Gesellschaft und Wirtschaft: Leistung wird den Deutschen wieder wichtiger

Geht es nach einer Umfrage der Gesellschaft für Konsum­for­schung (GfK), dann gewinnen leistungsorientierte Werte, wie Innovationen und Wettbewerb, derzeit an Bedeutung. Die GfK-Experten sehen darin eine erste Auswirkung des aktuellen wirtschaftlichen Auf­schwungs auf die Wert­vor­stel­lungen der Deutschen. Noch ist jedoch die Sicherheit der Wert, der bei den meisten Deutschen an erster Stelle steht.

Knapp drei Viertel von ihnen glauben zudem, dass die Bedeutung der Sicherheit sogar noch zunehmen werde. Für die Studie Bedeutungswandel von Werten wurden im August über 1000 Bundesbürger befragt.

Bereits bei einer ersten Befragung zu diesem Thema im Januar war die große Mehrheit der Deutschen der Meinung, dass Sicherheit als Wert an Bedeutung zulege. Daran hat sich auch gut 6 Monate später nichts geändert. Nahezu unabhängig von Einkommen, Herkunft und Geschlecht zeigt sich bei den Verbrauchern weiterhin ein hohes Sicherheitsbedürfnis. Etwa drei Viertel der Befragten nehmen an, dass Sicherheit in der aktuellen Situation wichtiger wird. Umgekehrt sind nur 4 % der Ansicht, dass Sicherheit an Relevanz verliert.

Während jedoch vor einem guten halben Jahr das eigene Zuhause als Ort der Gebor­gen­heit auf Rang zwei folgte, steht heute Leistung höher im Kurs. Etwa zwei Drittel der Deutschen sind der Ansicht, dass es stärker auf Einsatz und Engagement ankommt. Das sind 7 Prozentpunkte mehr als noch im Januar. Passend dazu legten auch die Themen Wettbewerb und Innovation stark zu: Knapp die Hälfte der Befragten und damit 10 Prozentpunkte mehr als bei der vorherigen Erhebung geben an, dass es stärker darauf ankommt, konkurrenzfähig zu sein. Und 44 % nehmen an, dass der Weg zurück an die wirtschaftliche Spitze über neue Ideen führt. Damit legte der Wert um 8 Prozentpunkte zu. Auch dem Thema Macht wird heute eine höhere Relevanz beigemessen. 32 % der Menschen meinen, dass es stärker auf Macht ankommt als früher – das sind 7 Prozentpunkte mehr als noch im Januar.

Der Trend zum Homing, dem Rückzug in die eigenen vier Wände, scheint sich dagegen abzuschwächen. Das eigene Zuhause hält heute nur noch gut die Hälfte für einen Wert, der an Wichtigkeit gewinnt; damit fällt das Thema von Rang 2 auf Rang 5 zurück. Auch der Begriff Solidarität gerät etwas aus dem Blick: War im Januar noch knapp die Hälfte der Befragten der Ansicht, dass es stärker auf Gemeinschaftsgeist ankommt, sehen das heute nur noch 41 % so. Die Konsumforscher gehen davon aus, dass angesichts einer wiedererstarkenden Wirtschaft mehr Menschen einen gesteigerten Wettbewerb wahrnehmen und glauben, das Zusammengehörigkeitsgefühl sei weniger wichtig.

Ein Aus für Mitgefühl und Menschlichkeit sehen die GfK-Experten aber nicht, da auf den Plätzen 3 und 4 in der Werthierarchie – und damit nach wie vor mit an der Spitze der Aufsteiger – die Werte Verantwortung und Vertrauen liegen.

Mit Abenteuern und Luxus können die Deutschen nach Ansicht der GfK nach wie vor wenig anfangen. Zwar legten beide Werte in den vergangenen Monaten etwas zu, doch reicht dieser Zuwachs nicht, um sie im Ranking nach vorne zu holen. Dennoch sehen die Experten positive Signale für den Konsum: Im Vergleich zum Januar sind derzeit mehr Menschen der Ansicht, dass Verzicht in nächster Zeit weniger im Fokus steht. Die Anzahl derer, die denken, dass weniger Zurückhaltung gefragt ist, stieg um die Hälfte von 14 auf 21 %.

(GfK / ml)