 Prozentpunkte höher als im Vorjahr (17,5 Prozentpunkte). Im Branchenvergleich erzielt der Geschäftsklima-Saldo im Ausbauhandwerk den besten Wert (33,5 Prozentpunkte). Am schlechtesten ist die Stimmung unter den Betrieben des Kfz-Handwerks (Geschäftsklima-Saldo: 12,2 Prozentpunkte).

Die verbesserte wirtschaftliche Lage des Handwerks lässt sich auch anhand der Umsatz- oder Beschäftigtenentwicklung belegen. Innerhalb des vergangenen Jahres ist der Umsatz bei jedem fünften Unternehmen gestiegen (21,2 %; Vorjahr: 20,6 %). Und die Zahl der Betriebe mit Umsatzeinbußen hat sich um 2,8 Prozentpunkte verringert (2010: 30,7 %; 2009: 33,5 %). Damit erreicht der Saldo aus gestiegenen und gesunkenen Umsätzen mit -9,5 Prozentpunkten zwar erneut einen negativen Wert, allerdings fällt dieser um 3,4 Prozentpunkte besser aus als im Vorjahr (-12,9 Prozentpunkte).

Die Beschäftigungsnachfrage des Handwerks zeigt sich robust. Immerhin hat sich die Zahl der Betriebe, die ihren Personalbestand im vergangenen halben Jahr unverändert ließen, auf fast 60 % erhöht. Per saldo haben die Handwerksbetriebe ihre Beschäftigung leicht abgebaut. Jeder fünfte Betrieb (18,7 %) hat im vergangenen halben Jahr neue Arbeitskräfte eingestellt – auch im Jahr zuvor waren es 18,3 %. Von Entlassungen berichten 21,1 % der Handwerksbetriebe (2009: 22,7 %). Der stärkste Personalabbau fand im Nahrungsmittelhandwerk statt (Beschäftigungssaldo: -18,8 Prozentpunkte). Lediglich im Ausbauhandwerk nahm die Beschäftigung per saldo zu (Saldo: +5,5 Prozentpunkte).

Die gestiegenen Erwartungen kündigen sogar eine konjunkturelle Erholung an. So rechnen im Frühjahr 21,6 % der Handwerksbetriebe mit steigenden Umsätzen. Im Vergleich zum Vorjahr (14,5 %) ein Plus von 7,1 Prozentpunkten. Mit sinkenden Umsätzen rechnen nur noch 21,9 %. Im Frühjahr 2009 war dies noch bei 37,4 % der befragten Handwerksbetriebe der Fall. Der Saldo aus erwarteten gestiegenen und gesunkenen Umsätzen ist mit minus 0,3 Prozentpunkten nahe dem positiven Bereich. Im Vergleich zum Vorjahr (-22,9 %) eine Verbesserung um deutliche 22,6 Prozentpunkte.

Abgesehen vom Bau- und Kfz-Handwerk (-3,2 bzw. -36,2 Prozentpunkte) fallen die Umsatzerwartungen in den vier anderen Handwerksbereichen durchweg positiv aus: Ausbauhandwerk (+4,0 Prozentpunkte), Nahrungsmittelhandwerk (+9,4 Prozentpunkte), personenbezogene Dienstleistungen (+10,6 Prozentpunkte) und Metallhandwerk (+8,8 Prozentpunkte).

Auch die Ertragserwartungen für die kommenden Monate sehen wieder freundlicher aus: Fast jeder fünfte Betrieb (19,1 %) rechnet im kommenden halben Jahr mit steigenden Erträgen, während jeder vierte Betrieb (25,8 %) sinkende Ertragseinnahmen prognostiziert. Damit hat sich der Ertragssaldo im Frühjahr 2010 mit -6,7 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr (-30,1 Prozentpunkte) deutlich gesteigert.

Die stabilisierende Wirkung des Handwerks auf den Arbeitsmarkt bleibt bestehen. Im Frühjahr 2010 planen immerhin drei Viertel der befragten Handwerksbetriebe (72,8 %) ihren Personalbestand in diesem Jahr unverändert zu lassen. Im Vergleich zu 2009 (69,1 %) entspricht das einer leichten Verbesserung um 3,7 Prozentpunkte. Neueinstellungen planen mittlerweile 11,6 % der Betriebe (Vorjahr: 9,5 %). Nur noch 15 % der Handwerker rechnen damit, in diesem Jahr Entlassungen vornehmen zu müssen. 2009 gab das jeder Fünfte an (20,4 %).

Jeder zweite Betrieb (50,3 %) möchte in diesem Jahr Investitionen durchführen. Das sind 2,1 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Bei einem Vergleich der verschiedenen Wirtschaftsbereiche im Handwerk geben sich die Betriebe aus dem Nahrungsmittelhandwerk mit durchschnittlich 66,9 % am investitionsfreudigsten. Zurückhaltender über zukünftig geplante Investitionsausgaben sind die personenbezogenen Dienstleister mit durchschnittlich 42,4 %.

Das Zahlungsverhalten der Kunden im Handwerk ist verbesserungswürdig. So bewerten 41 % der Befragten das Zahlungsverhalten ihrer Kunden mit gut oder sehr gut. Im Vorjahr waren es mit 40,4 % rund 0,6 Prozentpunkte weniger. Über die Hälfte der Unternehmen (51,4 %) beurteilt das Zahlungsverhalten der Auftraggeber mit befriedigend und ausreichend (2009: 53,4 %). Ein mangelhaftes Zahlungsverhalten beklagen 7,3 % (2009: 6,0 %) der Befragten.

Das Insolvenzrisiko hat sich im Frühjahr weiter erhöht. Dementsprechend ist im deutschen Handwerk die Zahl der Unternehmensinsolvenzen von 6350 (2008) auf 6470 um 1,9 % gestiegen.

Die Ergebnisse der Umfrage Wirtschaftslage Handwerk, Frühjahr 2010 stehen als kostenloser Download im Internet zur Verfügung.

(Creditreform/ml)