Gasmarkt: Endkundenpreise für Gas sind viel zu hoch

Der Endkundenpreis für Privatkunden in Deutschland liege rund 30 % über dem Mittelwert der Europäischen Union und sei damit viel zu hoch, kritisiert Claudia Kemfert, ihres Zeichens Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Sie fordert von der Bundesregierung Maßnahmen für mehr Wett­be­werb. So sei der aktuelle Großhandelspreis an der Börse als Folge eines weltweiten Überangebots an Gas derzeit zwar niedrig, doch die günstigen Einkaufspreise würden nicht an Kunden weiter­ge­ge­ben, klagt die Energieökonomin.

Der deutsche Gasmarkt ist laut Kemfert „noch immer sehr verkrustet“. Zwar existierten knapp 700 Regional- und Ortsunternehmen, doch nur wenige überregionale Gasunternehmen mit direktem Gasbezug. Kemfert: „Die drei größten Gasanbieterunternehmen in Deutschland haben einen Marktanteil von bis zu 80 %.“ Eon sei zudem nahezu das einzige Unternehmen, welches einen direkten Zugang zu Erdgasförderquellen besitze und den größten Teil der Gasimporte aus Russland beziehe – in erster Linie von Gazprom. „Die oft über Jahrzehnte laufenden Verträge enthalten Preisklauseln mit der Bestimmung, dass der Gaspreis dem Ölpreise mit einem ungefähren Zeitabstand von sechs Monaten folgt“, schreibt Kemfert und kritisiert: „Dieser Zustand wird durch die neue Ostseepipeline zementiert.“

Der europäische Gasbezug muss nach Meinung der Berliner Ökonomin auf eine breitere Basis gestellt werden, auch mittels alternativer Leitungsrouten wie der geplanten Nabucco-Pipeline. Zudem müsse der Wettbewerb insbesondere durch Flüssiggas gestärkt werden. Kemfert: „Deutschland sollte ein Terminal für Flüssiggas bauen, um viel flexibler als bisher Gas beziehen und handeln zu können. In den Bundesministerien hat sich diese Einsicht längst durchgesetzt.“ Es bleibe zu hoffen, dass die Bundesregierung diesen Punkt auch in ihr Energiekonzept aufnimmt, dessen endgültige Fassung Ende September veröffentlicht werden soll.

In diesem Energiekonzept müsse die Regierung Merkel zudem Wege zu mehr Wettbewerb beim Gas einplanen. Kemfert: „Es gilt die Regel: Je mehr Flexibilität und Liquidität durch Diversifikation der Anbieterländer und Transportwege inklusive LNG (Red.: Flüssiggas) ermöglicht wird, desto mehr Wettbewerb kann entstehen. Und umso preisgünstiger wird das Gas. Diese Entwicklung wäre hochgradig wünschenswert, aus Gründen des Klimaschutzes und der Versorgungssicherheit.“

Ein ausführlicher Beitrag der DIW-Ökonomin zum Thema kann auf dem Energie-Portal energlobe.de nachgelesen werden.

(DIW / ml)